Ein Ehepaar war in einer sehr schwierigen Situation. Die Frau litt an einer unheilbaren Krankheit, die sich spät erst zeigte und zunehmend verschlechterte. Sie wird zum Pflegefall. Der Mann wird von verschiedenen Seiten, auch von „guten Freunden“ bedrängt, sie doch zur besseren Versorgung in eine entsprechende Krankenanstalt zu legen. Aber für ihn war klar: Ich habe ihr ins Angesicht versprochen: ich stehe zu dir in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und in Krankheit … und jetzt ist es an der Zeit, dieses Ja einzulösen. Und er pflegte sie jahrelang bis zu ihrem Tod – neben Beruf, Haushalt und Kindern.
Natürlich ist das ein Extremfall, aber tatsächlich gibt es keine Ehe ohne Bereitschaft zum Opfer, zum Verzicht. Liebe ist eben nicht primär Gefühl, sondern eine Entscheidung zur Treue.
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Jahr des geweihten Lebens
Papst Franziskus hat für den Zeitraum vom 1. Adventsonntag 2014 bis zum Tag des geweihten Lebens am 2. Februar 2016 das „Jahr des geweihten Lebens“ bzw. ein „Jahr der Orden“ ausgerufen. Das Ordensleben hat eine besondere Bedeutung für uns und die Kirche.
Der eigentliche Kern des Ordenslebens ist ja die Ehelosigkeit, d.h. die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen.
Jesus Christus, der Sohn Gottes, wurde von Maria jungfräulich empfangen und geboren durch die Kraft des Heiligen Geistes. Josef ist nicht der natürliche Vater Jesu. Und Maria ist auch allezeit Jungfrau geblieben, sie hat keine weiteren Kinder geboren. Auch Jesus selbst hat jungfräulich gelebt, nicht geheiratet, keine natürlichen Kinder gezeugt. Alles, was hier immer wieder behauptet wird von weitern leiblichen Kindern Marias oder von einer Ehe Jesu mit Maria Magdalena, das sind nur Fantasiegebilde. Mit Jesus Christus und seiner Mutter Maria hat das ewige Reich Gottes, der Himmel, hier auf Erden schon seinen Anfang genommen, von dem Jesus ausdrücklich sagt: „Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind“ (Lk 20,34ff).
Genau dafür, dass das ewige Reich Gottes schon seinen Anfang genommen hat und dass es die Auferstehung der Toten wirklich gibt, sind die Ordensleute durch ihr eheloses Leben und auch die Priester durch ihren Zölibat ein lebendiges Zeichen, ein Zeichen zur Stärkung des Glaubens, aber auch ein Zeichen des Widerspruchs. „Wer das erfassen kann, der erfasse es“ Mt 19,12.
Das Talent nicht vergraben
Am 33. Sonntag im Jahreskreis (A) hören wir im Evangelium das Gleichnis von den Talenten, die der Gutsherr an seine Diener verteilt, damit sie mit diesen Talenten für ihn wirtschaften und arbeiten. Das Gleichnis ist einerseits tröstlich, da die tüchtigen und treuen Diener, die dem Herrn einen Gewinn gebracht haben, so großzügig belohnt werden. Aber auf der anderen Seite ist es auch erschütternd und nicht leicht zu verstehen, warum der letzte Diener so empfindlich bestraft und in die äußerste Finsternis hinausgeworfen wird, weil er sein Talent vergraben und ohne Gewinn zurückgegeben hat. Wie ist das zu verstehen?
Man könnte hier mit einer Quizfrage beginnen: „Was ist das? Je mehr man es verschenkt und verschwendet, umso mehr besitzt man davon. Je mehr man es für sich behält, umso weniger wird man davon haben.“ Das Geld kann es nicht sein. Es ist vielmehr die göttliche Gabe der Liebe. Die Liebe ist es, die sich in unseren Herzen vermehrt, wenn wir sie an andere verschenken. Wenn man sie für sich behält, wird man immer ärmer. Dieser Gedanke ist wichtig, wenn wir das Gleichnis von den Talenten verstehen wollen.
Jeder Mensch hat von Gott verschiedene Gaben und Fähigkeiten bekommen, mit denen er arbeiten kann und für die er verantwortlich ist. Unter den vielen Talenten, die wir besitzen können, ist aber sicher das eine, nämlich die Fähigkeit zu lieben. Gott hat jedem Menschen ein Herz zum Lieben gegeben – die Fähigkeit Gott und die Menschen zu lieben. Am Ende unser Tage werden wir von Gott nach dem Maß unserer Liebe gefragt, ob sie sich in unserem Herzen vermehrt hat. Der letzte Diener hat seinen Herrn nicht geliebt und deshalb sein Talent vergraben. Die treuen Diener aber haben ihren Herrn geliebt und deshalb ihre Talente vermehrt.
Der heilige Johannes Chrysostomus sagt: „Nichts ist Gott so angenehm wie ein Leben im Dienst des Mitmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, die Hände und Füße, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir all diese Gaben zum eigenen Heil und zum Nutzen unserer Mitmenschen gebrauchen.“
Gott hat jedem von uns dieses eine Talent anvertraut. Verschwenden wir es an die anderen, dann wird es sich vermehren und wir können zuversichtlich sein, dass wir einmal nicht mit leeren Händen von unserem Herrn stehen. Dann wird er auch zu uns sagen: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. … Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“
Seid wachsam
In der Adventszeit hören wir immer wieder den Aufruf zur Wachsamkeit. Sie besteht darin, dass wir immer im Glauben über diese sichtbare, irdische Welt hinausschauen, weil wir Christus erwarten. Wie es den Menschen ergeht, die nicht wachsam sind, schildert Jesus im Evangelium: „Wie die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen und tranken und heirateten, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein“ (Mt 24,39). Der norwegische Philosoph Kierkegaard gebraucht auch einen treffenden Vergleich: In einem Schauspielhaus ist ein Feuer ausgebrochen. Ein Clown, der den Brand bemerkt hat, tritt auf die Bühne, um das Publikum zu alarmieren. Dieses glaubt, es sei ein Witz und spendet rasenden Beifall. Der Clown wiederholt ernst und beschwörend seine Mitteilung. Der Saal dröhnt von Lachen. „So, denke ich mir, wird einmal die Welt untergehen unter dem Beifall derer, die da glauben, es sei alles nur ein Witz.“
Gottes Heilspläne
Angesichts von Prüfungen, Leiden und Schicksalsschlägen, die wir selber erfahren oder die wir an anderen Menschen sehen und miterleben müssen, fragen wir uns oft, wie Gott so etwas zulassen kann. Es gibt hier keine unmittelbare Antwort auf diese Fragen. Aber der Blick auf das Kreuz Christi eröffnet uns die einzige erlösende Perspektive. Es geht um das ewige Heil, um die Verwirklichung des Heilsplanes Gottes für uns und für viele andere. Denn aus jedem Kreuz, das mit dem Kreuz Christi vereint wird, strömt für uns selbst und für viele andere immer Segen und Heil. Was es bedeutet, das Leiden aufzuopfern, wird uns im folgenden Zeugnis einer Mutter deutlich:
„Nach dem Autounfall, bei dem ich meinen geliebten Mann verlor, gab es laut Aussagen der Ärzte auch für mich keine Hoffnung auf ein Überleben mehr. Wegen der schweren Verletzungen und der vielen Brüche erwartete man meinen Tod und schickte einen Priester zu mir, der mir die Krankensalbung spendete. Fast zwei Monate war ich dann in einem Zustand der Schwebe — nicht mehr hier und doch am Leben. Ich war so weit bei Sinnen, dass ich Gott bitten konnte: ‚Lass auch mich dort sein, wo mein Mann ist…‘ Aber ich konnte auch meine Schmerzen und Ängste ohne bitteres Klagen aufopfern und mich ganz dem Willen Gottes überlassen. Mein Zustand war so dramatisch, dass meine Kinder mich erst nach acht Wochen zum ersten Mal sehen durften. Ihr Anblick und die erwachende Sorge um sie ließen mich Gott bitten, für sie gesund zu werden. Zum Staunen der Ärzte war ich bald fieberfrei, und nach einigen Monaten kam ich sogar vom Rollstuhl weg. Mein Leben — mein zweites sozusagen — ist seither den Behinderten gewidmet. Ich glaube, Gott wollte es so, denn ich erlebe unfassbar großen Segen bei dieser Arbeit“ (Quelle: KGI).
Was geht nach dem Tode vor sich?
Im Monat November gedenkt die Kirche der Verstorbenen und betet vor allem für die Armen Seelen in Fegefeuer. Jene Seelen, die nach dem Tod zwar durch die Gnade Gottes gerettet sind, aber wegen ihrer Unvollkommenheit noch nicht in den Himmel eingehen können, werden noch durch ein Läuterungsfeuer gereinigt. Das ist der Gaube der Kirche.
Ein authentisches Zeugnis, das uns etwas von der Realität des Fegefeuers erahnen lässt, ist das Zeugnis der im Ruf der Heiligkeit verstorbenen Ordensschwester Marie de la Croix (Schwester Maria vom Kreuz), die von 1840-1917 in Frankreich lebte. Von 1873 bis 1890 erschien ihr immer wieder die arme Seele einer Mitschwester, die 1871 mit 36 Jahren, verstorben und im Fegefeuer war, weil sie ihre klösterlichen Verpflichtungen vernachlässigt hatte. Sr. Maria vom Kreuz schrieb nieder, was ihr diese Arme Seele auf ihre Fragen hin sagen durfte. Diese Aufzeichnungen wurden sorgfältig geprüft und mit kirchlicher Druckerlaubnis veröffentlicht, da sie nichts enthalten, was dem Glauben widerspricht, sondern getreu die katholische Lehre vom Fegefeuer wiedergeben.
„Was geht nach dem Tode vor sich?“ „Wie soll ich Ihnen das beschreiben? Man kann es nicht gut verstehen, ohne selbst hindurch gegangen zu sein. … Wenn die Seele den Körper verlassen hat, ist sie wie verloren, wie umhüllt von Gott, wenn ich mich so ausdrücken darf. Sie wird von einer solchen Helligkeit umflossen, dass sie in einem einzigen Augenblick ihr gesamtes Leben überschaut und gleichzeitig das, was sie dafür verdient. Inmitten dieser klaren Schau spricht sie sich selbst ihr Urteil. Die Seele erblickt Gott nicht, aber sie ist wie vernichtet durch seine Gegenwart. Wenn es sich um eine schuldige Seele handelt wie in meinem Falle, die das Fegfeuer verdient, dann ist sie dermaßen zerschmettert von dem Gewicht ihrer Schuld, die zu tilgen ist, dass sie sich von selbst in das Fegfeuer stürzt. Erst dann begreift man, was es um Gott und seine Liebe zu den Seelen ist und auch welch ein Unglück die Sünde in den Augen seiner göttlichen Majestät bedeutet.“
„Gott beurteilt eine Seele wesentlich anders, als dies auf Erden geschieht. Er zieht vielerlei in Betracht, wie Temperament und Charakter; er prüft, ob etwas aus Leichtsinn oder aus Bosheit geschehen ist. Er, der bis auf den Grund der Seele schaut, hat keine Schwierigkeit, alles zu erkennen, was dort vor sich geht. Jesus ist sehr gut, aber auch sehr gerecht. Verloren gehen kann nur, wer es um jeden Preis will; denn um in die äußerste Lage zu geraten, muss man Tausende von Gnaden und guten Anregungen, die Gott einer Seele gewährt, zurückgestoßen haben. Sie geht also ausschließlich durch ihre eigene Schuld verloren.“
„Es gibt verschiedene Grade der Läuterung. … So nenne ich ‚Großes Fegfeuer‘ jenen Ort, an dem sich die schuldbeladensten Seelen befinden. Zwei Jahre lang habe ich dort große Schmerzen ausgestanden, ohne in meiner Qual auch nur ein Zeichen geben zu können; dann folgte jenes Jahr, in dem Sie mich klagen hörten. Ich befand mich noch dort, als ich zu Ihnen redete. Seit dem Tag der Verkündigung Mariens bin ich im zweiten Fegfeuer. An diesem Tag sah ich die selige Jungfrau zum ersten Mal. Im ersten Fegfeuer sieht man sie nicht. Ihr Anblick ermutigt uns. Die gute Mutter spricht zu uns vom Himmel. Während wir sie schauen, sind unsere Leiden herabgemindert.“
Diese Arme Seele spornte Sr. Maria vom Kreuz immer wieder an zur Hingabe an den Willen Gottes, damit sie gleich in den Himmel komme.
„Machen Sie guten Gebrauch von all Ihren Augenblicken. Jeder einzelne kann Ihnen den Himmel verdienen und am Fegfeuer vorbeigleiten.“
„Die Erde ist an sich schon ein Fegfeuer. Unter denen, die sie bewohnen, gibt es welche, die ihm durch freiwillige Annahme der Buße völlig Genüge tun. Sie kommen nach ihrem Tod sofort in den Himmel.“
Der Erzengel Michael und die Armen Seelen
In den Aufzeichnungen von Sr. Maria vom Kreuz wird auch sehr schön die Aufgabe des hl. Erzengels Michael erklärt, die er beim Tod und im Gericht hat. Es ist deshalb wichtig, dass wir ihn im Gebet immer um seinen Beistand im Kampf gegen das Böse bitten:
„Der hl. Michael gehört zu den Seraphinen und ist der erste Engel des Himmels. Er überragt alle übrigen Engel an Schönheit. Er ist zugegen, wenn eine Seele aus dem Leibe scheidet. Ich habe ihn gesehen und alle Seelen sehen ihn. Er ist nicht nur der Zeuge bei der Urteilssprechung, er ist auch der Vollstrecker der göttlichen Gerechtigkeit, indem er die Seele an den Ort der Läuterung trägt, um sie nach geleisteter Genugtuung in die ewige Glückseligkeit zu geleiten. Ich möchte Ihnen gern verständlich machen, wieso man sagen kann, er ‚trägt‘ die Seele ins Fegfeuer, denn eine Seele trägt man nicht und doch ist es so. Alles was sich hier in der anderen Welt begibt, ist für die eurige ein Geheimnis. Er hat Mitleid mit uns und ermutigt uns in unseren Leiden, indem er uns vom Himmel spricht. Wenn Gott es erlaubt, können wir direkt mit ihm in Verbindung treten, nach der Art und Weise, wie eben Geister und Seelen miteinander verkehren. Kommt er allein, so leiden wir wie gewöhnlich. Kommt er aber als Begleiter der seligsten Jungfrau, die wir körperhaft schauen, dann leiden wir nicht, solange sie bei uns ist. An ihren Festtagen besucht sie uns und kehrt dann mit vielen Seelen in den Himmel zurück. Auch unsere Schutzengel besuchen uns.“
Warum erbarmst du dich nicht deiner armen Seele?
In den 60-ger Jahren, während der Zeit des Kommunismus hat sich in der Ukraine im Gebiet von Donetsk folgendes Weihnachtswunder ereignet.
Natascha, die Frau eines Försters hatte ihren Mann im Krieg verloren. Ihr einziger Sohn, der sich den Widerstandskämpfern angeschlossen hatte, war von einem Freund verraten, von den „Roten“, d.h. von den kommunistischen Milizen erwischt und erhängt worden. Als Natascha vor ihrem toten Sohn stand, sagte eine Stimme in ihr: „Lästere Gott!“ und eine andere: „Bete für die Henker!“ „Einen Atemzug lang schwankte ich, dann habe ich gewählt“, verriet sie später einmal Pater Dimitri. Seither führte sie ein zurückgezogenes Leben im Gebet. Es hatte sich auch das Gerücht verbreitet, Natascha sei irrsinnig geworden; aber ‚geschützt‘ durch dieses Gerücht, stellte sie ihr Haus und ihren Stall dem Untergrundpriester Pater Dimitri zur Verfügung, der immer wieder zu ihr kam, um mit vielen Gläubigen heimlich die hl. Messe zu feiern.
An jenem Weihnachtsabend feierte P. Dimitri mit vielen Gläubigen im Stall die Mitternachtsmette. Natascha wollte vorne vor der Tür des Hauses Wache halten, um die Leute zu warnen, wenn Gefahr drohte. Es begann gerade die Predigt, die sie von ferne hörte. Natascha war ganz versunken in das Weihnachtsgeheimnis.
Plötzlich schnellte sie auf. „Wer ist da?“ Eine schwere Hand fällt auf ihre Schulter, eine andere hält ihr den Mund zu. „Schweig, alte Hexe! Das ist also dein ‚Irrsinn‘?” Ein fürchterlicher Schlag wirft sie zu Boden und drückt gleichzeitig die Türe auf, so dass Natascha im Gang hilflos liegen bleibt. Der Mann schließt die Türe sorgfältig hinter sich zu. Er grinst: „Gefangen in der Mausefalle! Jetzt werde ich dich bald zum Sprechen bringen! Vorwärts, gestehe! Woher kommt der Priester?“ Natascha fasst sich. Die Schulter schmerzt schrecklich. Die ganze Schwere der Lage wird ihr bewusst. Wie hat sie sich auf diese Weise überlisten lassen! „Gottesmutter, nimm mein Leben, lass aber keinen der anderen zugrunde gehen!“ „Es wird wohl die ganze Nacht dauern“, sagt der Mann. „Meine Milizen sind in einer Stunde da. Indessen wollen wir uns etwas unterhalten. Sag mir, was du eben unter der Türe getan hast!“ Natascha vernimmt deutlich mit den Ohren der Seele die Worte, die ihr eingegeben werden. Sie erwidert mit lauter Stimme: „Ich habe für dich gebetet.“ Der Mann dreht sich zu ihr. „Hört, hört“, schreit er und lacht höhnisch. „An soviel Ehre habe ich nicht gedacht! Du hast für mich gebetet! Für mich, der dir den Hals umdrehen kann, sofort … sofort!“
Natascha spürt den Würgegriff an ihrer Kehle. Sie fühlt aber keinerlei Angst, sie lauscht nur auf die innere Stimme und wiederholt Wort um Wort, was sie hört: „Nicht ich bin zu beklagen! Du bist es. Warum erbarmst du dich nicht deiner armen Seele?“ „Meine Seele, meine Seele! Ich müsste vorerst wissen, ob eine vorhanden ist!“ „Schau doch: siehst du nichts?“ „Hexe! Schweig!“ „Ich bin keine Hexe. Deine Seele ist wie ein gefesseltes Kind. Wie ein verhungertes Kind! Wie ein gefangenes Kind! Erbarme dich deiner Seele!“
Der Mann scheint vom Blitz getroffen zu sein. Sie stehen sich gegenüber, sie mit dem Rücken zur Wand, er im vollen Licht. Seine zerrissenen Züge verraten eine unsägliche Angst. Er zittert, und seine Zähne klappern und knirschen. „Oh! Deine Seele!“ Plötzlich stößt die Frau einen Schrei aus. An seiner Stimme hat sie ihn erkannt. Das Herzblut steigt ihr ins Gesicht. „O du! Für dich bete ich, du hast meinen Sohn erhängt“, ruft sie mit dumpfer Stimme, während sie innerlich noch einmal das Martyrium ihres Sohnes nacherlebt. Und nun hat er wohl auch das Programm dieser weihnachtlichen Zusammenkunft ausspioniert. Und er hofft, dass dieses grausame Unternehmen ihm eine Beförderung erwirke. Seine Milizen warten also auf den Pfiff, der bedeutet, dass das Wild in die Falle gegangen ist. Es bleibt noch dieser Pfiff! In diesem Augenblick geschieht das Unfassbare. Der Mann vor ihr bricht in die Knie. Ein wildes Schluchzen schüttelt seinen Körper. Langsam neigt sich Natascha zu ihm nieder und legt die Arme um ihn. „Friede, mein Kind! Es ist die Nacht des Friedens.“ Er wendet ihr sein noch junges, tränenüberströmtes Gesicht zu: „Was muss ich tun, Mütterchen?“ „Komm“, erwidert sie, „man erwartet dich.“ Sie nimmt ihn bei der Hand, führt ihn zum Stall und öffnet die Türe. Pater Dimitri verstummt, alle Blicke wenden sich dem Eintretenden zu. „Ich bringe euch jetzt einen Bruder“, stellt Natascha den Unbekannten vor.
Sich bei Jesus ausweinen
Der spanische Priester Jose Francisco Linares Solomando berichtet über ein besonderes Weihnachtserlebnis: Am Weihnachtstag nach der Abendmesse brachte er einigen Kranken die hl. Kommunion. Einen Kranken traf er zu Hause nicht an. Dann eilte er zu einer befreundeten Familie, bei der er zum Abendessen eingeladen war.
Er erzählt: „Im Laufe des Abends bat mich einer der Anwesenden, ihn auf einem Spaziergang zu begleiten, weil er mit mir allein sprechen wollte. Er hatte keine gute Zeit erlebt und erzählte mir von seinen Ängsten und Sorgen. Plötzlich brach er zusammen, legte seinen Kopf an meine Brust und begann zu weinen. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass er seinen Kopf genau auf die Schatulle gelegt hatte, die ich nach den Krankenbesuchen noch immer bei mir trug und die die letzte übriggebliebene heilige Hostie enthielt – ich hatte in der Eile vergessen, sie zurückzubringen. Es war also Christus, auf dessen Seite mein Freund den Kopf gelegt hatte. Er weinte vor dem eucharistischen Jesus! Das berührte mich sehr. Als ich dies meinem Freund sagte, war er völlig sprachlos. So ging für ihn der Weihnachtstag zu Ende – mit einem berührenden Gespräch mit Jesus!“
Das Leben bringt oft so viel Trauriges mit sich, dass es zum Weinen ist. Aber wenn wir in der Gegenwart des Herrn weinen können, ist es ein Geschenk Gottes, durch das unser Herz gewaschen, gereinigt und getröstet wird.
Marienweihe
Am 8. Dez. 2014 findet um 14.30 Uhr in der Wallfahrtskirche Maria Bildstein eine feierliche Marienweihe statt, zu der alle herzlich eingeladen sind.
Die Marienweihe ist für uns ein Gnadengeschenk. Jesus hat uns ja vom Kreuz aus Maria zur Mutter gegeben. Durch die Weihe an Maria vertrauen wir uns ganz bewusst ihrer Führung an, damit sie ihr mütterliches Wirken in der Welt zum Heil der Menschen ausbreiten kann.
Die Weihe an Maria zu leben bedeutet, ihr jeden Tag zu sagen, dass wir ihr Besitz und Eigentum sein wollen, dass wir ihr all unsere Handlungen, Worte, Gedanken, Gefühle, Wünsche und Bestrebungen und unseren Willen übergeben und sie jeden Tag bitten, uns in allem zu führen. Wir nehmen dabei ebenfalls all unsere Lasten, Prüfungen und Leiden an, damit Maria diese für ihren Rettungsplan zugunsten des Reiches Jesu Christi auf Erden gebrauchen kann. Wir sagen im Herzen jeden Tag zu ihr: „Maria, ich gebe dir mich selbst, all meine Handlungen, Worte, Gedanken, Gefühle, Bestrebungen und Wünsche, all meine Freuden aus Liebe zu dir. Ich übergebe dir auch alle Menschen, die mir begegnen. Ich gebe dir vor allem meine Leiden und Prüfungen aus Liebe zu dir.“
Gott hat Maria eine umfassende Gnadenmacht gegeben, mit der sie vom Himmel her zum Heil der Seelen wirken kann. Wenn wir sie Mutter, Herrin und Königin nennen, dann sind das nicht bloß Ehrentitel, sondern sie übt diese Macht wirklich aus.