Er war erst 43 Jahre alt, als er 2009 starb, ein hochbegabter Schriftsteller und gläubige Katholik, aber von Geburt an stumm, gelähmt und ein Leben lang auf Hilfe angewiesen.
Christopher Nolan wurde 1965 in Irland geboren. Aufgrund von Sauerstoffmangel bei der Geburt war er spastisch gelähmt. Er konnte seine Glieder nie kontrolliert bewegen und konnte auch nicht sprechen lernen. Aber Christopher war von Anfang an von seinen Eltern und Geschwistern bedingungslos geliebt und sie taten alles, um ihn zu fördern. Um den Geist Christophers anzuregen, erzählte sein Vater ihm Geschichten oder las ihm aus der englischen Literatur vor. Seine Mutter brachte ihm das Lesen bei. Seine ältere Schwester sang für ihn Lieder und spielte ihm kleine Sketches vor. In den ersten zehn Jahren konnte er sich nur durch das Verdrehen seiner Augen verständigen, das seine Mutter immer besser zu entschlüsseln verstand. Mitte der 1970er Jahre wurde ein Medikament entdeckt, das Christopher ermöglichte, einen (einen!) Muskel in seinem Nacken selbständig zu bewegen.
Mit 11 Jahren wurde ihm ein „Einhorn“ angepasst: eine Art Stab mit Gummispitze, der an seinen Kopf geschnallt wurde und mit dem er durch Nicken die Tastatur einer Schreibmaschine zu treffen versuchte.
Um ihm das Schreiben zu ermöglichen, musste seine Mutter neben ihm stehen, um seinen Kopf stabil zu halten, damit er seine neue Kunstfertigkeit erlernen konnte. So lernte er das Schreiben, auch wenn es für ihn vom ersten bis zum letzten Wort immer eine qualvolle Angelegenheit war. Mehr als fünfzehn Minuten benötigte er oft, um nur ein Wort zu Papier zu bringen.
Durch sein Schreiben offenbarte sich zum Erstaunen aller seine außergewöhnliche intellektuelle und schriftstellerische Gabe. Er konnte endlich alles zum Ausdruck bringen, wenn auch unter großen Mühen, was bisher ohne jegliche Aussicht auf Befreiung in seinem Geist gefangen war. Im Alter von 15 Jahren (1981) veröffentlichte Christopher Nolan sein erstes Buch: eine Sammlung von Gedichten und Geschichten, die weithin große Beachtung fand. 1988, mit 23 Jahren, erschien sein zweites Buch. Er hatte in diesem Roman die Geschichte seiner Behinderung selbst zum Thema gemacht. Erstaunlich ist, wie wenig Bitterkeit über seine Behinderung in dieser Biographie zu spüren, und wie tief sein Denken und Fühlen vom christlichen Glauben geprägt ist. Christopher Nolans Bücher: ein Gedichtband, seine Biographie, ein Theaterstück, ein Roman wurde über die Grenzen Irlands hinaus bekannt und erhielten auch viele Literaturpreise.
Nolans Mutter sagte in einem Interview: „Er hat (Menschen mit Behinderungen) gezeigt, dass das Leben lebenswert ist; dass es im Grunde nicht zählt, ob man an einen Rollstuhl oder an ein Bett gefesselt ist: Was wirklich von Bedeutung ist, sind die Dinge, die sich im Geist und in der Seele abspielen!”
In seinem autobiographischen Roman, in dem er sich selbst Joseph nennt, beschreibt er den entscheidenden Augenblick seines Lebens. Seine Mutter sagte ihm: »’Hör zu, Joseph, du kannst sehen, du kannst hören, du kannst denken, du kannst alles verstehen, was du hörst … du wirst von mir und deinem Vater geliebt. Wir lieben dich, genau so, wie du bist!‘ Die Entscheidung jedoch, die seinem Geist für immer eingeprägt bleiben sollte, fiel an diesem Tag. Er war erst drei Jahre alt, aber von diesem Moment an begann er, den einzigen Funken zu schüren, den er sah: Er war am Leben und, noch viel wichtiger, er war willkommen so wie er war!… Dieser Tag war prägend für den Rest seines Lebens.«
Quelle: Zeitschrift „Lebe“