Notstandsglaube

Der Dichter Eugen Roth, der in vielen seiner Gedichte, die Schwächen und Grenzen unseres Menschseins humorvoll beschrieben hat, erinnert uns im folgenden Gedicht auch ans Beten.

„Ein Mensch, solang es gut ihm geht, / denkt nur selten ans Gebet, / lebt in den Tag hinein sein Leben, / denkt nicht an den, der’s ihm gegeben. / Und schiebt selbst noch den schuld’gen Dank / wie’s Frommsein auf die lange Bank. / Doch wenn ein Unglück ihn ereilt,/ dann wird der Himmel angepeilt:/ ‚Mein Gott – wenn es dich geben sollte – / schon längst ich zu dir kommen wollte … / Wie kannst du solches an mir tun? / So komm herbei und hilf mir nun! ‚ / Wird dann der Anruf nicht gehört, / dem Notstandsglauben ab er schwört. / ‚Wie kann ich denn Vertrauen fassen, / zu dem, der mich in im Stich gelassen?‘ / Ob er das Beten je begreift, / der Gott wie einem Dienstmann pfeift?“

 

Kein Grund zum Feiern sondern zur Umkehr

Vier „Jubiläen“ werden von verschiedenen Gruppen im Jahr 2017 begangen. Sie sind aber für uns als  Katholiken kein Grund zum Feiern sondern zur Umkehr.

1.) Die protestantischen Gemeinschaften begehen ihr 500-jähriges Bestehen. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine legendären 95 Thesen an der Kirche in Wittenberg angeschlagen haben. Auch wenn dieser Thesenanschlag nie so geschehen ist, so hat doch Martin Luther durch seine Schriften und seine Wirken die Reformation ausgelöst, die nicht zu einer Erneuerung des Glaubens, sonder zu einer Kirchenspaltung geführt hat, die in der Folge viel Leid, Unheil und Kriege mit sich brachte.

2.) Auch die Freimaurer feiern 300 Jahre ihres Bestehens. Am 24. Juni 1717 kam es in London  zur Gründung der „Vereinigten Großloge von England“. Als Geheimgesellschaft wirken sie zwar immer im Hintergrund. Aber es lässt sich geschichtlich nachweisen, dass führende Freimaurer bei allen Revolutionen, Kriegen, Umstürzen und Angriffen auf die katholische Kirche federführend mitwirkten.

3.) Vor 100 Jahren, am 25. Okt. 1917 (julianischer Kalender), kam es in Russland zur sogenannten Oktoberrevolution, zur gewaltsamen Machtübernahme durch die Kommunisten. Unter den vielen kommunistischen Diktaturen wurden bis heute etwa 100 Millionen Menschen getötet. Und dieses linke, kommunistische, sozialistische oder grüne Gedankengut breitet sich bis heute unaufhörlich aus.

4.) Wegen dieser unheilvollen Entwicklung in unserer Welt hat uns Maria vor 100 Jahren (1917) in Fatima zum Rosenkranzgebet, zur Weihe an ihr unbeflecktes Herz und zur Bekehrung und Buße aufgerufen. Dieses Jubiläum erinnert und daran, dass wir ihrer Einladung mit erneutem Eifer folgen sollten im Vertrauen darauf, dass ihr unbeflecktes Herz triumphieren wird nach allen Prüfungen.

 

Jesus, du bist der Retter. Komm und rette uns!

Jesus hat damals zu den Hohenpriestern und Ältesten, die ihr Herz gegen ihn und seine Botschaft verhärtet hatten, gesagt: „Amen, das sage ich euch: Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr“ (Mt 21,31). Wie diese Verheißung auch heute noch in Erfüllung geht, darüber hat uns eine gläubige, mutige und missionarische Katholikin ein wunderbares Zeugnis gegeben. Sie erzählt:

»Vor einigen Jahren wartete ich am Abend in einer Großstadt auf den Bus. Er kam und kam nicht. Da näherte sich eine Prostituierte. Als sie versuchte, sich an die Männer in unserer Nähe heranzumachen, rief ich innerlich zu Jesus: „Du bist der Retter, rette sie!“ Als die Frau bei den Männern keinen Erfolg hatte, kam sie auf mich zu. Ich wischte sorgfältig die Regentropfen vom Sitzplatz neben mir weg. Sie staunte über meine Geste und fragte, weshalb ich das tue.  „Ich möchte verhindern, dass Sie sich schmutzig machen.“

Sie steht staunend da und sagt: „Das ist aber nicht gerade häufig, diese Aufmerksamkeit für andere.“ „Das stimmt, und deshalb ist man ja auch oft allein.“ Sie stößt einen tiefen Seufzer aus und sagt: „Einsamkeit, das kenne ich!“ Ich entscheide mich, sie zu duzen, und wage den ersten Schritt: „Du kennst die Einsamkeit, aber kennst du auch Jesus?“ Sie überlegt. „Ist das der, den sie Christus nennen?“ „Ja, er ist dein Retter.“ „Er kann mich retten? Wann?“ „Ich weiß es nicht, bitte ihn darum. Er kommt und rettet dich.“ Sie steht auf, faltet die Hände, schließt die Augen und fleht laut: „Jesus, rette mich!“ Dann wendet sie sich wie ein kleines Mädchen, das sein Bestes versucht hat, an mich und fragt: „Reicht das so?“ „Ja, das reicht. Mach das oft so, dann wird er dich retten.“ Da gerade der Bus kam, kritzelte ich schnell meine Telefonnummer auf einen Zettel und gab ihn ihr.

Mehrere Monate vergingen. Eines Abends rief sie mich an und bat darum, mich mit ihr zu treffen. Sie fügte hinzu, sie sei nicht allein. In der Tat, als ich ankam, waren da fünf Prostituierte. Sie erzählten mir, jeden Tag träfen sie sich, um eine halbe Stunde lang zu wiederholen: „Jesus, du bist der Retter. Komm und rette uns!“ Sie luden mich ein, mich ihnen anzuschließen, wenn ich könnte.

In den folgenden Monaten wuchs die Gruppe. Schließlich waren es 27 Personen. Manchmal versuchte ich, ihnen eine kleine Katechese zu halten, doch sie antworteten mir: „Das wissen wir schon. Jesus hat es uns gelehrt!“

Heute, nach zwei Jahren, haben diese Prostituierten im Sakrament der Versöhnung eine Antwort auf ihr Beten empfangen und beschlossen, ihr Leben radikal zu ändern. Oft haben sie auf ganz unerwartete Weise Arbeit gefunden, viele haben kirchlich geheiratet, Kinder bekommen und führen ein Familienleben in Treue und im Gebet. Einige machen sogar eine Katechetenausbildung, um dann Zeugnis zu geben von der wunderbaren Begegnung, die ihr Leben verändert hat. Für Gott ist nichts unmöglich!«

 

Ich habe meine Abtreibung überlebt

Gianna Jessen, dir ihre Abtreibung überlebte, engagiert sich heute international mit Vorträgen für das Leben. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit jedes Jahr 42 Millionen Kinder abgetrieben.

Giannas leibliche Mutter war 17, als sie sich 1977 dazu entschied, ihr Kind im 8. Monat abtreiben zu lassen. In einer Klinik in Los Angeles wurde der jungen Frau eine Salzlösung in die Gebärmutter eingeführt, damit das Baby verätzt wird. Spätestens nach 24 Stunden kommt es zu einer Totgeburt.

Doch wie durch ein Wunder kam Gianna lebendig zur Welt – mit schweren Verletzungen. Eine Krankenschwester ließ die kleine Gianna in ein nahe gelegenes Kinderkrankenhaus bringt. Die Ärzte prognostizierten, dass Gianna schwerstbehindert sein würde. Gianna kam zu gläubigen Pflegeeltern, die sich liebevoll um sie kümmern, so dass nur ein leichte Behinderung beim Gehen zurückblieb.

Als Gianna 12 Jahren alt war, fragte sie am Heiligen Abend ihre Pflegemutter, warum sie nicht so laufen könne wie andere Kinder. Da erfuhr sie von ihren Pflegemutter ihre Geschichte. „Es mag nicht Gottes Wille sein, Dich vollständig zu heilen, aber er möchte mit Deiner Hilfe andere Menschen erreichen“, erklärt sie ihr.

Schon bald engagiert sich das junge Mädchen gegen Abtreibungen.

In Talkshows und öffentlichen Vorträgen erzählt sie ihre Geschichte und setzt sich bis heute für ein Verbot von Spätabtreibungen ein.

Aus ihrem Glauben an Jesus macht Gianna Jessen bei
keinem ihrer Auftritte einen Hehl. „Ich weiß, dass es heutzutage weithin als politisch unkorrekt gilt, in öffentlichen Räumen von Jesus zu sprechen. Aber es ist allein die Gnade Gottes, aus der wir alle leben. Ich habe überlebt, damit ich von ihm erzählen kann.“

 

Hl. Laura Montoya Upegui – Bist du nicht die Freundin Gottes?

Madre Laura Montoya Upegui (1874 – 1949) ist die erste heiliggesprochene Kolumbianerin. Sie gründete eine Missionsgemeinschaft, die sich ganz der Evangelisierung der Ureinwohner von Kolumbien widmete. In ihrer Autobiographie, die sie im Auftrag ihres Bischofs verfasste, berichtet sie von einer wunderbaren Begebenheit, die uns zeigt, dass wir in allen Stürmen und Unwettern unseres Lebens auf Gottes Macht vertrauen sollen. Die hl. Laura erzählt:

»Auf einem Gang durch den Dschungel, von einer Missionsstation zur anderen, begleitete mich einmal ein Indiomädchen. Wir waren noch nicht lange unterwegs und gingen gerade an einem Fluss entlang, der sich am Fuß des Andengebirges dahinschlängelte, als vor uns dunkle Regenwolken aufzogen. Ein mächtiger Sturm kündigte sich durch Blitze und Donnerrollen an. Als wir uns in die Richtung umwandten, aus der wir gekommen waren, sahen wir, dass sich auch dort ein riesiger Sturm zusammenballte. Ebenso bildeten sich zu unserer Linken und Rechten rasch schwere Gewitterwolken. Das Indianermädchen rief verängstigt: „Schau, Madre, diese ‚vier Regen‘ werden uns wegspülen!“ – „Ja“, antwortete ich ihr, „da kann man nichts machen. Wir werden das aus Liebe zu Gott ganz einfach ertragen.“ Aufgeregt drängte das Mädchen: „Bist du nicht die Freundin Gottes? Also, warum lässt du es zu, dass der Regen uns durchnässt? Hast du mich vielleicht nicht gern, Madre?“ – „O, ich liebe dich sehr, Töchterchen“, erwiderte ich ihr, „doch wenn Gott diesen Regen schickt, der uns durchnässen wird, was können wir dagegen tun?!“ Da schimpfte sie aufgebracht: „Es ist deine Schuld, wenn der Regen mich durchnässt, denn du könntest deinen Gott bitten, keinen Regen zu schicken. Er wäre bestimmt gut zu dir und würde es nicht regnen lassen.“ Diese Worte rührten mich, denn sie zeigten mir deutlich, dass die Indianerin in Wirklichkeit ein Wunder erwartete. Sie vertraute tatsächlich darauf, Gott könnte es verhindern, dass ‚die vier Regen‘ losbrachen … Nun warteten wir gemeinsam nur noch darauf, welcher der ‚vier Regen‘ uns als erster erreichen würde. Das gewaltige Herantosen der Regenschauer hörte sich an, als würden Berge zusammenstürzen und massenhaft Geröll mit in die Tiefe reißen. Schon schlugen Blitze links und rechts von uns ein, und auch mir wurde angst und bange. Verrückt vor Angst schrie das Mädchen: „Das ist deine Schuld! Das ist deine Schuld!“ In dem Moment betete ich zu Gott:
„Herr, zur Verherrlichung Deines Namens und um dieses Indiomädchen zu bekehren, bitte ich Dich voll Vertrauen, zeige Deine Macht der Barmherzigkeit!“
Kaum hatte ich inständig ein Vaterunser gebetet, erreichte uns auch schon der Regen aus allen vier Richtungen.

Doch wir setzten unseren Fußmarsch von weiteren 45 Minuten unverdrossen fort, und zwar komplett trocken! Denn der Regen, der vor uns niederprasselte, wich stets vor unserem nächsten Schritt zurück. Der Regen hinter uns blieb immer im gleichen Abstand von zwei, drei Meter Entfernung. Und die Regenschauer links und rechts von uns hielten ebenfalls eine gleichbleibende Distanz von drei bis vier Metern. Als wir endlich die Missionsstation erreichten, meinten die wartenden Schwestern natürlich, wir müssten tropfnass sein. Sie traten voll Mitleid aus dem Haus und waren höchst erstaunt, uns gänzlich trocken ankommen zu sehen. Ebenso verblüfft blickten sie auf den trockenen Kreis um uns herum, der bis zum Hauseingang reichte und auf den nicht ein einziger Regentropfen gefallen war. Nur unsere Füße und Schuhe waren nass, weil sie den Boden berührt hatten, der jeweils von den Regenschauern vor uns durchtränkt worden war. Ansonsten war kein einziger Wassertropfen auf uns gefallen. Da sagte das Indiomädchen zu den sprachlosen Umstehenden: „Gott ist sehr gut zu dieser Madre!“ Und mein Herz war nach all dem Erlebten voll Dankbarkeit Gott gegenüber, der dieses große Wunder für ein armes unbeachtetes Indiomädchen gewirkt hatte.«

Quelle: Autobiografia S. Laura Montoya Upegui

Ihr Sohn ist geistig unterbemittelt

Thomas Alva Edison (1847-1931) war einer der großen amerikanischen Erfinder. Man nannte ihn auch den König der Erfinder. Er hat z.B. die Glühbirne und das Mikrophon entwickelt. Dass er seine Talente so entfalten konnte, verdankte er seiner Mutter, die ihn zu Hause unterrichtete. Denn nach den ersten Wochen in der Schule wurde der kleine Thomas von seiner Lehrerin mit einem Brief an seine Mutter nach Hause geschickt. Die Augen seiner Mutter waren von Tränen erfüllt, als sie diesen Brief las und dann dem kleinen Thomas laut vorlas: „Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule kann ihn nicht entsprechend fördern, da wir nicht genug gute Lehrer haben. Bitte unterrichten sie ihn ab jetzt selbst.“

Viele, viele Jahre später – seine Mutter war längst gestorben – kramte Thomas Edison in alten Familiensachen. Plötzlich sah er in der Ecke einer Schreibtischschublade einen Zettel liegen. Es war der Brief seiner ehemaligen Lehrerin und er las ihn. In dem Brief stand: „Ihr Sohn ist geistig unterbemittelt und wir möchten ihn nicht mehr an unserer Schule unterrichten.“

Edison weinte daraufhin sehr lange aus Dankbarkeit für die heroische Tat seiner Mutter, die immer an ihn geglaubt, ihn mit allen Kräften gefördert hat und sich nicht vom Urteil anderer irritieren ließ.

Thomas war nämlich von Kindheit an schwerhörig und konnte aus diesem Grund dem Unterricht in der Schule kaum folgen.

 

 

Maria, bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes

Ein Pfarrer aus Paris berichtete über ein Erlebnis, das er nicht mehr vergessen konnte. Es waren die letzten Momente im Leben einer Frau aus seiner Pfarre, in denen er die rettende Hilfe der Gottesmutter erfuhr. Diese schwerkranke Frau hatte bisher den Sakramentenempfang abgelehnt, doch auf die Bitte ihrer Tochter hin erklärte sie sich schließlich mit einem Besuch des Pfarrers einverstanden. Der Priester merkte schnell, dass die Sterbende verbittert und nicht im Frieden war. Er fragte sie, ob er etwas tun könne, um es ihr leichter zu machen. Sie gab keine Antwort. Er fragte sie, ob es vielleicht jemanden gäbe, dem sie böse wäre. Nach einem Augenblick des Schweigens sagte sie: „Ja, ich bin meinem Bruder böse. Er hat mir meinen Erbteil gestohlen, das werde ich ihm nie verzeihen!“

Der Priester erinnerte sie an die Warnung des Heilands: „Wenn ihr nicht vergebt, wird auch euer himmlischer Vater euch nicht vergeben.“ Die Antwort ließ nicht auf sich warten: „Ich weiß, dass Gott mir nicht vergeben wird, aber das ist mir egal.“  „Also da riskieren Sie aber viel“, meinte der Priester. Die Frau antwortete kalt: „Ich weiß, dass ich verdammt werde, aber dann kann ich wenigstens die ganze Ewigkeit lang meinen Bruder hassen.“ Der Priester wusste nicht weiter. Er fiel schließlich auf die Knie und betete laut und inständig: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt, in der Stunde unseres Todes!“

Da brach die Frau plötzlich in Tränen aus und rief: „Ich vergebe, ich vergebe! Herr, vergib auch mir!“ Mit einem Lächeln verstarb sie nach wenigen Minuten.

 

Advent – Bereitet dem Herrn den Weg!

johannes-baptistaAm 2. Adventssonntag (A) hören wir im Evangelium von Johannes dem Täufer, der die Menschen damals auf das Kommen des Erlösers vorbereitet hat. Und wie hat er dies getan? Indem er sie zur Bekehrung der Herzen aufgerufen hat. Er hat die Menschen an die Gebote Gottes erinnert und auf das kommende Gericht Gottes hingewiesen, das über jene kommt, die von ihren Sünden nicht umkehren wollen.
„Bereitet den Herrn den Weg!“ „Was krumm ist, soll gerade werden“, d.h. die Leute sollen keine krummen Dinge drehen, sie sollen aufhören zu sündigen, „was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden“ d.h. sie sollen wieder den Weg der Gebote gehen.
Hier können wir einen wichtigen Zusammenhang erkennen: Als die Leute Johannes gefragt haben, wer er denn sei, was er über sich selber sage, da antwortete er: „Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft.“ Er sagt auch, dass er ein „Zeuge für das Licht“ und ein „Zeuge für die Wahrheit“ sei.

Johannes ist zwar vor 2000 Jahren gestorben, aber seine Stimme, dieser „Zeuge für die Wahrheit“ spricht auch heute noch zu uns. Denn diese Stimme des Johannes hat jeder Mensch in seinem eigenen Herzen. Sie ist nichts anderes als unser Gewissen. Gott hat jedem Menschen ein Gewissen ins Herzen gepflanzt, das ihm befiehlt, das Gute zu tun und das Böse zu meiden. Es erinnert uns an die Gebote Gottes und an unsere Pflichten gegenüber Gott und den Menschen. Genau das hat Johannes als Prophet getan. Er war das lebendige Gewissen der Menschen.

Wenn wir unser Gewissen erforschen und ehrlich über unsere Taten nachdenken, wird das vielleicht unangenehm sein. Die Stimme des Gewissens macht uns so manche Fehler bewusst. Es wird unser unrechtes Tun verurteilen. Wer auf diesen inneren Zeugen der Wahrheit hört, der wird bemerken, dass das Gewissen uns diese Verfehlungen nicht vergeben kann. Aber er wird spüren, dass ihn diese innere Stimme dazu drängt, zu dem zu gehen, der uns die Sünden wirklich vergeben, uns aus unserer Not erlösen und uns wieder ein reines Herz schenken kann. Und das ist Jesus Christus. Unser Gewissen wird uns sagen: ‚Geh wieder zur Beichte, dort wirst du die Erlösende Vergebung empfangen.‘

Genau das hat auch Johannes getan: Er selbst konnte den Menschen die Sünden nicht vergeben, er hat sie nur bewusst gemacht. Aber er wusste, dass Gott selber kommen würde, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen. Darum hat er auf Jesus verwiesen: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.“ Die Adventszeit ist eine Einladung an uns, die Stimme des Johannes nicht zu überhören, die uns sagt: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Bereitet dem Herrn den Weg!“

Maria – ohne Erbsünde empfangen

maria-jesuskind2Am 8. Dezember feiert die Kirche das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Was ist nun unter der Erbsünde zu verstehen?
Gott hat die ersten Menschen, Adam und Eva, gut erschaffen und sie am Anfang ins Paradies gestellt, d.h. ihnen die Gnade einer ursprünglichen Heiligkeit und Freundschaft mit ihm geschenkt. Durch den Sündenfall haben sie dieses Paradies verloren und damit auch ihre Nachkommen.
Wenn wir z.B. steinreiche Eltern hätten, die aber ihre ganzes Vermögen verschleudern, dann könnten wir als ihre Kinder auch nichts von ihnen erben. So kann man die Erbsünde besser verstehen als einen Erbmangel. Wir alle leiden unter diesem Mangel an Gnade.
Gott hat aber Maria von Anfang an wieder das Paradies zurückgeschenkt, da er selbst durch sie in die Welt kommen wollte.

Bruder Benno – Blick der Liebe

bennoAm 13. Dez. 1925 ist Kapuzinerbruder Benno Koglbauer im Ruf der Heiligkeit gestorben. Sein Grab befindet sich in der St. Antoniuskirche in Bregenz. 1955 wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet. Am 11. Dez. 2016 wird in der St. Antonius Kirche wieder eine Bruder-Benno-Gedenkmesse gefeiert.

Die Menschen, die Br. Benno gekannt haben, waren tief beeindruckt von seiner Herzensgüte. Seine Augen strahlten seine gottverbundene Seele wider. Schon mit einem Blick der Liebe konnte er oft die Herzen berühren. Die Menschen hatten den Eindruck, dass er sie durchschaute, sie tief mit der Güte Gottes durchdrang.

Eine Frau berichtet über ein Begebenheit, die sie mit Br. Benno an der Pforte erlebt hatte: Zur Mittagszeit kamen zwei Handwerksburschen und forderten: „Eine Suppe her!“ Bruder Benno schaute die beiden an und antwortete ganz ruhig: „Wir bitten um eine Suppe!“ Als er die Suppe brachte, sagt er: „Beten wir noch ein Vater Unser.“ Der eine ließ sich dazu bewegen, der andere setzte sich nieder, begann zu essen und schaute dem Br. Benno mit einem gehässigen Blick ins Gesicht. Doch als ihn der gütige Blick von Br. Benno traf, drang auch ein Strahl der Gnade in das Herz des jungen Mannes. Er kämpfte mit sich, aber der Stolz ließ es nicht zu, jetzt noch aufzustehen und mitzubeten. Aber nach dem Vater Unser stand er auf, warf den Löffel hin und sagte: „Ich habe auch nicht gebetet, mir gehört nichts.“ Er ging weg und begab sich in die Lourdeskapelle, wo er zu schluchzen begann. Nach einiger Zeit ging er in die Kirche, und bat darum, für ihn einen Beichtvater zu rufen und er erkundigte sich, wann er hier am nächsten Tag die hl. Kommunion empfangen könne.

Diesem Mann ist es ergangen wie Petrus nach der Verleugnung. „Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich … Und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Lk 22,61). Der Blick der Liebe führt zur Umkehr.