Jesus kam hinzu und ging mit ihnen

Am Ostermontag hören wir im Evangelium immer den Bericht über die sogenannten “Emmausjünger”. Die beiden Jünger waren ganz offensichtlich in tiefer Traurigkeit von Jerusalem aufgebrochen. Sie hatten große Hoffnungen auf Jesus gesetzt, aber mit der Kreuzigung schien alles aus zu sein. Sie sind von Jerusalem (Stadt des Friedens) weggegangen, um sich anderswo Erleichterung und Trost zu verschaffen. Das wird durch die Worte ‘Emmaus’ angedeutet: Es heißt übersetzt ‘warme Quelle’.

Dieser ‘Emmausgang’ ist hier ein Bild für unser geistliches Leben: Wenn das Kreuz über uns kommt, gewisse Mühen und Schwierigkeiten, dann sind wir leicht geneigt, uns auf uns selbst zurückzuziehen und aus der Gemeinschaft mit den anderen zu flüchten, um irgendwelche andere Befriedigungen und Tröstungen zu suchen. Wir können nicht wirklich aus eigener Kraft glauben, dass mit dem Kreuz auch die Auferstehung verbunden ist. Deshalb verlassen wir Jerusalem, den Ort des Kreuzes, der aber zugleich der Ort des Friedens für uns wäre, und suchen uns eine ‘warme Quelle’, also das, was uns angenehmer erscheint. So geht es vielen Menschen, die zwar gläubig sind, aber angesichts des Kreuzes schwach werden und nicht wirklich an eine Auferstehung glauben.

Die Emmausgeschichte zeigt uns aber, dass der Herr die Seinen nicht verlässt. Die Tatsache, dass er unerkannt den Weg der Jünger mitgeht, ist ein Zeichen dafür, wie sehr er uns liebt und wie sehr er um uns besorgt ist. Er geht alle unsere Wege mit, sogar unsere Flucht- und Irrwege. Er geht aber als Lehrer mit den Menschen mit.

Es heißt: “Jesus legte ihnen dar, … was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.” Er lehrt uns also tiefer zu verstehen, wer er selber ist, welchen Sinn Kreuz und Leiden in unserem Leben haben und was Auferstehung bedeutet. Freilich gilt für uns auch das, was über die Jünger gesagt wird: “Sie waren wie mit Blindheit geschlagen, so dass sie ihn nicht erkannten.” Es braucht oft lange, bis wir das alles begreifen. Aber wenn wir, wie diese beiden Jünger, auch nur ein wenig aufgeschlossen und nicht ganz verhärtet sind, so findet Jesus einen Zugang zu unserem Herzen, so dass es vom Licht und Feuer der Wahrheit entzündet wird. Die Jünger sagten: “Brannte nicht unser Herz.”

Es heißt weiter, dass den Jüngern die Augen aufgingen und sie Jesus erkannten, als er das Brot brach. Das ist ein Hinweis auf die Eucharistie. In der hl. Messe dürfen wir mit den Augen des Glaubens Jesus Christus erkennen und teilnehmen am Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung.

Wir empfangen hier seinen Heiligen Geist, durch den wir die Leiden, Mühen und Kreuze unseres Lebens mit Jesus vereinen, und darin auch die Auferstehung und den wahren Frieden finden. Wir erkennen, dass die ‘warmen Quellen’ dieser Welt uns nicht die wahre Freude bringen können, sondern nur der auferstandene Herrn.

In Gottes Hand

Ein Missionar aus Afrika berichtet, dass in seiner Gemeinde in einer tief gläubigen Familie die siebzehnjähriger Tochter gestorben war. Die ganze Familie war mit Trauer erfüllt. Aber sie waren auch getröstet durch die Hoffnung auf das ewige Leben. Auf das Grab der Tochter setzte der Vater ein schlichtes Holzkreuz und schrieb die Worte darauf: “Der Tod hat keine Hände!” – Als der Missionar ihn fragte, was die Inschrift bedeuten solle, gab der Vater zur Antwort: “Ich weiß, dass mir der Tod mein Kind nicht wegnehmen und auf ewig festhalten kann, sondern ich werde meine Tochter bei Jesus wiedersehen. Der Tod hat ja seit Ostern keine Hände mehr!” Nein, der Tod hat keine Hände. Aber Gott hat starke Hände, die uns bis in Ewigkeit festhalten. Jesus sagt von Menschen, die ihm im Glauben gehören: “Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen” (Joh 10,29).

 

Kein Opfer meinerseits kann die Liebe Christi aufwiegen

Die kroatische Schauspielerin Edita Majic (Jg. 1970) machte in den 90er Jahren eine sehr erfolgreiche Karriere und erregte mit ihrem Talent und ihrer Schönheit große Aufmerksamkeit. Doch 2004 verließ sie die Theater- und Filmwelt und führte seitdem ihr Leben als Karmelitin im Kloster St. Joseph in der spanischen Stadt Avila, dem ersten Kloster, das die hl. Teresa von Avila 1562 gegründet hatte und das noch nach der ursprünglichen Regel geführt wird: sie haben keine Heizung in ihren Räumen, kein warmes Wasser, und sie schlafen in Zellen auf Strohbetten und fasten und beten die meiste Zeit des Jahres.

Viele Menschen konnten ihren Weg nicht verstehen, aber für sie war es der Weg, den Gott sie geführt hat. Sie berichtet: Sie wurde zwar getauft, führte aber während ihrer Jugend kein christliches Leben und reduzierte ihren Glauben auf die Pflege von Familientraditionen. “Als Kind und Teenager mochte ich die Kirche und den Gottesdienst überhaupt nicht und habe die Firmung erst nach meiner Bekehrung empfangen”.

Trotz ihrer zunehmenden künstlerischen Erfolge verspürte Edita in ihrem Leben einen Zustand innerer Leere. Sie war umgeben von Bewunderern und Freunden, aber sie spürte, dass viele Menschen sich nicht so sehr für sie selbst interessieren, sondern für ihre Position und Popularität und dass sie die Freundschaft mit ihr für ihre eigene Karriere nutzten.

In ihrer Heimatstadt Split ging sie mit ihrer Mutter regelmäßig in die Kirche. Edita erinnert sich, dass sie in den Momenten der größten Enttäuschung und des Stresses unbewusst gespürt hat, dass Gott ihr hilft und einen völlig neuen Lebensplan für sie vorbereitet. So wurde ihr immer klarer, dass die Schauspielerei nicht der Hauptweg ihres Lebens sein könne. Nach und nach zog sie sich von lukrativen Theater- und Filmangeboten zurück. Sie begann, die Heilige Schrift und die Schriften von Johannes vom Kreuz und Teresa von Avila zu lesen. Bald fing sie an, zur Anbetung in ihre Pfarrkirche zu gehen. “Irgendwann musste ich mich für einen Wechsel entscheiden. Es war schwierig für mich, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht mehr jedes Wochenende zu nächtelangen Partys mit den Zagreber Bohemiens zu gehen.” In den letzten zwei Jahren vor ihrem Eintritt in den Karmel besuchte sie jeden Tag die hl. Messe, betete den Rosenkranz und hielt Anbetung vor dem Allerheiligsten. “Ich bin nur ein gewöhnlicher Sünder, dem Gott gnädig war. Es ist kein Verdienst, dass ich Karmelitin geworden bin, kein Opfer meinerseits kann die Liebe Christi zu mir aufwiegen.”

Ich musste ein neuer Mensch werden

Jonathan Roumie (Jg.1974) spielt in der Filmserie “The Chosen” (die Auserwählten) die Rolle Jesu Christi. Diese Filmserie ist zu einem großen Erfolg geworden. Echt und ungeschönt zeigt uns die Serie Jesus in seiner Umwelt und vor allem die Jünger Jesu mit ihren Problemen, Stärken und Schwächen.

Bevor Roumie diese Rolle bekam, war er selbst in großen Schwierigkeiten. “Ich war an einem Punkt, an dem ich absolut verzweifelt und emotional, finanziell und geistlich am Ende war; ich wusste nicht, ob ich weiterhin Schauspieler sein würde.” An seinem Tiefpunkt, im Mai 2018, beschloss Roumie, sich in jedem Bereich seines Lebens “vollständig und total” Gott zu überlassen. Nur drei Monate später rief “The Chosen”-Schöpfer Dallas Jenkins Roumie an, um ihn zu fragen, ob er in einer Serie über das Leben Jesu Christi und seine Jünger mitspielen wolle.

Dieses Engagement hat sein Leben verändert. Er sagt: “Die Rolle von Jesus ist anders als jede andere Figur… Wenn ich Jesus spiele, bin ich ein anderer Mensch. Ich fühle mich anders. Dabei ziehe ich nicht einfach nur das Kostüm an und bin dann Jesus, oder lege das Kostüm ab und bin dann wieder ich selbst. Ich musste ein neuer Mensch werden. Jesus zu verkörpern und ihm näherzukommen bedeutet, die Bibel zu studieren und in sein Leben einzutauchen. Es bedeutet, mich selbst als Mensch herauszufordern und eine bessere Version von mir selbst zu sein.”

Dass Jonathan Roumie nicht nur Jesus spielt, sondern als Katholik den Glauben an Christus auch mutig und öffentlich bezeugt, das konnten die etwa 100.000 Menschen erfahren, die am “March for Life” (Marsch für das Leben) 2023 in Washington teilnahmen. Als er die Anfrage für eine Rede beim Marsch für das Leben erhielt, “da hat zuerst die Angst gesprochen und es war der Feind, der in meinen Kopf eindringen wollte”, erinnerte sich Roumie.

Als er um Rat fragte, hätten ihn die Menschen gewarnt, dass er damit seiner Schauspielkarriere schaden könnte. Rein praktisch gesehen hätten sie Recht gehabt, aber seine Entscheidung sollte dem Willen Gottes entsprechen und nicht Überlegungen hinsichtlich seiner Karriere. Bei seiner Ansprache nahm sich Roumie kein Blatt vor den Mund. Ebenso wie Gott wirklich sei, sei auch der Satan wirklich. Darum muss man für die beten, die nicht die Überzeugung, die Stärke und die Klarheit hätten.

 

Eucharistische Erweckung

Die amerikanische Theologin Mary Healy berichtet: Die US-Bischöfe haben seit acht Monaten eine “Eucharistische Erweckung” initiiert – eine dreijährige Bewegung zur Erneuerung der Kirche durch die Wiederbelebung der Hingabe an die Eucharistie, der Quelle und dem Höhepunkt des christlichen Lebens.

Es gibt noch einen weiteren merkwürdigen “Zufall”, der uns hoffen lässt, dass der Herr etwas Größeres vorhat, als wir jetzt sehen können. Genau zu der Zeit, in der wir Katholiken unsere “eucharistische Erweckung” erleben, haben eine bemerkenswerte Reihe von protestantischen Gemeindeleitern ihre eigene Art von “Kommunion-Erweckung” bezeugt – eine Erweckung des Glaubens an die Gegenwart Jesu in der heiligen Kommunion, die in die Richtung des katholischen Glaubens weist. Der berühmte evangelikale Pastor Francis Chan sagte kürzlich: “Ich wusste nicht, dass in den ersten 1.500 Jahren der Kirchengeschichte jeder [das Abendmahl] als den buchstäblichen Leib und das Blut Christi ansah, und erst vor 500 Jahren verbreitete jemand den Gedanken, dass es nur ein Symbol ist und nichts weiter. …. 1.500 Jahre lang waren nie ein Mann und seine Kanzel das Zentrum der Kirche; es waren der Leib und das Blut Christi. … Ich habe davon geträumt. Ich habe dafür gebetet. … Ich würde es lieben, wenn eines Tages in unserem Land, hier in den USA, die Menschen den Leib Christi verstehen würden…”

Der pfingstliche Pastor Benny Hinn hat öffentlich erklärt: “In einer katholischen Kirche werden mehr Menschen geheilt als in einer Pfingstkirche. Das ist eine absolute Tatsache…, weil katholische Menschen die Eucharistie verehren. In einer katholischen Kirche werden während des Abendmahls mehr Menschen geheilt als in der Pfingstkirche, denn für uns ist es [nur] symbolisch. Aber Jesus hat nicht gesagt: ‘Das ist symbolisch für meinen Leib und mein Blut’; er sagte: ‘Das ist mein Leib und mein Blut’…”

 

Lasst euch mit Gott versöhnen

“Lasst euch mit Gott versöhnen” (2 Kor 5,20), sagt der hl. Paulus. Diese Versöhnung ist uns durch das Leiden und die Auferstehung Jesu geschenkt und sie wird wirksam, wenn wir zur heiligen Beichte gehen und unsere Verfehlungen bereuen und bekennen. Die hl. Beichte ist auch die wahre Kraft für unseren Frieden in der Seele und hat zugleich große Auswirkungen für den Frieden in der Gesellschaft.

Scott Hahn (Jg. 1957), der zuerst presbyterianischer Pastor war, 1986 zum katholischen Glauben konvertierte und an der Universität von Steubenville in Ohio Bibelwissenschaft unterrichtet, berichtet in seinem Buch über das Priestertum über eine Erfahrung mit der hl. Beichte. Er sagt: “Wenn Christen regelmäßig beichten würden, hätten wir eine friedlichere Gesellschaft, in den Pfarreien und in der Kirche. Wenn die Kirche in Frieden lebt, dient sie dem Frieden im Land als Sauerteig.

Einmal hatte ich die besondere Ehre, das zu erleben – unter fast perfekten Laborbedingungen. Ich wurde unter dutzend anderen Pendlern im Wartebereich am Flughafen von Philadelphia aufgehalten. Draußen regnete es wie aus Eimern … Der Wind schlug kräftig gegen die Fensterscheiben. …  Die Airline strich unseren Flug nicht, verschob aber erneut den Start … In Reihen saßen wir da so trüb wie der Tag und dachten an die vielen bereits verpassten Termine und noch vielmehr an die Termine, die wir wahrscheinlich noch verpassen würden. Wir sprachen nahezu kein Wort miteinander, bis auf das gelegentliche Knurren über das Wetter oder, noch schlimmer, über die Fluggesellschaft. Jeder von uns brodelte innerlich. Ich verpasste meine Familie. Ich würde wahrscheinlich meine Vorlesung am späten Nachmittag verpassen. Ich würde sicherlich mein wöchentliches Treffen mit meinem Beichtvater verpassen.

Als ich meine Augen vom wütend machenden Fenster wegrichtete, blieben sie an etwas hängen, das sich ein paar Reihen weiter befand: ein Mann in schwarzen Hosen und schwarzem Hemd mit … ja, dem verräterischen römischen Kollar. Es war ein Priester! Wenigstens musste ich nicht auf meine Beichte verzichten. … Ich setzte ein Lächeln auf, erhob mich, schritt an meinen nörgelnden Gefährten vorbei, um mich dem Mann zu nähern. ‘Entschuldigen Sie bitte’, sagte ich, ‘Sind Sie ein katholischer Priester?’ Er war es tatsächlich. ‘Würden Sie mir die Beichte hören?’ Er strahlte. Er würde es tatsächlich tun. So gingen wir beide an einen freien Platz des Wartebereichs. Wir setzten uns. Ich beichtete im Flüsterton und er gab mir die Absolution im Flüsterton. Ich dankte ihm und als ich ging, hielt mich ein Mann an und fragte mich: ‘Haben Sie gerade bei ihm gebeichtet?’ Ich bejahte und der Mann flitzte zum Priester hinüber. Und dann passierte etwas Erstaunliches. Es bildete sich eine Reihe.

Vielleicht hat die Aussicht, in diesem Sturm zu fliegen, die Vielflieger dazu veranlasst, sich auf den Tod vorzubereiten. … Weswegen auch immer, die Katholiken am Gate waren angeregt worden, nacheinander ihre Sünden zu beichten. Dann passierte noch etwas Erstaunliches. Zunächst langsam, mit kleinen Gesprächen, die hier und da los sprudelten. Aber die Stimmung änderte sich. Die Leute brachten einander zum Lachen, holten ihre Brieftaschen raus, um Fotos von ihren Kindern und Enkelkindern zu zeigen.

Nun, ich kann nicht nachweisen, dass das alles von den wenigen Katholiken, die nacheinander gebeichtet hatten, ausging. Aber ich konnte es mir nicht anders erklären. Wenn das Gericht in Ordnung ist, schafft es friedvolle Seelen und eine friedvolle Gesellschaft.”

 

Der hl. Josef hilft zu einer guten Beichte

Am 19. März feiern wir das Hochfest des hl. Josef. Der hl. Josef ist ein großer Nothelfer, auch in seelischer Not. Ein schönes Zeugnis einer Frau über seine Hilfe kann auch uns ein Ansporn sein, zur Osterbeichte zu gehen, die wir nicht vergessen sollten:

“Ich hatte mich in meiner Jugend durch ein Versprechen der Keuschheit gebunden. Dann aber hatte ich das Unglück, dasselbe zu brechen. Voll Scham über mein Versagen wagte ich die Sünde nicht zu beichten und missbrauchte die heiligen Sakramente. Mein schlechtes Gewissen fand keine Ruhe, weder am Tag noch in der Nacht. Ich sah mich immer nahe daran, in die ewigen Flammen zu stürzen. In meinem verwirrten und traurigen Zustand fiel es mir ein, meine Zuflucht zum heiligen Josef zu nehmen. Das war ein guter Einfall. Gott gab mir die Gnade, ihn zu befolgen. Ich betete neun Tage lang mit aller Andacht die Sankt-Josefs-Tagzeiten. Kaum war diese Andacht beendet, wich meine falsche Scham, und ich konnte im Beichtstuhl ohne Widerstand ehrlich meine Sünden bekennen. Somit endeten meine Qualen. Durch dieses Erlebnis lernte ich die Macht des heiligen Josef kennen. Ich nahm sein Bildnis zu mir in der Absicht, mich nie mehr von demselben zu trennen. Von der Zeit an konnte ich alle Versuchungen überwinden und empfing so viele Gnaden, dass ich nie genug dafür danken kann.”

 

Die weiße Frau

Bei dem furchtbaren Erdbeben in der Türkei (6./7.Feb.) sind nach Schätzungen etwa 60.000 Menschen ums Leben gekommen. Aber in all diesem Elend wird auch von wunderbaren Errettungen berichtet.

Ein kleines Mädchen (ca. 5 Jahre) wurde unversehrt geborgen. Es war schon fünf Tage unter den Trümmern, ohne Essen und ohne Wasser. Sie wurde gefragt, was sie möchte. Sie antwortete, dass sie gar nichts möchte, denn in der Zeit, in der sie unter diesen Trümmern lag, sei bei ihr eine wunderschöne Frau in weißer Kleidung gewesen und habe sie mit Essen und Wasser versorgt und ihr immer wieder gesagt, dass sie keine Angst haben müsse und dass sie gerettet würde. Als die Rettungskräfte begannen, sie freizulegen, da wäre diese Frau verschwunden. Die Rettungskräfte aber haben keine Frau gesehen. Ein Retter erzählte, als er die Kleine auf den Arm nahm, habe sie Kusshände zum Himmel geworfen. Er hat gefragt, wem sie die Küsse zuwerfe und sie hat gesagt, der Frau. Das war nicht bloß ein Einzelfall. Die Gottesmutter hat hier große Wunder gewirkt.

In einer anderen Stadt begann man mit Baggerarbeiten. Als diese Bagger eine Mauer einreißen wollten, kam ein Frau angerannt und schrie laut, dass sie diese Arbeiten einstellen sollten. Ihre Kinder liegen dort unter den Trümmern. Und die Frau zeigte den Arbeitern genau die Stelle, wo ihre Kinder waren. Sie hatten an dieser Stelle zu baggern begonnen, weil es dort keine Lebenszeichen mehr gab. Es wurde dann ein Rettungstrupp informiert, und sie haben dann tatsächlich unter den Trümmern zwei Kinder gefunden. Man hat dann die Mutter gesucht, um ihr zu sagen, dass ihre Kinder gerettet wären. Aber sie war nicht mehr zu finden. Eines der Kinder, ein 13-jähriges Mädchen, hat den Rettungsleuten gesagt, dass ihre Mutter bereits vor vier Jahren gestorben war.

Die weit größere Gerechtigkeit

Im Evangelium des 6. Sonntags im Jahreskreis (A)  hören wir einen wichtigen Abschnitt aus der Bergpredigt (Mt 5,17-37). Jesus offenbart sich als der göttliche Gesetzgeber. Die Gesetze des Alten Bundes wurden von Gott auf dem Berg Sinai dem Mose übergeben. Die Gesetze des Neuen Bundes hat Jesus als Gottessohn auf dem Berg der Seligpreisungen geoffenbart. Er hat die zehn Gebote, die uns dazu anleiten, vor Gott und den Menschen gerecht zu leben, nicht aufgehoben oder abgemildert, wie manche meinen. Nein, im Gegenteil! Jesus sagt: “Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.” Was Jesus mit der weit größeren Gerechtigkeit meint, zeigt er in seiner Lehre über das Töten, den Ehebruch und das Schwören.

Nicht erst der Mord ist vor Gott strafbar und verwerflich, sondern schon das abfällige Denken und das innere Bösesein gegenüber dem Mitmenschen. Denn darin liegt ja die Wurzel für das Töten. Schon die zornige Erregung und Beschimpfung, die üble Nachrede tötet den Mitmenschen.

Nicht erst der Ehebruch zerstört die Ehe. Schon der begierige Blick nach einer anderen Frau, einem anderen Mann, ist vor Gott eine Sünde. Nicht erst der Meineid verletzt die Wahrhaftigkeit. Schon das zwiespältige Denken und Reden verstößt gegen die Ehrlichkeit.

So gesehen bringt Jesus noch eine Verschärfung der Gebote. Denn er macht uns durch die Bergpredigt bewusst, dass Gott nicht nur das äußere Verhalten beurteilt, sondern auch die verborgenen Gedanken des Herzens.

Wenn also jemand zu seiner Rechtfertigung sagt: “Ich habe ja niemanden umgebracht” und sich deshalb für einen guten Menschen hält, so müsste er auch vor Gott beweisen können, dass er noch nie über einen Mitmenschen einen bösen und falschen Gedanken hatte. Aber das wird kaum der Fall sein.

Unsere Gedanken und Absichten sind eine eigene Welt für sich, die schwer zu beherrschen ist. Aber wenn Jesus uns diese Gebote gibt, so schenkt  er uns auch die Gnade der Erlösung, damit wir diese Gebote erfüllen und unser Herz von allen verkehrten Wünschen, Neigungen und Gedanken reinigen können.

Diese erlösende Hilfe ist niemand anderer als der Heilige Geist, den uns der Herr durch sein Leiden und Kreuz erworben hat. Es ist der Geist der Liebe, den der Herr uns durch die Taufe und Firmung ins Herz gegossen hat. Nur durch diesen Heiligen Geist können wir seine Gebote erfüllen, denn die Liebe tut mehr, als das Gebot unbedingt fordert.

Die Gegenwart des Heiligen Geistes wird in uns immer wieder erneuert durch die Vergebung der Sünden in der hl. Beichte und durch die Vereinigung mit Jesus im hl. Messopfer. Darin besteht die “weit größere Gerechtigkeit”, von der Jesus spricht, durch die wir auch in das Himmelreich gelangen.

 

Gütig urteilen

Die kleine Sophia hielt zwei Äpfel in ihren Händen. Da fragte ihre Mutter ihre kleine Prinzessin sanft und mit einem Lächeln: “Schatz, kannst du deiner Mama einen der beiden Äpfel geben?” Das Mädchen sah die Mutter einige Sekunden lang an und biss dann plötzlich in einen Apfel und dann schnell in den anderen. Die Mutter spürte, wie ihr ein Lächeln auf dem Gesicht gefror, und sie bemühte sich, ihre Enttäuschung nicht zu zeigen. Sie war verärgert, dass ihre geliebte Tochter nicht mit ihr teilen wollte. Plötzlich aber streckte das Mädchen einen der angebissenen Äpfel aus und sagte: “Mami, nimm den hier, der schmeckt besser!”

Nur all zu schnell sind wir geneigt, negative Urteile über die Verhaltensweisen unserer Mitmenschen im Herzen zu haben. Wir kennen oft die wahren Motive und Beweggründe nicht. Der hl. Bonaventura sagt: “Jene, die glauben, im geistlichen Leben die größten Fortschritte gemacht zu haben, sind gewöhnlich mehr als alle anderen der Versuchung ausgesetzt, über ihre Nächsten zu richten.” Der Heilige Geist gibt uns immer wieder Kraft zur rechten Unterscheidung. Wir können uns nicht aller Urteile enthalten, aber wir gehen nicht fehl, wenn wir mit gütigen Urteilen beginnen. Das erspart uns viele verkehrte Gedanken.