Nicht perfekt – aber vollkommen

Jesus hat uns in der Bergpredigt zur Heiligkeit aufgerufen: „Ihr sollt vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48). Wir haben vielleicht den Eindruck, dass er etwas Unmögliches von uns verlangt. Aber dieser Eindruck kommt davon, dass wir die christliche Vollkommenheit mit einem menschlich gedachten „Perfektionismus“ verwechseln. Diese Vollkommenheit besteht nicht darin, dass wir keine Fehler machen und keine Schwächen mehr haben, sie zeigt sich vielmehr darin, dass wir danach trachten, Christus nachzufolgen und so wie er zu denken, zu lieben, zu fühlen und zu handeln. Aus eigener Kraft vermögen wir nichts Gutes zu tun. Aber mit dem hl. Paulus können wir sagen: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4, 13). Diese Erkenntnis bewahrt uns in der Demut und macht uns nachsichtig mit den Fehlern anderer.

In der Haltung des Perfektionismus aber, schaut der Mensch nur auf sich selbst und ist mit sich selbst beschäftigt. Er kann es nicht annehmen
oder er will es nicht sehen, dass er selber Fehler und Schwächen hat. Zugleich stellt er auch zu große Erwartungen an seine Mitmenschen. Und wenn etwas nicht gelingt, wird er mutlos oder schiebt die Schuld auf andere. Der Perfektionismus ist letztlich eine Form des Stolzes, mit dem man sich selbst und den anderen das Leben schwer macht und sein eigenes Glück verbaut. Eine kleine, heitere Geschichte soll uns zeigen, wie es den Perfektionisten ergeht:
Ein Schüler fragte Nasrudin eines Tages, warum er nie geheiratet habe. „Ach,“ antwortete Nasrudin „ich hatte mir vorgenommen, nur dann zu heiraten, wenn ich die perfekte Frau gefunden habe. So suchte ich lange Jahre und begegnete vielen Frauen, die nett und schön und intelligent waren. Aber keine war perfekt.“ Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Eines Tages sah ich sie. Ich wusste sofort, dass sie in jeder Hinsicht perfekt war. Und als ich sie dann kennen lernte, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich in jeder Hinsicht ein makelloses Juwel war.“ „Und, warum hast du sie dann nicht geheiratet?“ fragte der Schüler. Nasrudin seufzte tief: „Das Problem war, dass sie den perfekten Mann suchte.“

Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen

Der Heilige Vater richtet an uns eine Botschaft für die Fastenzeit. In seiner Betrachtung geht er vom Wort des Evangeliums aus: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen” (Mt 9,36). Im Blick auf die soziale Entwicklung unserer Gesellschaft muss die Kirche und jeder Christ an Christus das Maß nehmen. Jeder von uns ist zur tätigen Nächstenliebe aufgerufen. Hier einige wichtige Aussagen aus seiner Botschaft:

Die Antwort auf die materiellen und sozialen Bedürfnisse der Menschen kann nämlich keineswegs von der Erfüllung der tiefen Sehnsucht ihrer Herzen getrennt werden. Darum ist der erste Beitrag der Kirche zur Entwicklung des Menschen und der Völker nicht die Bereitstellung materieller Mittel oder technischer Lösungen, sondern die Verkündigung der Wahrheit Christi, welche die Gewissen erzieht und die authentische Würde der menschlichen Person wie der Arbeit lehrt, und zudem eine Kultur fördert, die auf alle echten Fragen der Menschen antwortet. …

Angesichts der schrecklichen Herausforderungen der Armut vieler Menschen stehen die Gleichgültigkeit und die Verschlossenheit im eigenen Egoismus in unerträglichem Gegensatz zum „Blick” Christi. Fasten und Almosen, welche die Kirche zusammen mit dem Gebet in besonderer Weise in der Fastenzeit empfiehlt, sind eine günstige Gelegenheit, eins zu werden mit dem „Blick” Christi. …
Die Hingabe seiner selbst an den anderen, in der sich die Liebe ausdrückt, kann durch kein ökonomisches, soziales oder politisches Projekt ersetzt werden Wer nach dieser Logik des Evangeliums tätig ist, lebt den Glauben als Freundschaft mit dem menschgewordenen Gott und nimmt sich – wie ER – der materiellen und geistlichen Nöte des Nächsten an. Er weiß, wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig – wie die selige Theresa von Kalkutta sagte: „Die erste Armut der Völker ist es, dass sie Christus nicht kennen”. Darum gilt es, Gott im barmherzigen Antlitz Christi zu finden; ohne diese Perspektive baut eine Völkergemeinschaft nicht auf festen Grund.

Kardinal Scheffczyk hat den Reichtum Christi verkündet

Am 8. Dez. 2005, dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens starb in München Leo Kardinal Scheffczyk im Alter von 85 Jahren. Er war einer der bedeutendsten Theologen der Gegenwart, der in seiner Lehrtätigkeit als Professor in viele theologischen Veröffentlichungen und in der Seelsorge mit Klarheit und Geistestiefe den katholischen Glauben dargelegt und verkündet hat. Er war, so wurde es in Nachrufen charakterisiert, ein liebenswürdiger Mensch und frommer Priester, ganz und gar katholisch, in Leben und Denken, inmitten einer Zeit der Verunsicherung und des Relativismus.

Kardinal Scheffczyk war durch viele Jahre Mitglied der Geistlichen Familie „das Werk“. Deshalb wurde er auf seinen Wunsch hin auch im Friedhof des Klosters Thalbach in Bregenz beerdigt. Beim feierliche Requiem in der Pfarrkirche St. Gallus am 15. Dez., an dem viele Bischöfe und Priester teilnahmen, würdigte Kardinal Meisner aus Köln in der Predigt, die besondere Beziehung des Verstorbenen zu Gottesmutter Maria:

„Leo Scheffczyk hat in der treuen Nachfolge Mariens die Menschen an die Quellen des Glaubens zu Christus geführt. Nun hat ihn Maria gleichsam selbst heimgeleitet zu diesen Quellen des Lebens. Einige Tage vor seinem Sterben sagte er noch, dass er jetzt ganz arm sei. Was er besessen hat, habe er verschenkt, die Gesundheit sei ihm genommen, nun habe er nur noch Jesus Christus. Und das machte seinen ganzen Reichtum aus, der sein Herz erfüllt.“

Veronika – das wahre Antlitz Christi

Wie sah Jesus aus? Etwa wie der Schauspieler im Film „Passion“? Oder wie auf den Porträts von Albrecht Dürer oder El Greco. Sie alle haben Jesus nie gesehen. Wie also sah er aus? Auf diese Frage gibt es eine sehr alte Antwort: es ist das Tuch mit dem „wahren Bild“ Christi.

Im Gebet des Kreuzwegs heißt es an der 5. Station: Veronika reicht Jesus ein Schweißtuch dar und er prägt als Dank für ihre Liebe in dieses Tuch sein Bild ein. Aber es gibt noch andere Tradition über die Entstehung dieses Tuches. Jedenfalls geht es um dieses kleine Tuch, das ein nicht von Menschenhand gemaltes Bild des Antlitzes Jesus Christi zeigt. Es ist eine der wertvollsten Reliquien der Christenheit. Es ist die „Vera Ikona“, die wahre Ikone. Daraus ist später der Name Veronika entstanden. Der Weg des Tuches der Veronika lässt sich in den ersten Jahrhunderten geschichtlich verfolge von Jerusalem aus, wo es im Jahre 30 entstanden ist, über Edessa nach Konstantinopel bis es im Jahre 705 nach Rom kam. Bis zum Jahr 1600 wurde es in der alten Petersbasilika Kaiser Konstantins verwahrt und ausgestellt. Millionen sind nach Rom gepilgert, um diesen Schleier zu sehen.

Papst Julius II. wollte dem Christusbild im neuen Petersdoms einen würdigen Platz geben. Aber während der Bauzeit verschwand das Bild auf mysteriöse Weise aus der Stadt. Nur der Rahmen mit dem zerbrochenem altem Glas ist davon übrig und in der Schatzkammer von Sankt Peter noch heute zu sehen. Seit damals galt es als verschollen.

Aber die wertvollste Reliquie der Christenheit hängt seit 400 Jahren zwischen zwei Kristallscheiben in einem Kirchlein der Kapuziner in Manoppello, einem Bergstädtchen in den Abruzzen. Durch genaue wissenschaftliche Untersuchungen konnte nun nachgewiesen werden, dass es sich um dieses verloren geglaubte Bild handelt.

Dieses Schleierbild hat vollkommen rätselhafte Eigenschaften, die alle jene ratlos machen, die es untersuchten. Das Bild ist ca. 20 mal 40 cm groß. Es ist hauchdünn und durchsichtig wie ein Seidenstrumpf. Aus der Nähe gleicht es einem großen Diapositiv. Professor Vittori von der Universität in Bari und Professor Fanti von der Universität in Bologna haben auf mikroskopischen Aufnahmen entdeckt, dass das gesamte Gewebe keinerlei Farbspuren aufweist. Weder auf den Gewebefäden noch zwischen ihnen wurde die geringste Spur eines Farbstoffes gefunden, auch nicht bei extremer Vergrösserung. Es gibt keine materiell ermittelbaren Farbstoffe, die das Bild erklären könnten.

Professor Pfeiffer von der Universität Gregoriana in Rom ist vor Jahren der Sache im Licht der Kunstgeschichte und früher Quellen der Christenheit erstmals wissenschaftlich nachgegangen und konnte nachweisen, dass das Bild aus Manoppello Bezugspunkt für ältesten Christusbilder zuerst im Osten und dann im Westen. Die Künstler haben dieses Bild nachgemalt.

Eine deutsche Trappistin, Schwester Blandina Paschalis Schlömer, hat nachgewiesen, dass das Gesicht auf dem Tuch von Manoppello millimetergenau deckungsgleich ist mit dem schattenhaften Gesicht Jesu auf dem Grabtuch von Turin, mit den realen Maßen und Proportionen ebenso wie mit allen Verletzungen, von denen der Gekreuzigte in jenem Tuch gezeichnet ist – nur ohne die dort noch sichtbaren offenen Wunden.

Wenn wir dieses Bild des Herrn betrachten, ein “Foto“, das er uns von sich selbst auf wunderbare Weise geschenkt hat: Er zeigt uns sein Antlitz, mit den Zeichen, die ihm unsere Sünden geschlagen haben: Die rechte Wange ist geschwollen, der Bart teilweise ausgerissen, die Nase angeschlagen. Stirn und Lippen haben beim nahen Hinsehen das Rosa frisch verheilter Wunden. Und wie blickt er uns an? Nicht in Verzweiflung, nicht schmerzerfüllt, nicht zornig, sondern unerklärliche Ruhe liegt im seinem Blick, aus seinen weit geöffneten Augen kommt uns mildes Erbarmen entgegen – ein Erbarmen, das uns einlädt, die Sünden zu bereuen und das Herzen zu Gott zu bekehren.

Ziele der Berichterstattung kirchenkritischer Medien

Ein aufschlussreicher Artikel aus der „Tagespost“ vom 15. Juli 2004 von Klaus Berger, einem bekannten Professor für Exegese, kann uns helfen, die Geister zu unterscheiden. Der Berichterstattung vieler Medien geht es nicht zuerst um Darstellung objektiver Tatsachen. Hier klärt uns der Chefredakteur einer einflussreichen Zeitung darüber auf, welche Ziele seine Zeitung gegenüber der katholischen Kirche hat. Wir dürfen nicht naiv sein. Klaus Berger schreibt:

Zusammen mit einer Gruppe junger Priester hatte der Verfasser dieses Artikels Ende Juni dieses Jahres Gelegenheit, den Chefredakteur der Online-Ausgabe des „Spiegel“ in Hamburg zu besuchen und zu befragen. Im Mittelpunkt stand naturgemäß die Frage, warum „Der Spiegel“ so über die Kirchen, speziell die katholische, berichtet, wie er es tut.

Die Antwort des Redakteurs: Berichtet wird nur über Skandale, Abweichler und Negativtrends. Das Publikum erwartet es so, und zwar aus vier Gründen: Erstens sei die Kirche eine machtvolle kulturelle Institution. Die Berichterstattung versuche, diese Macht zu „knacken“ und gehe jedem Haarriss nach, aus dem beim nächsten Frost ein Absprengsel werden könnte. Denn Macht brauche eine kritische Begleitung. Zweitens müsse die Kirche kritisiert werden, weil sie viele Dinge hochhalte, die nicht mehr in die heutige Zeit passten. Es kamen dann ausschließlich Gesichtspunkte aus dem sexueller Bereich. Zölibat, Verbot der Verhütung, Verbot des vor- und außerehelichen Verkehrs, Verbot der Scheidung, Verbot des Frauenpriestertums, sexuelle Übergriffe von Priestern, Stellung zur Homosexualität. Drittens: Kirche und Theologie muteten dem Menschen Dinge zu, die voraufklärerisch und vorwissenschaftlich seien, wie zum Beispiel Wunder. Und Viertens: Kirche sei vordemokratisch. Insofern müsse sie bekämpft werden.

Auch das Instrument des Kampfes gegen die Kirche wurde den Besuchern verraten: Es sei das Prinzip „Teile und herrsche“. Man müsse die Kirche nicht von außen her angreifen; wer genau beobachte, stelle fest, dass sie das schon selbst besorgt. Man sehe nur auf die Rebellen, Ketzer und Abweichler, die sie immer wieder selbst produziert und publikumswirksam ächtet. Zu den kirchenzerstörerischen Elementen, die die Kirche selbst produziere, gehöre natürlich besonders die Bibelexegese. Es genüge, zu jedem christlichen Hochfest eine Handvoll Exegeten zu zitieren. So der Bericht des Spiegel – Redakteurs.

Sind Sie Kommunisten?

Christliche Nächstenliebe schaut immer auf den Menschen und seine konkreten Nöte und nicht auf die politische Überzeugung. Pinchas Lapide erzählt ein schönes Beispiel dieser Art der Liebe, die allen zu Hilfe kommt.

Ich war israelischer Konsul in Mailand (1956/58), als Italien das zehnjährige Jubiläum seiner Befreiung feierte. Eines Tages bekomme ich einen Brief, unterschrieben von 27 Israelis ganz verschiedener Herkunft und Berufe, die ein gemeinsamer Nenner eint: Sie haben 25 Monate ihres Lebens im Keller eines Franziskanerinnenklosters verbracht und verdanken dieser Tatsache ihr Überleben. Und nun, zehn Jahre später, wollen sie auf eigene Kosten zurückkehren, um den Nonnen einen Dankbesuch abzustatten. Sie schreiben mir, damit ich die Massenmedien alarmiere, mitkomme und dem ganzen Besuch einen offiziellen Charakter verleihe.

Selbstverständlich, gesagt – getan. Eines Tages fährt ein Konvoi hinunter in dieses Kloster in der Kleinstadt … vorn stehen 30 Nonnen schwarz gekleidet, in ihrer Mitte die Mutter Oberin, eine Dame von über 70, die schlecht sieht, nicht gut hört und die von zwei Schwestern gestützt wird. Es beginnen die Dankreden … Und nachdem das zwei Stunden gedauert hat, gehe ich zu der Oberin hin und sage: “signora, entschuldigen Sie das Getöse, aber die Welt hat schlechte Nachrichten zur Genüge; vielleicht sollten die Menschen auch einmal etwas gutes hören. Und daher mußten alle diese Menschen da sein, die da knipsen, Lärm machen und schreiben.“

Nach diesen Worten sagte sie einen Satz, den ich nie vergessen werde: “Sagen Sie, Herr Konsul, seid ihr Kommunisten oder seid Ihr Faschisten?“ Darauf bin ich das erste Mal in meinem Leben die Antwort schuldig geblieben. Ich sage: “Signora, seit zwei Stunden reden wir von der Bergpredigt, von der Nächstenliebe, vom Heiligen Land, von Jerusalem und der Bibel, und Sie stellen mir eine solche Frage?!“

Hierauf wird die alte Dame rot im Gesicht, stottert und sagt folgendes: “Sie wissen, Herr Konsul, ich bin eine alte Frau. Sie müssen etwas Rücksicht nehmen. Aber in dem Keller dort unten, den wir ihnen gezeigt haben – wo die Nonnen apropos zweimal auf ihrem Hostienofen Matzen gebacken haben, damit die Juden im Keller nicht nur leben, sondern ein Pessach feiern konnten -, in demselben Keller, 600 Meter vom Gestapobüro entfernt, da haben wir 1942 Kommunisten versteckt, 1943-1945 Juden und 1946-1947 Faschisten. Jetzt bin ich ein bißchen durcheinandergekommen.“

Aus: P. Lapide/Viktor Frankl, Gottsuche und Sinnfrage, Gütersloh 2005, aus dem Nachlaß von V.E. Frankl)

Weihe des Dreikönigswassers

Zum Fest der Erscheinung des Herrn wird das sogenannte Dreikönigswasser geweiht. In der Kapuzinerkirche wird diese Weihe in der feierlichen Form vorgenommen, wie sie im alten Benediktionale (Buch mit den Segensgebeten) vorgesehen ist. Das Wasser wird nach einer alten Tradition deshalb zu Dreikönig geweiht, weil an diesem Tag zugleich die Taufe des Herrn gefeiert und zugleich der Hochzeit zu Kana gedacht wurde, bei der Herr Wasser zu Wein gewandelt hat. Diese drei Ereignisse: die Begegnung der drei Könige mit dem Jesuskind, die Taufe Jesus im Jordan und die Hochzeit zu Kana, sind Offenbarungen der Herrlichkeit Christi – Epiphanie – Erscheinung des Herrn. Darum ist diese Weihwasser, wenn wir es im Gauben nehmen und aussprengen, auch ein besonderes Zeichen für die erlösende Macht des Herrn. Wo Christus erscheint, da muss der Böse und sein Einfluss weichen.

Feier der Rorate-Messe

Der Advent als die Zeit der Erwartung des Geburtsfestes unseres Herrn hat eine eigene Prägung und geistliche Stimmung, die auch in der Liturgie der Kirche zum Ausdruck kommt. Einen besonderen Akzent geben dieser Zeit die sogenannten Rorate-Messen, die immer in den frühen Morgenstunden gefeiert wurden und werden.

Der Name Rorate leitet sich vom Eröffnungsvers her, mit dem die Adventmessen früher immer begannen: Rorate coeli desuper …(Jesaja 45,8; das heißt übersetzt: Tauet, Himmel, von oben …). Die Rorate-Messe ist im alpenländischen Raum meist eine Votivmesse zu Ehren Marias, in der früher auch immer das Evangelium von der Verkündigung des Herrn verlesen wurde. Sie wurde ursprünglich nur an den Samstagen der Adventszeit, mancherorts aber auch täglich gefeiert.

Heute ist es je nach örtlicher Tradition üblich, sie ein- oder zweimal in der Woche zu feiern. Man sagt: „Die Vorfreude ist die schönste Freude.“ Wenn wir uns während der Adventszeit im Gebet und in der Mitfeier der Rorate-Messen besonders mit Maria verbinden, dann wird sie uns auch jene tiefe Freude vermitteln, mit der sie die Geburt Jesu Christi erwartet hat.

Bruder Benno – sein Ringen um die Berufung

"Mein Gott, man muß froh sein, wenn man etwas leiden kann!" Bruder Benno, als er einmal wegen seiner Schmerzen bemitleidet wurde.

Jeder Getaufte ist berufen ein anderer Christus zu sein, sodass er mit dem heiligen Paulus sagen kann: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Wir sind berufen, in unseren Gedanken, Worten und Taten die wahre Heiligkeit zu leben und die Güte und Menschenfreundlichkeit des Herrn zu bezeugen. „Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Das ist der Auftrag des Herrn.

Genau diesen Auftrag des Herrn hat der „gute Bruder Benno“, wie ihn die Leute allgemein nannten, verwirklicht. Es selber war sich dessen gar nicht so sehr bewusst, dass er für so viele Menschen ein Licht und Halt war. Aber wie berichtet und bezeugt wurde, waren die Menschen von der gleichbleibenden Güte und Menschenfreundlichkeit, von seiner tiefen und einfachen Frömmigkeit angezogen und berührt. Sie erkannten, dass in diesem einfachen Kapuzinerbruder die Heiligkeit des Herrn in überzeugender Weise aufleuchtete.
Im Leben von Bruder Benno finden sich keine außergewöhnlichen Begebenheiten, keine Erscheinungen oder privaten Offenbarungen. Er hat aber seine alltäglichen Pflichten und Aufgaben im Dienste Gottes und der Menschen mit außergewöhnlicher Hingabe und beharrlicher Treue erfüllt. Und das ist eine Art der Heiligkeit, die für jeden von uns bedeutsam ist.

Sein Leben sei hier kurz erzählt. Br. Benno Koglbauer wurde im Jahre 1862 in Mönichskirchen (N.Ö.) geboren. In jungen Jahren half er fleißig im elterlichen Hauswesen mit und unterstützte seinen Vater in den Geschäften des Bürgermeisteramtes. Einem inneren Drang folgend, ging er von zu Hause weg nach Salzburg. Er bekam im Kapuzinerkloster in Salzburg ein Anstellung als Knecht, eine Aufgabe die er vorbildlich erfüllte. Er dachte aber keineswegs daran, dort einzutreten, sondern eher daran eine Familie zu gründen. Er hatte auch ein Mädchen kennengelernt, mit dem der dies verwirklichen wollte.

Im März des Heiligen Jahres 1900 machte er eine Pilgerfahrt nach Rom mit. Und hier ist ihm seine Berufung zum Ordensleben klar geworden. Es muss ein besonderes Gnadenerlebnis gewesen sein, das ihm in Rom zuteil wurde. Er hat darüber nie näher gesprochen; nur seinen Mitbrüdern einmal angedeutet: „Ich wäre niemals Kapuziner geworden, wenn ich nicht in Rom gewesen wäre. Rom hat mich zum Kapuziner gemacht“.

Bevor er am 9. Sept. 1900 ins Kloster eintrat gab es für ihn ein hartes Ringen, vor allem wegen des Mädchens, das ihm sehr viel bedeutete. Es war eine Entscheidung zwischen dem großen Gut des Ehestandes und dem noch größeren Gut der Ganzhingabe an Gott. Dieser innere Ringen um die Entscheidung war noch nicht zu Ende, denn ein Jahr später, am Ende des Noviziats, kurz vor der ersten Profess, sucht ihn die junge Frau noch einmal auf, um ihn für die Ehe zu gewinnen. Doch als er sich entgültig für die Profess entschied, hat er einen tiefen Frieden in Gott empfangen, wie er später selber gesagt hat.

Nach dem Probejahr kam er nach Brixen und im Jahre 1907 als Pförtner nach Bregenz. 18 Jahre lang versah er dieses mühevolle Amt. Seine geduldige und gewissenhafte Pflichterfüllung, seine Milde und Sanftmut, seine herzliche Liebe zu den Mitmenschen, aber nicht nur zu den Außenstehenden, sondern vor allem auch zu den eigenen Mitbrüdern im Kloster haben ihn schon zu Lebzeiten beliebt gemacht und eine große Anziehung ausgeübt. Das wurde von so vielen Seiten ganz einstimmig bezeugt.

Eucharistische Gegenwart des Herrn – „Da fielen sie nieder und beteten an.“

Das Jahr der Eucharistie ist mit der Bischofssynode in Rom zu Ende gegangen. Der Höhepunkt dieses Jahres war sicherlich der Weltjugendtag in Köln. Aus den vielen geistlichen Früchten, die er für die daran beteiligten Jugendlichen gebracht hat, sei nur ein Zeugnis herausgegriffen:

Beim Nachtreffen einer Gruppe von Jugendlichen aus Irland erzählte ein junger Mann: Das Wichtigste, das ihm beim Weltjugendtag aufgegangen sei, war das Geheimnis der Eucharistie. Während er mit seine Gruppe auf die Ankunft des Heiligen Vaters wartet, waren sie in eine Kirche zum Gebet gegangen. Aber nach einer Zeit war es für sie wegen der vielen Menschen nicht mehr möglich auf den Platz zu gelangen, wo der Heilige Vater ankam. Sie mussten in der Kirche bleiben und er konnte nur den Jubel der Menge hören.

Als er auf den Tabernakel blickte, wurde ihm plötzlich mit tiefer Klarheit bewusst: Der, dem die Leute da draußen zujubeln, ist nur der “Stellvertreter Christi”. Aber hier im Allerheiligsten Sakrament ist mehr. Hier ist Jesus selbst!! – Was dieser junge Mann erfahren hat, das hat der Heilige Vater den Jugendlichen nahegelegt, als er über die Anbetung der drei Weisen sprach: ”Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und beteten es an … das ist nicht eine weit entfernte, lang vergangene Geschichte. Das ist Gegenwart. Hier in der heiligen Hostie ist ER vor uns und unter uns. Wie damals verhüllt er sich geheimnisvoll in heiligem Schweigen, und wie damals offenbart er gerade so Gottes wahres Gesicht. Er lädt uns ein zu der inneren Wanderschaft, die Anbetung heißt. Machen wir uns auf diesen inneren Weg und bitten wir ihn, dass er uns führe.”