Jesus Christus, unser Herr, hat als Zeichen seiner göttlichen Macht und Liebe viele Kranke geheilt. Wir sind oft der Meinung, dass er in unserer Zeit solche Wunder nicht mehr wirkt. Doch die Realität sieht anders aus. Denken wir nur daran, dass für jede Selig- und Heiligsprechung ein Wunder erforderlich ist, das sehr genau von der Kirche geprüft wird. Im Laufe der Geschichte hat es tausende Selig- und Heiligsprechungen gegeben. Oder denken wir auch an die großen Walfahrtsorte, z.B. an Lourdes. Nur ist uns dieses wunderbare Wirken Gottes viel zu wenig bewusst und es fehlt uns auch oft an Glauben. Jesus konnte in Nazaret, seiner Heimat, nur wenige heilen, weil sie keinen Glauben hatten. Darum betrachten wir hier eines der großen Wunder in Lourdes, das durch die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie geschehen ist. Es war die Heilung von Gabriel Gargam im Jahre 1901.
In der Nacht des 17. Dezember 1899 ereignete sich auf der Strecke von Bordeaux nach Paris ein schreckliches Zugsunglück. Gabriel Gargam, 30 Jahre alt, ein Postangestellter, wurde 18 Meter weit aus dem Waggon geschleudert und am nächsten Morgen, sieben Stunden später, bewusstlos im Schnee gefunden.
Im Spital stellte man eine Lähmung der Füße fest und auch das Essen war für ihn fast unmöglich. Man hat ihn nach den damaligen Möglichkeiten all 24 Stunden mit Sonde ernährt, was für ihn äußerst schmerzhaft war. Acht Monate später war Gabriel völlig erschöpft und bis zum Skelett abgemagert. Er wog nur noch 36 Kilo. Schließlich begann sich auch ein schmerzhafter Brand auf seinen Füßen auszubreiten.
Zu dieser Zeit stand die Nationalwallfahrt nach Lourdes bevor. Sein Vater, der auf Grund dieser schrecklichen Prüfung seinen Glauben wiedergefunden hatte, seine christliche und tapfere Mutter, mehrere Familienmitglieder beteten inständig um seine Genesung. Sie dachten daran, ihn nach Lourdes zu schicken.
Gabriel war nicht gläubig. Seit fünfzehn Jahren hatte er keine Kirche mehr betreten. Den ersten Vorschlag zur Wallfahrt lehnte er ärgerlich ab. Er wollte nach 20 Monaten Spitalsaufenthalt lieber zu seiner Familie nach Hause und dort sterben. Jedoch auf das Drängen seiner Mutter stimmte er schließlich der Reise nach Lourdes zu, doch ohne Glauben an Gottes Hilfe.
Die Reise nach Lourdes war sehr schmerzhaft. Durch die Erschütterungen fiel er oft in Ohnmacht. Sofort nach der Ankunft brachte man ihn zur Grotte, wo er auch kommunizierte, doch mit einem vagen und zweifelhaften Glauben. Gleich danach jedoch, fühlte er eine innere Regung, die ihn verwandelte; er hatte das Bedürfnis zu beten, konnte es aber nicht und brach in Schluchzen aus. Der Glaube hatte gesiegt und zog in seine Seele ein und läuterte sie. Am Abend wurde er in den Bädern auf einer Bahre ins Wasser getaucht. Er betete. Zwei Stunden später befand er sich im selben Zustand erschöpft auf der Tragbahre und wartete auf die eucharistische Krankensegnung.
Als der Priester mit dem Allerheiligsten kam, verlor er das Bewusstsein und sein Körper wurde kalt. Man glaubte, dass er sterben würde. Aber er öffnet die Augen und es überfiel ihn eine unendliche Traurigkeit. Da ertönt der Applaus, der die eucharistische Prozession begleitet. Er fühlt auf einmal etwas wie einen Peitschenhieb in seinem Inneren, versucht sich aufzurichten, er will, dass man ihm hilft und nun steht er von der Bahre auf, barfuss, im Hemd, wie ein Leichnam, der mit seinem Leichentuch aus dem Grab steigt, steht er da und geht einige Schritte hinter dem Allerheiligsten her.
Die Menschenmenge erschauert, alle sind aufs Höchste ergriffen. Er war vollständig geheilt an Leib und Seele. Später begleitete er aus Dankbarkeit jedes Jahr die Kranken nach Lourdes.