Sie ging mit Gott einen wunderbaren Tausch ein

Man kennt weder das Jahr noch den Tag, da Aleth (Alice, Elise) de Montbard, ein Sprößling des französischen Hochadels, geboren wurde, und von ihrem frühen Tod im Alter von etwa fünfunddreißig Jahren weiß man nur, dass er in das Jahr 1106
oder 1107 fällt.

Aleths Eltern hatten das Kind nach mittelalterlichem Brauch bereits vor der Geburt Gott versprochen, das heißt, sie sollte einmal ins Kloster gehen. Aleth war als Mädchen mit dem Versprechen der Eltern durchaus einverstanden. Aber da begegnete ihr eines Tages die Liebe in der Gestalt des jungen Grafen Tezelin de Fontaineles Dijon. Das Herz von Aleth fing Feuer, und bald schon kam sie zur Überzeugung, dass sie für die Ehe bestimmt war. Weil sie aber auch das Gelöbnis der Eltern achten wollte, schlug sie Gott vor, dass sie ihm alle Kinder, die er ihr schenken würde, an ihrer Stelle als Ersatz weihen wollte. Man ist versucht, über das junge Mädchen zu lächeln, Gott aber hat nicht gelächelt, sondern ist auf den Vorschlag eingegangen.

Aleth heiratete und brachte der Reihe nach sieben Kinder zur Welt, zuerst die drei Buben Guido, Gerhard und Bernhard, dann das Mädchen Humbeline und anschließend wieder drei Buben, Andreas, Bartholomäus und Nivard. Auf Schloß Fontaine-les-Dijon ging es meistens laut zu, denn fünf von den Buben waren dem kriegerischen Vater nachgeschlagen. Kampfspiele, Turnen, Fechten und Reiten füllten ihre Tage. Nur Bernhard war ein stilles Kind, schüchtern und scheu, unbeholfen im täglichen Leben und für sein Alter viel zu ernst. Am besten verstand er sich mit seiner Mutter, die für ihn sein großen Vorbild im Glauben war. Als seine Mutter starb – Bernhard besuchte gerade fern von zu Hause eine Schule – erkannte er ganz klar seine Berufung ins Kloster. Als er sein Vorhaben seinem Vater und seinen Brüdern offenbarte, stieß er auf Widerstand.

Aber an diesem Widerstand entzündete sich in Bernhard, der sonst immer scheu und zurückgezogen war, ein Feuer der Begeisterung für das Ordensleben, mit dem er auch in seiner Familie und in seiner Nachbarschaft eine Reihe von jungen Männern ansteckte.

Zusammen mit ihm traten ein Onkel von ihm und vier seiner Brüder und noch zwanzig andere junge Männer aus den benachbarten Schlössern ins Kloster von Citeaux ein. Bernhard hatte sie durch seine Begeisterung dazu bewogen, die Ritterrüstung mit der Mönchskutte zu vertauschen.
Einige Jahre später folgte auch Nivard – der Jüngste – seiner sechs Brüder. Auch ihre Schwester ging ins Kloster; und schließlich schloss sich auch der greise Vater den Söhnen an und wurde ein heiligmäßiger Mönch.

Gott hatte den kindlichen Vorschlag, den ihm Aleth de Montbard gemacht hatte, nicht nur angenommen, sondern er hat ihn obendrein dadurch gekrönt, daß außer ihrem eigenen Namen die Namen ihrer Söhne Bernhard, Gerhard und Nivard und der ihres Gatten Tezelin heute im Heiligenverzeichnis der Kirche stehen. Aleths höchster Ruhm aber ist Bernhard, einer der größten Heiligen, welche die Kirche besitzt, und die Quelle seiner Herrlichkeit und Heiligkeit war das gläubige und liebende Herz seiner Mutter Aleth.

Vater, wir danken dir

Ein Mann, der durch eine bleibende Krankheit sein Kreuz zu tragen hat, hat mir dieses Gebet geschenkt, das er selber verfasst hat. Sein Herz ist trotz allem erfüllt von tiefer Dankbarkeit.

„Vater, wir danken Dir für die Luft zum Atmen, für das Wasser zum Trinken, für die Erde zum Säen, für das Feuer zum Wärmen.

Vater, wir danken Dir für Wind und Wolken, für Sonne, Mond und all die Sterne, für Sommer und Winter, für Tag und Nacht.

Vater, wir danken Dir für die Kraft, die das Leben schenkt, für Menschen, die wir lieben, für Freunde, die uns begegnen, und für alle Lebewesen in der Natur.

Ewiger Vater, wir danken Dir für vieles und noch mehr …
Wir loben Dich, wir preisen Dich,wir verherrlichen Dich, wir beten Dich an, und sagen Dir Dank für jeden Tag. Amen.

Vater, ich danke Dir 
für meine Augen, die Deine Schöpfung sehen, für meine Ohren, die Deine Schöpfung hören, für meine Nase, die Deine Schöpfung riechen kann.

Vater, ich danke Dir 
für meine Füsse, die mich zu Deiner Schöpfung tragen, für meine Hände, die Deine Schöpfung anfassen, für meine Haut, die Deine Schöpfung empfinden kann.

Ewiger Vater, ich danke Dir 
für meine Seele, die Du mir geschaffen hast, für meinen Geist und meinen Körper, den Du mir gegeben hast, für meinen Mund, der Dich und Deine Schöpfung preisen kann, in alle Ewigkeit. Amen.“

Nur Brot oder der Leib Christi?

Cordula Wöhler, die das Lied „Segne, du Maria“ geschrieben hat und in einer protestantischen Pastorenfamilie aufwuchs, beschäftigte sich nach ihrer Konfirmation (Firmung) immer wieder mit der Frage, ob Jesus beim (evangelischen) Abendmahl tatsächlich gegenwärtig sei. Obwohl ihr Vater dies bejahte, erachtete sie den Umgang mit Brot und Wein beim Abendmahl als nicht ehrfürchtig genug.

Cordula konnte nicht begreifen, dass das Brot, über das die Worte Jesu gesprochen wurden: „das ist mein Leib“, nach der Feier wieder nur gewöhnliches Brot sein sollte. Sie konnte nicht verstehen, dass die übrig gebliebenen Hostien daheim in den Küchenschrank kamen, der restliche Messwein gar zum Kochen verwendet wurde.

Auf Reisen lernte sie die katholische Kirche näher kennen. Hier fand sie, was sie sich intuitiv immer gewünscht hatte: das eucharistische Sakrament wurde in der Kirche, im Tabernakel, zur Anbetung aufbewahrt, denn es ist nicht nur Brot sondern der Leib Christi.

Segne, du Maria, segne mich, dein Kind

Bei einer Umfrage in den Pfarren Deutschlands und Österreichs, welche Lieder in ein neues „Gotteslob“ aufgenommen werden sollten, das in den nächsten Jahren herauskommen wird, erreichte das Lied „Segne, du Maria“ ganz unerwartet den ersten Platz in der Reihung der Kirchenlieder.

Dieses schlichte innige Lied bringt mit einfachen Worten und mit einer eingängigen Melodie genau das zum Ausdruck, was im tiefsten der Seele vieler gläubiger Menschen da ist: angesichts aller Mühen und Schwierigkeiten, die das Leben mit sich bringt, auch im Blick auf die Menschen, zu denen wir in Beziehung stehen, brauchen wir die Hilfe, den Segen und die Fürsprache der Gottesmutter.

Der Text zu diesem Lied stammt von Cordula Wöhler, die von Kindheit an ihren Weg mit Maria gegangen ist. Cordula Wöhler wurde 1845 in Mecklenburg geboren und stammt aus einem protestantischen Pfarrhaus. Von früher Kindheit an fühlte sie sich zu Maria hingezogen, die in einer alten, gotischen Pieta (Schmerzensmutter mit dem Leichnam Jesu auf den Knien) in ihrer protestantischen Kirche dargestellt war. Sie hat oft heimlich vor dieser Statue zu Maria gebetet. Als ihre Elter bemerkten, dass Cordula Maria verehrte, haben sie die Statue kurzerhand entfernt, da es nach protestantischer Vorstellung keine Verehrung für Maria geben darf.

Aber Cordula, die sehr intelligent und wissbegierig war, beschäftigte sich weiter mit dem Glauben und stieß auf verschiedenste Fragen, die den katholischen Glauben betrafen, vor allem die Frage nach der eucharistischen Gegenwart. Auf einer Reise lernte sie dann die katholische Kirche kennen und nach jahrelangem Ringen fasste sie den Entschluss, katholisch zu werden. Der Schritt war schwierig für sie, denn sie spürte gleich den Widerstand ihre Eltern und Geschwister, die ihr sagten, sie müsse von zu Hause weg, wenn sie katholisch würde. Sie suchte den Frieden und vertraute sich am letzten Tag des Maimonats 1870 (sie war 25 Jahre alt) der Gottesmutter an und schrieb das Gedicht „Segne, du Maria“. Kurz darauf teilte sie ihren Entschluss den Eltern mit. In dem Gedicht schrieb sie sich alle Anliegen von der Seele, vertraute all ihr Denken und Tun der Gottesmutter an.

Der Bruch mit ihrer Familie war aber unvermeidbar. Sie ging nach Tirol und fand dort eine neue Bleibe, arbeitete auf einem Bauernhof als Magd, später heiratete sie und war auch schriftstellerisch tätig. Nach längerer Zeit haben auch ihre Eltern und Geschwister ihren Weg in die katholische Kirche akzeptiert.
„Segne, du Maria …“ ist entstanden in der inneren Not, die ein entscheidender Schritt im Glauben und die Treu zum Ruf Gottes mit sich bringen kann. In der Ungewissheit dessen, was alles auf sie zukommen und im Wissen, dass es Opfer kosten und auch Leiden mit sich bringen würde, hat Cordula Maria angerufen, sich und ihre Lieben dem Segen der Gottesmutter übergeben. Das ist es, was auch wir immer wieder tun sollen.

Segne du, Maria,
Segne mich, dein Kind,
dass ich hier den Frieden,
Dort den Himmel find‘.
Segne all mein Denken,
Segne all mein Tun,
Laß in deinem Segen
Tag und Nacht mich ruh n‘!

Segne du, Maria,
Alle, die mir lieb;
Deinen Muttersegen
Ihnen täglich gib:
Deine Mutterhände
Breit auf alle aus:
Segne alle Herzen,
Segne jedes Haus!“

Segne du, Maria,
Alle, die voll Schmerz!
Gieße Trost und Frieden
in ihr wundes Herz!
Sei mit Deiner Hilfe
nimmer ihnen fern!
Sei durch Nacht und Dunkel
stets ein lichter Stern!

Segne du, Maria,
jeden der da ringt,
der in Angst und Schmerzen
Dir ein Ave bringt.
Reich ihm Deine Hände,
dass er nicht erliegt –
dass er mutig streite,
dass er endlich siegt.

Segne du, Maria,
unsre letzte Stund!
Süße Trostesworte
flüstre dann der Mund!
Deine Hand, die linde,
drück das Aug uns zu,
bleib im Tod und Leben
unser Segen du,
bleib im Tod und Leben
unser Segen du!

Noten von „Segen du, Maria“
Liedblatt (A5) mit drei Strophen in PDF-Format
Segne-du-Maria

Ich habe den Herrn gesehen

In der Heiligen Schrift wird uns berichtet, dass es den Aposteln am Anfang schwer gefallen ist, die Botschaft von der Auferstehung zu glauben. Zu sehr waren sie geprägt vom Karfreitag. Sie konnten nicht begreifen, dass das Leiden des Herrn der Weg zur Auferstehung war, wie er es ihnen dreimal vorausgesagt hatte.

Wie den Jüngern ergeht es oft auch uns. Wir tun uns schwer, in inneren und äußeren Prüfungen, in Schwierigkeiten, Kreuz und Leiden, d.h. wenn Gott in irgendeiner Form einen Karfreitag über uns kommen lässt, diesen festen Glauben aufzubringen, dass wir mit Jesus durch unser Kreuz zu einer geistlichen Auferstehung und zur ewigen Herrlichkeit gelangen werden.

Von Maria Magdalena aber, die auch in tiefer Trauer über den Tod Jesu war, wird uns berichtet, dass sie die erste war, die dem auferstandenen Herrn begegnen und zum Glauben an seine Auferstehung kommen durfte. An ihr können wir ablesen, welchen Weg wir gehen müssen, damit wir aus einem Karfreitag zum Osterfest gelangen und den auferstandenen Herrn erfahren könne.

1) Das erste ist: Maria Magdalena machte sich auf den Weg, um Jesus zu suchen. Sie hat sich von ihrer Sehnsucht nach Christus leiten lassen, obwohl sie nicht hoffen konnte, Jesus lebend im Grab zu finden. Für uns ist wichtig, dass wir uns gerade in den Leiden aufmachen, um Christus zu suchen, dass wir uns nicht auf uns selbst zurückziehen, sondern herausgehen aus dem Trauerhaus; dass wir nicht im Selbstmitleid stecken bleiben, sondern z.B. die Kirche besuchen, hl. Messe mitfeiern, beten, beichten, d.h. den Ort aufsuchen, von denen wir wissen, dass er dort gegenwärtig ist, auch wenn wir den Trost seiner lebendigen Gegenwart nicht erfahren.

2) Ein Zweites ist wichtig: Maria Magdalena hat Jesus nicht gleich gefunden, aber sie wartet geduldig. Maria erhält die Gnade, dem Herrn zu begegnen, weil sie beharrlich an dem Ort blieb, an dem sie Jesus zuletzt gesehen hatte.

Diese Geduld und Beharrlichkeit ist sehr wichtig. Gott lässt uns zuweilen warten mit seiner Hilfe, damit die Sehnsucht nach ihm größer wird. Wir möchten meist nur eine rasche Erleichterung des Leidens haben und sind gar nicht so sehr an ihm persönlich interessiert. Und oft ist es so: wenn Gott den Menschen geholfen hat, dann vergessen sie ihn bald wieder. Wenn Gott uns warten lässt und wir durchhalten, so wird auch die Freude an ihm umso größer sein.

3) Und dann zeigt sich ein Drittes: Der Herr kam von hinten an Maria Magdalena heran, ohne dass sie es merkt. Sie erkennt ihn nicht gleich. Sie hält ihn für den Gärtner, der ihr Christus weggenommen hat. Gottes Hilfe und Gnade kommt oft von einer Seite, von der wir es nicht erwartet. Wir klagen oft über die Dinge, Situationen, Schwierigkeiten und Menschen von denen wir annehmen, dass sie uns die Freude genommen haben. Wir halten sie für den „Gärtner“, der uns Christus weggenommen hat. Aber genau dahinter ist Gott verborgen, wir erkennen ihn nur noch nicht.

4) Das Wunderbare ist nun, wie sich der Herr Maria zu erkennen gibt. Er spricht sie beim Namen an. Jesus ist der gute Hirt ist, der seine Schafe kennt und einzeln beim Namen ruft. Wenn sie auf seine Stimme hören, werden sie ihn innerliche schauen mit den Augen des Glaubens. Das ist die beglückende Gnade, die sich nach allem Durchhalten im Leiden einstellt. „Christus lebt, ich habe ihn gesehen!“ Diese Gewissheit des Glaubens ändert unser Leben.

Wenn wir uns immer wieder bemühen, von dieser Art der Liebe zu Gott erfüllt zu sein, wie wir sie bei Maria Magdalena sehen, dann wird uns der Herr auch anspreche, und uns die geistliche Freude seiner Gegenwart schenken.

Gleichnis der Bienen

Der heilige Franz von Sales hat in seinen Predigten und Schriften des Öfteren die Bienen als Bild verwendet, um den Glauben darzustellen. Er selbst hatte mit den Bienen eine nicht ungefährliche Erfahrung gemacht, wie er in einer Predigt erzählte.

Bei einer Rast auf einer Bergwanderung lies sich plötzlich ein Schwarm von Bienen auf seiner Schulter nieder. Sein Begleiter, ein Bauer, riet ihm, er müsse ganz ruhig bleiben und den Bienen gut zureden, dann werden sie bald wieder weg sein. Und so geschah es auch. Daran knüpft er die Belehrung: So müssen wir in allen Versuchungen ruhig bleiben und beten, dann werden sie bald wieder verschwinden.

In einem anderen Vergleich sagt er: „Die Bienenkönigin fliegt nicht aus, ohne von ihrem kleinen Volk umgeben zu sein; so zieht die Liebe nicht in ein Herz ein, ohne in ihrem Gefolge die anderen Tugenden zu haben, denen sie Befehle erteilt.“ Die Liebe ist also die Königin aller Tugenden.

Oder: Wie die Bienen aus den verschiedensten Blüten nur den süßen Nektar herausholen und daraus Honig machen, so sollen auch wir an unseren Mitmenschen nur das Beste sehen und für uns daraus etwas lernen.

Wie lange wirst du mich noch warten lassen?

Zum Guthirtensonntag, Weltgebetstag um geistliche Berufe

Eine geistliche Berufung, sei es zum Priestertum oder Ordensleben ist ein besonderes Geschenk der barmherzigen Liebe Gottes. Der Herr hat mit jedem, den er in seine Nachfolge ruft, etwas Großes zum Heil der Menschen vor.

Da so Großes auf dem Spiel steht, gibt es bei den meisten Berufenen einen inneren Kampf darum, ob sie auf den Ruf des Herrn auch wirklich hören und ihn aus freiem Herzen beantworten. Wir müssen deshalb die geistlichen Berufungen immer mit unserem Gebet und Opfer begleiten, damit sie diesen Kampf bestehen. An der Berufungsgeschichte der hl. Schwester Faustyna kann uns deutlich werden, worum es geht.

Die hl. Sr. Faustyna stammt aus einer ärmlichen polnischen Familie. Nach drei Schuljahren musste sie bereits arbeiten gehen, um für den Unterhalt der Familie mitzusorgen. Obwohl sie in der Seele die Berufung zum Klosterleben spürt, ging sie nicht darauf ein, da auch ihre Eltern entschieden gegen die Berufung waren. Nun griff der Herr selbst mit außergewöhnlicher Macht in ihr Leben ein.
Faustyna schreibt in ihrem Tagebuch: „Nach dieser Ab­sage gab ich mich der Eitelkeit des Lebens hin, ohne die Stimme der Gnade zu beachten – obgleich meine Seele in nichts Zufriedenheit fand. Die unaufhörlichen Gnadenrufe waren für mich eine große Qual, die ich mit Zerstreuungen zu überdecken suchte. In meinem Inneren mied ich Gott, und mit ganzer Seele neigte ich mich den Geschöpfen zu. Doch Gottes Gnade siegte in der Seele. Einmal ging ich mit einer meiner Schwestern zum Ball. Als alle in bester Stimmung waren, empfand meine Seele innere Qualen. Im Moment, als ich zu tanzen anfing, erblickte ich neben mir Jesus; den geschundenen, entblößten Jesus, ganz mit Wunden bedeckt, der zu mir die Worte sprach: ‚Wie lange soll Ich dich ertragen, und wie lange wirst du Mich noch warten lassen?‘ In diesem Augenblick verstummte die liebliche Musik, die Gesellschaft, in der ich mich befand, verschwand mir aus den Augen, es blieben Jesus und ich. Ich setzte mich neben meine liebe Schwester und versuchte, was in meiner Seele vorging, mit Kopfweh zu verdecken. Nach einer Weile verließ ich heimlich die Gesellschaft, und begab mich in die Kathedrale. Auf nichts ach­tend, was um mich geschah, warf ich mich vor dein Aller­heiligsten Sakrament nieder und bat den Herrn, mich erken­nen zu lassen, was ich tun sollte. Sogleich hörte ich die Worte: „Fahre sofort nach Warschau, dort wirst du in ein Kloster eintreten.“ Ich erhob mich vom Gebet, kam nach Hause und verrichtete notwendige Dinge. So gut ich konnte, vertraute ich meiner Schwester an, was in meiner Seele geschehen war und sagte ihr, sie sollte den Eltern in meinem Namen Abschiedsgrüße überbringen – und so, in meinem einzigen Kleid, ohne alles, kam ich nach Warschau.” Faustyna fand bei einer gläubigen Frau Unterkunft. Sie erkundigte sich nach den Klöstern der Stadt. Doch überall wird sie abgewiesen, bis sie zu den Schwestern der “Mutter der Barmherzigkeit” kommt. Hier trat sie mit 20 Jahren am 1. August 1925 ein und begann ein verborgenes Leben. Bereits mit 33 Jahren starb sie. Doch Gott hat sie zu einer Botin seiner Barmherzigkeit gemacht, die Großes zum Heil der Menschen bewirkt.

Die hl. Bernadette und ihr Vater Josef

In einer der Erscheinungen in Lourdes offenbarte Maria der hl. Bernadette ein persönliches Herzensgeheimnis. Sie sagte: „Nach Jesus ist niemand auf Erden und im Himmel meinem Herzen so teuer wie der hl. Josef.“ Darum hatte die hl. Bernadette nicht nur zur Gottesmutter eine innige Beziehung sondern auch zum heiligen Josef. Als ihr Vater, Francois Soubirous, den sie sehr liebte, starb, gelangte sie zu einer noch innigeren Beziehung zum hl. Josef. Sie nannte ihn immer „mein Vater Josef“, und suchte ihn im Kloster von Nevers vor allem in der Haltung, des stillen, verborgenen Dienens nachzuahmen. Eine Mitschwester berichtete, dass Bernadette einmal eine Novene zur Gottesmutter betete. Aber sie wunderte sich darüber, das Bernadette die Novene immer vor der Statue des hl. Josef betete: „Sie müssen zerstreut sein, Schwester! Sie beten zur Gottesmutter und knien vor der Statue des hl. Josef?“ Bernadette antwortet: „O das macht gar nichts! Die Jungfrau Maria und der heilige Josef kommen aufs beste miteinander aus! Und übrigens: Im Himmel gibt es keine Eifersucht!“ Am Fest des hl. Josef 1879 bat sie den hl. Josef um eine gute Sterbestunde. Am Mittwoch (dem Tag, der dem hl. Josef geweiht ist), 16. April 1879 starb sie und wurde in der Josefskapelle in Kloster begraben.

Durch Beichte und Krankensalbung geheilt

Zum Gedenken an 150 Jahre Erscheinung Mariens in Lourdes

Vor 150 Jahren erschien Maria in der Grotte von Massabielle in Lourdes der vierzehnjährigen Bernadette Soubirous und offenbarte sich als die „Unbefleckte Empfängnis. Schon nach den ersten Erscheinungen pilgerten viele Menschen zur Grotte und dieser Pilgerstrom ist seit damals nicht abgerissen. Jährlich kommen etwa 5 Millionen Gläubige nach Lourdes. Schon nach den ersten Erscheinungen bestätigte Gott das Kommen und die Botschaft Mariens durch wunderbare Krankenheilungen. Deshalb sind auch etwa 70.000 der Pilger, die jährlich nach Lourdes kommen, Kranke, die auf Heilung und Trost hoffen. Mehr als 6500 wunderbare Heilungen sollen sich seit 1858 bisher ereignet haben. 66 dieser Heilungen sind von der Kirche nach genauester Untersuchung und Prüfung als offizielle Wunder anerkannt worden.

Das letzte anerkannte Heilungswunder geschah im Oktober 1987 am Franzosen Jean‑Pierre Bélty. Über 30 Experten (darunter Neurologen und Psychiater) haben den Fall überprüft! Die Untersuchungen erstreckten sich auf einen Zeitraum von 12 Jahren. Im Jahr 1999 wurde das Untersuchungsergebnis veröffentlich.

Die Heilungen, die Gott auf die Fürsprache Mariens immer wieder wirkt, haben ein bestimmtes Ziel. Es ist dasselbe Ziel, auf das hin Jesus seine Wunder wirkte: der Glaube; damit wir an Jesus den Sohn Gottes als unseren Erlöser und Heiland glauben.

Die Heilung von Jean‑Pierre Bélty offenbart uns auch die heilende Macht, die der Herr in die Beichte und Krankensalbung gelegt hat. Wie Jean‑Pierre Bélty berichtet, traf er im Oktober 1987 mit einer Rosenkranz‑ Wallfahrt in Lourdes ein, im Rollstuhl, da er an multipler Sklerose in fortgeschrittenem Stadium litt. Er war mit seinen 51 Jahren so behindert, daß er seinen Beruf als Krankenpfleger aufgegeben musste, er war gekommen, um Trost zu finden.

Nach seiner Ankunft empfing er bald das Sakrament der Buße und dann die Krankensalbung. Nach dem Empfang dieser Sakramente verspürte er sogleich einen unendlichen Frieden. Später, im Laufe des Tages, durchflutet ihn eine sanfte Wärme. Und in der Nacht verändert sich dann sein Leben.

Mitten im Schlaf wird er von einer inneren Stimme aufgeweckt, die ihn mehrmals auffordert: „Steh auf und geh“. Er versucht es … und tatsächlich er konnte gehen. Am nächsten Tag kehrt er völlig geheilt nach Hause zurück. Jean‑Pierre Bélty gibt den Menschen immer wieder Zeugnis von seiner Heilung.

„Meine Heilung ist keine Magie. Was vor allem mein Leben verändert hat, das ist die Heilung des Herzens, vor der des Körpers. Vorher kam ich immer wieder auf meine Fehler zurück, denn die Verzeihung, die ich bei der Beichte bekam, gab mir nicht den Frieden. Die Befreiung, die ich durch die Krankensalbung empfing, war für mich die stärkste. Ich fühlte, das dies ein Geschenk war, das ich in Freiheit annehmen oder zurückweisen konnte. Daran muss man glauben, nicht an das Wunder. Man muss auch sagen, dass es nicht Maria war, die mich heilte, sondern Gott, aber durch ihre Fürsprache.“

Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund

Vor der hl. Kommunion bitten wir den Herrn: „… sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Wenn Gott zu uns spricht, uns anspricht im tiefsten unserer Seele, dann wandelt und heilt das unser Leben. „Weder Kraut noch Wunderpflaster machte sie gesund, sondern dein Wort, Herr, das alles heilt“ (Weish 16,12).

P. Raniero Cantalamessa OFM Cap., der päpstliche Hofprediger, hat in einer Fastenpredigt, die er heuer vor dem Heiligen Vater und der Kurie gehalten hat, ein beeindruckendes Beispiel eines ihm bekannten Mannes erzählt: Er war ein Alkoholiker im letzten Stadium; er hielt es nicht mehr als zwei Stunden ohne Trinken aus; die Familie war am Rand der Verzweiflung. Bekannte luden ihn zusammen mit seiner Frau zu einem Treffen über das Wort Gottes ein. Dort las jemand einen Abschnitt der Schrift vor. Ein Satz durchfuhr ihn wie eine Stichflamme und er spürte, dass er geheilt war. Im Anschluss daran öffnete er jedes Mal, wenn er die Versuchung zu trinken verspürte, eilends die Bibel an jener Stelle, und allein durch das erneute Lesen der Worte spürte er, wie die Kraft in ihn zurückkehrte, bis er jetzt ganz geheilt war. Als er sagen wollte, um welche Satz es sich handelte, gebrach ihm die Stimme aus Rührung. Es war das Wort aus dem Hohenlied: „Süßer als Wein ist deine Liebe“ (Hld 1,2). Diese einfachen Worte hatten das Wunder vollbracht.