Wie der hl. Antonius geholfen hat

13. Juni, Fest des hl. Antonius, unseres Kirchenpatrons

Die Kapuzinerkirche wurde 1639 dem hl. Antonius geweiht. In der Chronik steht vermerkt, dass sich der hl. Antonius vom ersten Tag an als zuverlässiger Helfer in allen Nöten erwies. Es heißt weiter, dass viel Wunderbares und Staunenswertes gaschah und seine Ruf sich im ganzen Land um den Bodensee verbreitete. Selbst Calviner und Protestanten nahmen seine Hilfe, und zwar mit gutem Erfolg, in Anspruch. Der hl. Antonius ist wirklich ein zuverlässiger Nothelfer. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn man den rechten Glauben und das Vertrauen aufbringt, dann hilft er oft sehr schnell. Und manches Mal offenbart er mit seinen Hilfen einen besonderen himmlischen Humor. Eine Frau aus der Steiermark hat das folgende Erlebnis mit dem hl. Antonius erzählt:

In der Absicht, ihre Finanzlage aufzubessern, ging sie 1963 auf Saisonarbeit in den „goldenen Westen“. Durch ein Inserat fand sie in Stainach am Brenner eine lukrative Stelle als Küchenhilfe. Sie musste noch rasch vor der Karwoche abreisen, da nach Auskunft des Hotels für Ostern viele Gäste erwartet wurden. Sie begann ihre Arbeit guter Dinge. Doch wegen schlechten Wetters sagten viele Gäste ab. Die Köchin, ihre Vorgesetzte, wurde wegen dieser Situation immer unerträglicher, sie schrie den ganzen Tag herum, und trotz aller Bemühungen konnte sie ihr nichts recht machen. Es wurde für sie immer ärger, so dass sie nach 14 Tagen enttäuscht den Entschluss fasste, einfach abzuhauen und nach Hause zu fahren.

Noch mitten in der Nacht packte sie ihre Habseligkeiten und ging zum Bahnhof. Dort erfuhr sie, dass es erst um ½ 9 Uhr einen Zug nach Innsbruck gab. So döste sie im Warteraum dahin bis um 6 Uhr früh die Kirchenglocke zum Angelus läutete. Sie beschloss, zur Kirche zu gehen, um dort ein wenig zu beten. Sie war etwas eingeschlafen und wurde um 7 Uhr aufgeweckt, da die heilige Messe begann.

In ihrer Verzweiflung schaute sie in der Kirche herum, und entdeckte unter anderen Heiligenfiguren eine schöne Antoniusstatue. Sie flehte den hl. Antonius an, er möge ihr doch zu einem anderen Posten verhelfen, es gebe doch genug Hotels und Gasthöfe. In ihrer aussichtslosen Situation, geriet sie innerlich ein wenig in Zorn und sie sagte vorwurfsvoll zum hl. Antonius: ”Für was steht´s ihr da herum, ihr Heiligen, wenn man im Stich gelassen wird!”

Da sie noch Zeit hatte, ging sie im Ort umher. Sie traf einen Mann, den sie fragte, ob er nicht eine Arbeitsstelle wüsste. Sie erzählte ihm ihr Schicksal, dass sie so hoffnungsvoll von zu Haus ausgezogen war, um das große Geld zu verdienen, und nun sollte sie gedemütigt wieder nach Hause.

Er sagt nur: “Da oben beim Schützenwirt sucht die Anna für die Sommersaison eine Kraft.” Als sie dort ankam, trug sie der Seniorchefin ihr Anliegen vor. Diese war ganz erstaunt, weil die Anna, ihre Tochter, gerade vorher mit dem Zug nach Innsbruck gefahren war zum hl. Antonius(!) in die Spitalskirche, um ein ”rechtes Madele” für die Sommersaison zu erbitten.

Als die Frau Anna um 12 Uhr zurückkam, staunte sie nicht wenig, dass das ”rechte Madele” schon eingetroffen war und sie sagte: ”So, und ich hab den hl. Antonius recht schön bitt´ und 500.- Schilling gespendet. Was sagst du jetzt dazu?”

Der Segen – ein besonderer geistlicher Schatz der Kirche

Das Letzte, das uns der Herr bei seiner Himmelfahrt geschenkt hat, war sein Segen. Es heißt: „Er erhob seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben“ (Lk 24,50-51).
Der Segen ist damit ein besonderer geistlicher Schatz der Kirche, der uns allen, aber in besonderer Weise den Priestern, zur Ausspendung übergeben ist.

Das lateinische Wort für segnen, benedicere, heißt wörtlich übersetzt: Gutes sagen. Bei jeder Segnung bitten wir Gott, dass er den Menschen etwas Gutes sagt, etwas Gutes und Heilbringendes für Leib und Seele schenke. Denn durch sein Wort ist ja alles geworden, und wenn Gott etwas sagt, so wird es gut und fruchtbar. Daran dürfen wir glauben. Der priesterliche Segen hat eine große Macht: Durch ihn wird der Böse und das Böse abgewehrt, der Wille im Guten gestärkt, die menschliche Schwachheit durch die Macht Gottes unterstützt, unsere Unternehmungen mit einer besondern Aufmerksamkeit der göttlichen Vorsehung begleitet, Leib und Seele geheilt und beschützt …

Bei all diesen Gnaden des Segens ist zu bedenken: Gott schenkt sie uns nach dem Maß unseres Glaubens.

Nach dem Maß, mit dem ihr messt

Jesus hat in der Bergpredigt über die Nächstenliebe gesagt: „Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden“ (Mt 7,2). Unser Verhalten gegen die Mitmenschen beginnt schon in den Gedanken. Die Mitmenschen werden für uns so sein, wie wir sie beurteilen und was wir von ihnen halten. Ob wir Gutes oder Schlechtes über sie denken, es kommt im selben Maß auf uns zurück. Diese Erfahrung haben auch schon die alten Griechen gemacht. Von Äsop, dem Fabeldichter ist uns folgende Begebenheit berichtet.

Äsop saß einmal am Rande der Straße, die nach Athen hinein führte, als er von einem Vorübergehenden angesprochen wurde: „Sagt, guter Mann, was für ein Menschenschlag ist es, der hier bei euch in der Stadt lebt?“

Äsop gab ihm nicht sofort eine Antwort, sondern wandte sich zunächst mit einer Gegenfrage an ihn: „Sag mir doch bitte erst, Fremder, woher du kommst und was für eine Art Menschen bei euch daheim wohnen!“

„Ich komme geradewegs aus Argos“, meinte jener und runzelte dabei die Stirn. „Die Leute dort taugen gar nichts: Lauter Dummköpfe sind sie und Lügner, nichts als Halunken und Diebe, streitsüchtig und ungerecht. Ich bin froh, endlich von ihnen weggekommen zu sein.“ „Ach wie schade“, antwortete ihm Äsop dann und setzte dabei eine tief betrübte Miene auf, „Du wirst unsere Athener nicht anders finden … !“

Schon bald darauf kam wieder ein Reisender vorbei, der ihm die gleiche Frage stellte. Doch als Äsop sich auch bei ihm nach seinem Herkunftsort und den Bewohnern seiner Heimatstadt erkundigte, gab der, ohne lange nachzudenken, zur Antwort:

„Aus Argos komme ich soeben, aus Argos, einer wahrhaft liebenswerten Stadt: Die Leute dort sind alle so freundlich und hilfsbereit, so weise, so ehrbar, so wahrhaftig. Ganz ungern nur habe ich sie verlassen und kann schon jetzt die Rückkehr zu ihnen kaum erwarten!“ Da stahl sich ein leises Lächeln in das Gesicht des weisen Dichters und er sagte: „Mein Freund, wie freue ich mich für Dich – und wie freue mich, Dir sagen zu können: So, gerade so wirst Du unsere Athener auch finden … !“

Alter – ein Segen!

Im lesenswerten Buch: Lebenslust – Wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult, nimmt Manfred Lütz (Theologe, Psychotherapeut und Leiter einer Klinik in Köln) unter anderem auch die heute oft unterschwellig vorherrschende Abwertung alter Menschen aufs Korn. Er sagt: „In einer Gesellschaft, die Gesundheit mit Arbeitsfähigkeit identifiziert, steht das Alter unausgesprochen unter dem Generalverdacht, eine Krankheit zu sein.“ Heute sind alte Menschen oft de facto Menschen zweiter Klasse.
„Man zählt alte Menschen zum ‚alten Eisen‘, eine liebenswürdige, etwas altertümelnde Bezeichnung für Schrott.“ Er hält dieser Auffassung entgegen: Das Wichtige im Leben, das kennen alte Menschen viel besser als junge. Sie verfügen oft über einen wahrhaft unermesslichen Schatz an Erfahrung mit dem Wichtigen und das hat auch ihren Charakter geprägt. Alte Leute entwickeln oft mehr Humor. Denn Humor setzt voraus, sich selbst in Frage stellen zu können und auch allgemeine Trends wie die Gesundheitsreligion.

Bei uns herrscht immer noch die Überzeugung, Menschen bauten im Alter geistig ab. Die Altersforschung hat aber herausgefunden, dass diese undifferenzierte Meinung auf uralten Untersuchungen beruht, die fehlerhaft waren. Es gibt keinen Hinweis auf einen generellen, unaufhaltsamen geistigen Abbau bei alten Menschen. Selbst wenn mancher Alte einiges vergisst: Was ihm da nicht mehr in den Sinn kommt, ist zumeist die für ein glückliches Leben gleichgültige Datenfülle, mit der sich ein jugendliches Gehirn heute herumschlägt. Das Alter kann man auch als eine erfreuliche Quelle sehen, ein gesegnetes Alter, wie man früher sagte, und der zur Zeit herrschende Jugendkult ist eine erfolgreiche Massenveranstaltung zur Herstellung einer unglücklichen Gesellschaft.

Gott ist die Liebe

Papst Benedikt XVI. hat am 25. Jän. seine erste Enzyklika mit dem Titel: „Gott ist die Liebe“ veröffentlicht. Sie wurde gleich zu einem Bestseller und von viele Menschen beachtet.

In einem Kommentar, den der Heilige Vater zu seiner eigenen Enzyklika in der Zeitschrift „Familia Christiana“ veröffentlicht hat, räumt er zwar ein: „Der Text mag zunächst ein wenig schwierig und theoretisch erscheinen. Wenn man sich jedoch in die Lektüre vertieft, dann wird deutlich, dass ich nur auf ein paar sehr konkrete Fragen des christlichen Lebens antworten wollte.“

Eine dieser Fragen wäre z.B. „Können wir wirklich den ,Nächsten’ lieben, der uns so fremd oder direkt unsympathisch ist? Ja, wir können es, wenn wir Freunde Gottes sind. Wenn wir Freunde Christi sind, dann wird uns immer klarer, dass er uns geliebt hat und uns liebt, selbst wenn wir oft unseren Blick von ihm abwenden und unser Leben nach anderen Dingen ausrichten.“ So sagt der Heilige Vater.

Da gingen ihnen die Augen auf

Gedanken zum Evangelium vom Ostermontag

Wir kennen die Emmausgeschichte. Zwei Jünger gingen von Jerusalem nach Emmaus und waren nur am Jammern. Es sind 40 gebirgige Kilometer- das war ein Jammerrekord (Manfred Lütz). Diese Jünger wussten alles, aber sie hatten nichts begriffen. Sie wussten sogar schon etwas von der Auferstehung, aber diese Nachricht hatte sie innerlich nicht bewegt, sie waren ganz in der Traurigkeit gefangen. Da kam der Herr selbst zu ihnen und begann ihnen alles zu erklären. Aber sein Reden half nichts. Erst beim Brechen des Brotes, im lebendigen Sakrament der Eucharistie, gingen ihnen die Augen auf, sie erkannten den Herrn und sahen alles in einem neuen Licht. Erst jetzt wurde all ihr Wissen lebendig und sie rannten nach Jerusalem zurück, um den Aposteln Zeugnis zu geben, dass sie den Herrn gesehen hatten.

Die moderne Psychologie hat erkannt, dass man den Kranken kaum helfen kann, wenn zu sehr auf die Defizite im Leben schaut und sie analysiert. Das führt meist noch tiefer in die Depression. Viel wichtiger ist es, die guten Kräfte, Fähigkeiten und Möglichkeiten, die im Menschen stecken, zu erkennen und zu fördern, mit denen man die Probleme bewältigen kann.

So ist es auch mit unserem Glauben und mit der Kirche. Wir müssen wieder mehr von den Kräften des Glaubens und der Kirche reden und nicht all zu sehr die Dunkelheiten unserer Zeit beklagen, sondern den Blick mehr auf das Licht richten, das Jesus Christus auch in unsere Zeit gebracht hat. Dann werden uns die Augen aufgehen, und wir werden erkennen, welcher Schatz und welche Kraft unser katholischer Glaube ist. Der Glaube an den auferstandenen Herrn lässt uns diese oft traurige Welt in einem neuen Lichte sehen.

Lügen ist komplizierter

Nie wird so viel gelogen wie vor einer Wahl, während eines Krieges und nach einer Jagd! Otto von Bismarck

„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen (Mt 5,37),“ sagt Jesus in der Bergpredigt und ruft uns damit zur Wahrhaftigkeit und Geradheit des Denkens und zur Lauterkeit des Herzens auf. Der Mensch ist auf die Wahrheit hin geschaffen. Bei der Wahrheit zu bleiben ist für ihn immer das Einfachste. Das kann man auch an den Gehirnzellen messen.

Nach einem Bericht des Wissenschaftsmagazins Nature haben Wissenschaftler der University of Pennsylvania eine Methode entwickelt (funktionelle Magnetresonanztomographie =fMRT), mit der sie die Aktivitäten des Gehirns beim Denken genau lokalisieren und messen können.

Sie haben in einer Arbeit versucht nachzuweisen, dass man diese Methode zu einer Art Lügendetektor-Test nutzen könne. Sie hatten Testpersonen dazu aufgefordert bei der Erkennung von Spielkarten zu lügen. Gelang es den Testpersonen erfolgreich zu lügen, sollten sie jeweils 20 US-Dollar gewinnen. Aber durch die Messung der Gehirnströme konnte man die Lügen gut erkennen. Die Auswertung zeigte im Fall einer Lüge eine erhöhte Aktivitäten in den Frontal-Lappen des Gehirns. „Eine Lüge ist immer komplizierter als die Wahrheit“, kommentiert der an der Studie beteiligte Rugen Gur gegenüber der Zeitschrift Nature. „Man muss ein bisschen mehr denken – und das kann man mit der fMRT nachweisen.“

Gott ist der Herr der Geschichte und unserer Zukunft

"Blinde führen Blinde und stürzen in die Grube ", Bild des niederländischen Malers Pieter Bruegel des Älteren (1568). Unsere Vergangenheit gehört der Barmherzigkeit Gottes, unsere Zukunft der Vorsehung Gottes, unsere Gegenwart der Liebe Gottes.

Ein tief im Herzen verankertes Verlangen des Menschen ist es, etwas über die Zukunft zu erfahren. Was wird kommen für uns persönlich, für die Gesellschaft, für die Welt? Die Menschen haben seit jeher versucht, mit allen möglichen Mitteln in die Zukunft zu schauen. Aber Gott ist der Herr der Geschichte und unserer Zukunft. Er lässt sich nicht so einfach in die Karten schauen. Das zeigt auch der folgende Bericht:

Der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel hat von 27 Wahrsagern 110 Prognosen gesammelt und ausgewertet, die für das Jahr 2005 gemacht wurden. Seine Bilanz fällt vernichtend aus: „Auch dieses Jahr muss man den Wahrsagern insgesamt ein ungenügendes Zeugnis ausstellen.“ Überwiegend hätten sie „Banales, Unverständliches oder gänzlich Absurdes“ vorausgesagt, findet Kunkel. Und wo sie konkret geworden seien, hätten sie sich abgesehen von Zufallstreffern geirrt.

Mit Prophezeiungen zum Tod des Papstes, die in den achtziger und neunziger Jahren zu ihrem Standardrepertoire gehörten, hielten sich die Wahrsager für 2005 erstaunlich zurück. Erst als Johannes Paul II. im Februar bereits zum zweiten Mal im Krankenhaus lag und nicht mehr sprechen konnte, wagte Martin Schmid, den Tod des Heiligen Vaters für Ende April oder Anfang Mai anzukündigen. Dieser kam dem Deuter dann aber am 2. April zuvor. Zu den weiteren Fehl-Prophezeiungen für 2005 gehörten ein Anschlag auf US-Präsident George W. Bush und ein Zusammenbruch des US-Dollars. Dankbar für die mangelnde Aussagekraft der Prognosen dürfte Fernsehmoderator Frank Elster sein. Die Berliner Astrologin Monika Transier hatte ihm ebenso wie dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der Schauspielerin Doris Day und dem britischen Prinz Philip ein baldiges Ableben mit konkretem Termin vorausgesagt. Trotz mehrerer Terminkorrekturen sind alle vier wohlauf. Kein einziger Astrologe, Wahrsager oder Numerologe hatte das Großereignis der Neuwahl in Deutschland vorausgesagt.

Im Katechismus der Katholischen Kirche wird uns die recht christliche Haltung zur Wahrsagerei gezeigt. Da heißt es bei der Nr. 2116: „Sämtliche Formen der Wahrsagerei sind zu verwerfen: die Indienstnahme von Satan und Dämonen, die Totenbeschwörung oder andere Handlungen, von denen man zu Unrecht annimmt, sie könnten die Zukunft „entschleiern“. Hinter Horoskopen, Astrologie, Handlesen, Deuten von Vorzeichen und Orakeln, Hellseherei und dem Befragen eines Mediums verbirgt sich der Wille zur Macht über die Zeit, die Geschichte und letztlich über die Menschen, sowie der Wunsch, sich die geheimen Mächte geneigt zu machen. Dies widerspricht der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden.“

Von den Wahrsagern können wir also nichts wirklich Wahres und Heilsames erfahren. Das heißt aber nicht, dass uns Gott völlig im Dunkeln belässt, was die Zukunft angeht. Im Katechismus heißt es bei der Nummer 2115: „Gott kann seinen Propheten und anderen Heiligen die Zukunft offenbaren. Die christliche Haltung besteht jedoch darin, die Zukunft vertrauensvoll der Vorsehung anheim zu stellen und sich jeglicher ungesunder Neugier zu enthalten. Wer es an notwendiger Voraussicht fehlen lässt, handelt verantwortungslos.“

In der gegenwärtigen Situation braucht man kein Hellseher zu sein, um zu erkennen was bald auf uns zukommt. Maria hat in Fatima den Kindern die prophetischen Botschaft gegeben: “ … mehrere Nationen werden vernichtet werden …“, wenn wir nicht umkehren und beten. Wenn wir nun bedenken, dass sich im Atomstreit um den Iran die großen westlichen Industrienationen einig geworden sind, nötigenfalls sogar mit „Atomwaffen!“ gegen den Iran vorzugehen und alle davon reden, dass dies alles nur der „Sicherung des Friedens!“ dient, dann kann uns klar werden, dass die Erfüllung dieses Wortes der Gottesmutter nicht mehr fern ist. Der Dichter Reinhold Schneider hat angesichts des 2. Weltkriegs geschrieben: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsren Häuptern aufzuhalten, und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen.“

Nicht perfekt – aber vollkommen

Jesus hat uns in der Bergpredigt zur Heiligkeit aufgerufen: „Ihr sollt vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48). Wir haben vielleicht den Eindruck, dass er etwas Unmögliches von uns verlangt. Aber dieser Eindruck kommt davon, dass wir die christliche Vollkommenheit mit einem menschlich gedachten „Perfektionismus“ verwechseln. Diese Vollkommenheit besteht nicht darin, dass wir keine Fehler machen und keine Schwächen mehr haben, sie zeigt sich vielmehr darin, dass wir danach trachten, Christus nachzufolgen und so wie er zu denken, zu lieben, zu fühlen und zu handeln. Aus eigener Kraft vermögen wir nichts Gutes zu tun. Aber mit dem hl. Paulus können wir sagen: „Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4, 13). Diese Erkenntnis bewahrt uns in der Demut und macht uns nachsichtig mit den Fehlern anderer.

In der Haltung des Perfektionismus aber, schaut der Mensch nur auf sich selbst und ist mit sich selbst beschäftigt. Er kann es nicht annehmen
oder er will es nicht sehen, dass er selber Fehler und Schwächen hat. Zugleich stellt er auch zu große Erwartungen an seine Mitmenschen. Und wenn etwas nicht gelingt, wird er mutlos oder schiebt die Schuld auf andere. Der Perfektionismus ist letztlich eine Form des Stolzes, mit dem man sich selbst und den anderen das Leben schwer macht und sein eigenes Glück verbaut. Eine kleine, heitere Geschichte soll uns zeigen, wie es den Perfektionisten ergeht:
Ein Schüler fragte Nasrudin eines Tages, warum er nie geheiratet habe. „Ach,“ antwortete Nasrudin „ich hatte mir vorgenommen, nur dann zu heiraten, wenn ich die perfekte Frau gefunden habe. So suchte ich lange Jahre und begegnete vielen Frauen, die nett und schön und intelligent waren. Aber keine war perfekt.“ Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Eines Tages sah ich sie. Ich wusste sofort, dass sie in jeder Hinsicht perfekt war. Und als ich sie dann kennen lernte, stellte sich heraus, dass sie tatsächlich in jeder Hinsicht ein makelloses Juwel war.“ „Und, warum hast du sie dann nicht geheiratet?“ fragte der Schüler. Nasrudin seufzte tief: „Das Problem war, dass sie den perfekten Mann suchte.“

Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen

Der Heilige Vater richtet an uns eine Botschaft für die Fastenzeit. In seiner Betrachtung geht er vom Wort des Evangeliums aus: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen” (Mt 9,36). Im Blick auf die soziale Entwicklung unserer Gesellschaft muss die Kirche und jeder Christ an Christus das Maß nehmen. Jeder von uns ist zur tätigen Nächstenliebe aufgerufen. Hier einige wichtige Aussagen aus seiner Botschaft:

Die Antwort auf die materiellen und sozialen Bedürfnisse der Menschen kann nämlich keineswegs von der Erfüllung der tiefen Sehnsucht ihrer Herzen getrennt werden. Darum ist der erste Beitrag der Kirche zur Entwicklung des Menschen und der Völker nicht die Bereitstellung materieller Mittel oder technischer Lösungen, sondern die Verkündigung der Wahrheit Christi, welche die Gewissen erzieht und die authentische Würde der menschlichen Person wie der Arbeit lehrt, und zudem eine Kultur fördert, die auf alle echten Fragen der Menschen antwortet. …

Angesichts der schrecklichen Herausforderungen der Armut vieler Menschen stehen die Gleichgültigkeit und die Verschlossenheit im eigenen Egoismus in unerträglichem Gegensatz zum „Blick” Christi. Fasten und Almosen, welche die Kirche zusammen mit dem Gebet in besonderer Weise in der Fastenzeit empfiehlt, sind eine günstige Gelegenheit, eins zu werden mit dem „Blick” Christi. …
Die Hingabe seiner selbst an den anderen, in der sich die Liebe ausdrückt, kann durch kein ökonomisches, soziales oder politisches Projekt ersetzt werden Wer nach dieser Logik des Evangeliums tätig ist, lebt den Glauben als Freundschaft mit dem menschgewordenen Gott und nimmt sich – wie ER – der materiellen und geistlichen Nöte des Nächsten an. Er weiß, wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig – wie die selige Theresa von Kalkutta sagte: „Die erste Armut der Völker ist es, dass sie Christus nicht kennen”. Darum gilt es, Gott im barmherzigen Antlitz Christi zu finden; ohne diese Perspektive baut eine Völkergemeinschaft nicht auf festen Grund.