Ihr seid gerettet, weil ich euch gerettet habe

Schwester Maria Natalia Magdolna wurde 1901 in der Nähe von Pozsony in der Slowakei geboren. Schon als Kind erkannte sie ihre geistliche Berufung und hatte tiefe mystische Erfahrungen. Mit 17 Jahren trat sie ins Kloster der „Schwes­tern der heiligen Maria Magdalena“ in Pozsony ein, lebte zuletzt in Budapest und starb 1992 im Ruf der Heiligkeit.

In einem Büchlein mit kirchlicher Imprimatur sind die inneren Offenbarungen und Botschaften gesammelt, die sie empfangen hat. Sie sind ein Aufruf zur Sühne und zur Wiedergutmachung der Sünden und zur Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens. Die meisten dieser Botschaften wurden zwischen 1939 und 1943 geschrieben. Sie berichtet unter anderem auch über das persönliche Gericht, das uns alle einmal erwartet. Sie schreibt:

»Bei mehreren Gelegenheiten führte mich Jesus an den Ort des persönlichen Gerichts. … Ich dachte, ich würde etwas Außergewöhnliches sehen, aber ich sah nichts dergleichen. Ich kann dieses Erlebnis nur in Bildern beschreiben. Ich sah diese Seele, als sie sich dem Ort des Gerichts näherte. Auf der einen Seite stand ihr Schutzengel und auf der anderen der Satan. Jesus wartete in seiner göttlichen Majestät auf sie, denn er ist der Richter. Das Urteil erging schnell und leise. Die Seele konnte in einem Augenblick ihr ganzes Leben sehen, nicht mit ihren eigenen Augen, sondern mit den Augen Jesu. Sie sah die schwarzen Flecken, große und kleine. Wenn die Seele in die ewige Verdammnis geht, empfindet sie keine Reue für das, was sie getan hat. Jesus schweigt und die Seele wendet sich von ihm ab, und dann reißt Satan sie mit sich und schleppt sie in die Hölle.

Die meiste Zeit jedoch streckt Jesus mit unbeschreiblicher Liebe seine Hand aus und zeigt ihr den Ort, an den die Seele gehen soll. Jesus sagt: „Tritt ein!“ … Sie wird in das Fegefeuer begleitet von der Muttergottes und ihrem Schutzengel, die versuchen, sie zu trösten. Diese Seelen sind sehr glücklich, denn sie haben bereits ihren Platz im Himmel gesehen, wo ewiges Glück auf sie wartet. Die Gottesmutter ist nicht in allen Phasen des Gerichtes anwesend, aber bevor das Urteil verkündet wird, bittet sie ihren Sohn als Verteidigerin, genau wie ein Anwalt seinen Klienten, und verteidigt vor allem die Seelen, die ihr während ihres Lebens geweiht waren.

Aber wenn das Gericht beginnt, zieht sie sich zurück, und nur ihre Gnade strahlt weiter auf die Seele. Im Augenblick des Urteils ist die Seele ganz allein vor Jesus.

Eines Tages fragte ich Jesus: „Wovon hängt unser Seelenheil ab?“ Er antwortete mir: „Die Erlösung hängt nicht vom Heute, Morgen oder Gestern ab, sondern vom letzten Augenblick. Deshalb müsst ihr ständig Buße tun. Ihr seid gerettet, weil ich euch gerettet habe und nicht wegen eurer Verdienste. Nur der Grad der Herrlichkeit, den ihr in der Ewigkeit erhaltet, hängt von euren Verdiensten ab. Deshalb müsst ihr euch ständig in zwei Dingen üben, eure Sünden zu bereuen und oft zu sagen: „O mein Jesus, in deine Hände empfehle ich meine Seele“. Man darf keine Angst vor dem Gericht haben. Jesus umgibt als demütiges Lamm die Seelen mit unbeschreiblicher Liebe. Die Seele, die sich danach sehnt, rein zu sein, kommt zum Gericht, um der Liebe zu begegnen. Die stolze Seele hingegen verabscheut diese Liebe, sie entfernt sich von ihr, und das ist die Hölle an sich.

Als ich einmal an der Schulter von Jesus lehnte, weinte ich und fragte ihn: „Warum hast du die Hölle geschaffen?“ Um mir zu antworten, nahm Jesus mich mit zum Gericht einer sehr sündigen Seele, deren Sünden er vergab. Satan war wütend: „Du bist nicht gerecht! Diese Seele gehörte ihr ganzes Leben lang mir! Sie hat viele Sünden begangen, während ich nur eine begangen habe, und du hast mir die Hölle bereitet.“ „Luzifer!“ – Jesus antwortete mit unendlicher Liebe: „Hast du mich jemals um Vergebung gebeten?“ Dann schrie Luzifer, der außer sich war: „Niemals! Das werde ich niemals tun!“ Dann drehte sich Jesus zu mir um und sagte: „Siehst du, wenn er mich nur ein einziges Mal um Vergebung bitten würde, gäbe es die Hölle nicht mehr.“

Deshalb fordert Jesus uns auf, in ständiger Umkehr zu leben. Wir müssen über all das nachdenken, was er für unsere Sünden erlitten hat, damit wir das Heil erlangen können.

Wir sollen ihn um seiner tiefen Liebe willen lieben. „Jede Seele ist eine einzigartige Welt“, sagte er zu mir. „Die eine kann die andere nicht ersetzen.“ Jesus liebt jede Seele mit einer besonderen Liebe, und diese Liebe ist nicht dieselbe, die er für eine andere hat.«

 

Denn er hat seinen Engeln befohlen

Der deutsche Fernsehmoderator, Journalist und Bestsellerautor Peter Hahne erzählt eine Geschichte, die eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein, aber die tatsächlich so geschehen ist:

„Ein Autofahrer startet seinen Wagen. Da klopft jemand an die Scheibe mit den Worten: ‚Wissen Sie eigentlich nicht, dass Gott seinen Engeln befohlen hat, dass sie über Ihnen seien und Sie auf allen Wegen behüten sollen?‘ Kopfschüttelnd über solchen Unsinn fährt er auf die Autobahn. Nach wenigen Kilometern schert mitten im Überholvorgang ein Lastwagen nach links aus und fährt den Pkw zu Schrott. Übrig bleiben von dem Auto ein paar zerstreute Trümmer, aus denen wie durch ein Wunder der Fahrer fast unverletzt herauskriecht. Trotz Schockzustand hört er, wie ein Polizist zum anderen sagt:’Der muss aber einen Schutzengel gehabt haben.‘ Ein Lkw-Fahrer nimmt den Mann bis zum nächsten Ort mit. Worüber soll man sich mit einem so unter Schock stehenden schon unterhalten? So schaltet er das Autoradio an, wo genau in dieser Sekunde Mendelsohn-Bartholdys achtstimmige Motette beginnt: ‚Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen‘ (Ps 91).“

 

Komm, setz dich zu uns

Ronda Chervin ist emertierte Professorin für katholische Philosophie und Theologie, sie hat viele geistliche Bücher verfasst und ist heute Witwe, Mutter und Großmutter. Im Rückblick auf ihr Leben kann sie immer nur staunen über die Wunder, durch die Gott sie in die katholische Kirche geführt hat. Sie schreibt:

„Wenn ich zurückdenke, stelle ich mir vor, dass meine Zwillingsschwester und ich zu den am meisten entfremdeten kleinen Kindern in New York City gehörten. … Wir waren die 1937 geborenen Kinder unverheirateter Eltern, die sich in der kommunistischen Partei kennen gelernt hatten. … Sowohl Vater als auch Mutter, obwohl militante Atheisten, hatten einen jüdischen Hintergrund, aber keiner von beiden war als Jude erzogen worden. … Meine Großmutter väterlicherseits … war eine tief gläubige Christin. … Als ich aufwuchs, hatten meine Eltern nichts als Hohn und Spott für meine christliche Großmutter übrig. Sie wurde als Beweis dafür benutzt, dass nur schwache und dumme Menschen noch an Gott glauben. … Doch als wir 8 Jahre alt waren, trennten sich unsere Eltern für immer. …

Eines Tages ging ich mit meiner Schwester nach Hause, und eine Gruppe von Jungen im Vorschulalter umkreiste uns. ‚Und, was seid ihr? Bist du katholisch?‘ ‚Nein.‘ ‚Bist du evangelisch?‘ ‚Nein.‘ ‚Bist du Jude?‘ ‚Nein.‘ (Unsere Eltern hatten uns nie gesagt, dass wir jüdischer Abstammung waren.) ‚Was seid ihr dann?‘ ‚Wir sind Atheisten‘, antworteten wir stolz.“

Als 12-Jährige bekam sie in der Schule einmal eine Aufgabe, in der sich schon ihr philosophisches Talent zeigt: Schreibe eine Seite darüber, was du werden willst, wenn du groß bist. Sie schrieb spontan nieder: „Wie kann ich wissen, was ich werden will, wenn ich den Sinn des Lebens nicht kenne?“

„Mein Studium der Philosophie war meine Art, nach der Wahrheit zu suchen. An den säkularen Universitäten, die ich besuchte, war der Skeptizismus (alles wird infrage gestellt) so sehr in Mode, dass ich mich nach einem Jahr an der Graduiertenschule völlig hoffnungslos fühlte. Wo war die Wahrheit?“

Durch wunderbare Fügungen lernte sie den katholischen Philosophen Dietrich von Hildebrand kennen, und auf einer Reise nach Europa, die sie zusammen mit katholischen Professoren und Studenten unternahm, empfing sie viele Gnaden, die ihr Herz für den Glauben an Christus öffneten.

„Das erste Wunder geschah, als ich die Kathedrale von Chartres in Frankreich sah. …
Zweites Wunder: Im Reisebus, während ich die Evangelien las, ohne viel zu verstehen, schlief ich ein. Ich hatte einen Traum. Da war ein großer Raum mit Tischen. Jesus und Maria saßen mit dem Rücken an der Wand. Maria winkte mir zu und sagte auf Hebräisch: ‚Komm, setz dich zu uns.‘ (Ich kann kein hebräisch, aber im Traum konnte ich es.)
Drittes Wunder: Ich bekam den Impuls, auf dem Boden des Hotels zu knien und ein Gebet der Skeptiker zu sprechen, von dem ich dachte, dass mein Professor es mir als Scherz gesagt hatte: ‚Gott, wenn es einen Gott gibt, rette meine Seele, wenn ich eine Seele habe.‘
Viertes Wunder: Die in vielen Sprachen gesungene Hymne der Pilger auf die Unbefleckte Empfängnis, die in Lourdes bei der Lichterprozession gesungen wurde, berührte mich zutiefst.
Fünftes Wunder: Die unvollendete Krippe von Da Vinci. Ich sah die Jungfrau Maria an, so einfach, rein und lieblich, und ich weinte. Sie hatte etwas, was ich nie haben würde: Reinheit! Zum ersten Mal betrachtete ich mich als Sünderin.
Sechstes Wunder: Das Antlitz Christi in einem Wandteppich von Raphael wurde lebendig, nicht für die anderen, sondern nur für mich!
Siebtes Wunder: Papst Pius XII. hatte genau denselben Ausdruck in den Augen wie das lebendige Antlitz Jesu auf dem Wandteppich. …

Das berühmte Kapitel von C.S. Lewis war ein intellektueller Wendepunkt. Er zeigt, dass es nicht gut ist, sich mit der Entscheidung abzufinden, dass Jesus nur ein wunderbarer Mensch oder ein Prophet war. Wenn ein Mensch behauptet, göttlich zu sein, ist er entweder wirklich Gott, verrückt oder ein Lügner? Da niemand glaubt, dass Jesus verrückt oder ein Lügner war, muss er göttlich gewesen sein. … Die Lektüre der Bücher von Chesterton und Kardinal Newman ließ es unausweichlich erscheinen, katholisch zu werden.

Am 4. Januar 1959, mit 21 Jahren, wurde ich getauft. Es gab keinen Moment in meinem Leben, in dem ich es bereut habe, katholisch zu sein.“

Frieden mit meinem Gott

Ein Junge aus er Schweiz stiehlt in einem Laden in San Marino Süßigkeiten. Später plagt ihn das schlechte Gewissen und er schreibt einen Brief an den Laden. Der Ladenbesitzer war so beeindruckt davon, dass er diesen Brief auf Facebook veröffentlichte.

„Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Benjamin, ich bin 12 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Am Sonntag 30.5.22 war ich in Ihren Laden gekommen. Da ich kein Geld dabei hatte, habe ich ein JOY Kinder-Eis gestohlen. Es tut mir sehr Leid und ich weiß, dass dies falsch ist. Weil ich Frieden mit meinem Gott und mit Ihnen schaffen will, gebe ich ihnen 10.- Euro als Wiedergutmachung. Ich bitte sie um Verzeihung!“

Ein wunderbares Beispiel des kindlichen Hörens auf die Stimme Gottes und der Umkehr. Solchen Herzen kann Gott seinen Frieden schenken. „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen!

Wer also immer sich verdemütigt wie dieses Kind, der ist der Größere im Himmelreich.“ (Mt 18,3-4).

 

Bitte um die Taufe der Katholiken, und ich werde kommen und dich abholen

Die Oblaten Mariens kamen 1862 nach Lesotho in Südafrika. Im folgenden Jahr reitet einer von ihnen, Pater Joseph, mit dem Rosenkranz in der Hand durch die Berglandschaft von Lesotho. Er besucht die in den Dörfern verstreuten Christen.

Nach einem längeren Ritt hören sie laute Schreie aus einem fernen Dorf. Der Pater hält an: „Sie rufen uns“, sagt er, „gehen wir!“ „Nein!“ antwortet der Katechet, „es ist ein Dorf von Zauberern, sie haben uns eine Falle gestellt.“ „Vielleicht gibt es eine Seele zu retten, ich gehe.“ Und der Priester begibt sich ins Dorf, gefolgt von seinem Helfer, der mehr tot als lebendig ist.

Sobald sie ankommen, umgeben die Frauen den Priester und führen ihn zu einer Hütte, wo ein junges Mädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren im Sterben liegt. „Sie verlangt nach dir“, sagen die Frauen, „sie will die Taufe der Katholiken empfangen, um zu einer schönen Dame zu gehen!“ Der Priester kniet sich neben die sterbende Frau: „Taufe mich schnell, schnell, beeil dich“, haucht sie. Während der Katechet das Notwendige für die Taufe vorbereitet, stellt der Priester der Kranken einige Fragen über den Glauben, die sie ohne zu zögern beantwortet. Ohne weiteren Aufschub spendet er ihr das Sakrament. Bei den Worten: „Maria, ich taufe dich…“, erhellt eine strahlende Freude das Gesicht des jungen Mädchens. Der Priester fragt, woher ihr Wunsch nach der Taufe kommt. Sie sagt: „Ich hatte einen Traum, und ich sah eine schöne weiße Frau, die die Arme nach mir ausstreckte und sagte: „Bitte um die Taufe der Katholiken, und ich werde kommen und dich abholen.“

Sehr bewegt überreicht ihr der Priester eine Wunderbare Medaille: „Sie ist es! Sie habe ich gesehen!“ sagt die sterbende Frau. Sie küsst sie liebevoll und stirbt.

 

Den Sinn auf das Himmlische richten

Jesus hat seine Belehrung über die Habgier, die er uns im Evangelium des 18. Sonntags im Jahreskreis (C) gibt, an den Fall einer Erbstreitigkeit angeknüpft. Gerade an Erbstreitigkeiten, wo es um Geld und Besitz geht, für die man ja selber nichts getan hat, da zeigt sich, was Habgier und Neid alles hervorbringen können: nämlich viel Unrecht, Leid und Feindschaft.

Darüber hinaus orientiert die Habsucht die Menschen ganz auf diese Welt und macht sie blind für die geistigen Werte und die unsichtbare Welt Gottes.

Wie dieser Reiche im Beispiel, das Jesus erzählt hat, sieht man nicht mehr die ganze Wirklichkeit und man gibt sich der Vorstellung hin, man könnte in dieser Welt ewig leben. Darum warnt uns Jesus: „Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier.“

Der hl. Paulus zeigt uns in der Lesung dieses Sonntags einen Weg, wie wir diese Habgier überwinden können. Er sagt: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische nicht auf das Irdische“ (Kol 3,1). Was heißt das nun, dass wir unseren Sinn auf das Himmlische richten?

1) Zuerst bedeutet es, dass wir uns aufrichtig mühen, Gott an die erste Stelle im Leben zu setzen. Der hl. Benedikt sagt: Wir sollen dem Gottesdienst nichts vorziehen. Die Treue zum Gebet, die Liebe zur sonntäglichen heiligen Messe und der regelmäßige Empfang der hl. Beichte soll bei uns an erster Stelle stehen. Das ist für uns nicht immer einfach in einer Welt, die so viele Möglichkeiten bietet, etwas anderes zu wählen und vorzuziehen. Aber wer sich aufrichtig um eine innere Beziehung zu Gott bemüht, der wird erfahren, dass er ein inneres Licht empfängt, das ihn die Dinge der Welt ganz anders sehen lässt.

2) Denn Sinn auf das Himmlische richten heißt weiters, dass wir uns aus Liebe zu Gott in ein gewisses Verzichten einüben, einen Verzicht auf Dinge, die an sich erlaubt und nicht schlecht sind. Es gibt so Vieles in unserem alltäglichen Lebensstil, das wir uns gedankenlos und selbstverständlich leisten, so wie es unsere Wünsche und Neigungen eingeben. Aber ein bewusster Verzicht auf so manche Annehmlichkeiten aus Liebe zu Gott wird uns viel freier und zufriedener machen.

3) Und schließlich richten wir unseren Sinn auf das Himmlische, wenn wir uns bemühen, mit dem, was Gott uns geschenkt hat, mit unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten, den andern Menschen Gutes zu tun, an die Not der anderen Menschen zu denken. Unsere Neigung zur Habsucht wird vor allem geheilt durch die Liebe, durch die selbstlos schenkende Liebe, wenn wir unsere Kräfte, Fähigkeiten und Güter zum Wohl unserer Mitmenschen einsetzen.

Wenn der Herr uns dann einmal aus dieser Welt ruft, wird er zu uns nicht sagen müssen: „Du Narr, wem soll all das gehören, was du angehäuft hast!“ Sondern er wird sagen: „Wohlan, du treuer Diener, nimm das Reich in Besitz, geh ein in die Freude deines Herrn.“

 

Kirche heute?

In einer Rede an die chilenischen Bischöfe, die Kardinal Ratzinger 1988 hielt, hat er folgende Beobachtung zum Zustand der Kirche gemacht:

„Das was früher als das Heiligste angesehen wurde, scheint plötzlich die am strengsten verbotene Sache, die eine Sache zu sein, die ohne Gefahr verboten werden kann. Es ist nicht tolerierbar, dass man Entscheidungen, die seit dem Konzil getroffen wurden, kritisiert. Auf der anderen Seite aber, wenn die Menschen uralte Gesetze oder sogar die großen Wahrheiten des Glaubens, besonders die körperliche Jungfräulichkeit Mariens, die leibliche Auferstehung Jesu, die Unsterblichkeit der Seele usw. hinterfragen, dann beschwert sich niemand oder tut das nur mit der äußersten Zurückhaltung. All dies führt eine große Anzahl der Leute dazu, sich zu fragen, ob die Kirche heute wirklich dieselbe ist wie die von gestern oder ob man sie mit etwas anderem ausgewechselt hat, ohne es den Leuten zu sagen.“

 

Die dritte Hand Mariens

In der griechisch-othodoxen Tradition gibt es eine Ikone, auf der die Gottesmutter mit drei Händen dargestellt wird. Das Original dieser Ikone befindet sich im Kloster Chiliandar auf dem Heiligen Berg Athos.

Nach der traditionellen Überlieferung hat der heilige Johannes von Damaskus im 8. Jahrhundert diese Ikone gemalt. Es war seine ganz persönliche Ikone, vor der er gebetet hat. Es ist bekannt, dass Johannes von Damaskus in der Zeit des Bilderstreits lebte. Da er ein furchtloser Verteidiger der Ikonen-Verehrung war, sowohl durch seine Worte als auch durch seine Schriften, nahm dies der bilderfeindliche byzantinische Kaiser zum Anlass, Johannes beim Kalifen von Damaskus zu verleumden. Daraufhin befahl der Kalif, Johannes von Damaskus die rechte Hand abzuschlagen, sodass dieser keine weiteren Schriften zur Verteidigung der Ikonen mehr verfassen konnte.

Nachdem seine Hand abgeschlagen war, ergriff Johannes diese Hand mit der Linken und trat vor die Ikone der allheiligen Gottesmutter. Dann presste er die Hand fest auf seine rechte Armwunde und betete unter Tränen um Heilung.

Johannes von Damaskus fiel anschließend in einen Schlaf, und als er erwachte, stellte er tatsächlich fest, dass seine Hand wieder angewachsen und geheilt war. Als Zeichen großer Dankbarkeit gegenüber der allerheiligsten Gottesmutter formte er daraufhin eine Hand aus Silber und befestigte sie an seiner Ikone. Seit dieser Zeit wird die Ikone die „Gottesmutter mit drei Händen“ genannt und auch so gemalt.

Manchmal gibt es für uns so viel Arbeit, dass wir beide Hände voll zu tun haben. Mehr könnten wir nicht leisten. Es wäre dann eine dritte Hand nötig. Maria hat mit ihrer unermüdlichen Hilfe, die sie ihren Kindern gewährt, auch beide Hände voll zu tun. Aber wir können trotzdem mit unseren Anliegen zu ihr kommen. Sie ist nie überlastet, denn sie hat eine „dritte Hand“.

 

Ich habe keine Bessere gefunden als dich

Mutter Makaria (1927 – 1993) war eine der großen Sühneseelen, die Gott berufen hatte, Fürsprecherin für Russland zu sein. Sie war behindert, konnte nicht gehen, lag meist elend zusammengekrümmt auf ihrem Bett, führte ein Leben in erbärmlichsten Verhältnissen. Sie hat dieses Kreuz in größter Geduld getragen, unablässig gebetet und wurde so zur Trösterin tausender Menschen, die rat-, hilfe- und heilungsuchend zu ihr kamen.

Mutter Makaria (ihr Ordensname) wurde am 13. Juni 1926 im Dorf Karpovo geboren und auf den Namen Feodosia, „die von Gott Gegebene“ getauft.

Die Großfamilie Artemev, zu der insgesamt 20 Personen gehörten, bemerkte, dass es mit diesem Kind etwas Besonderes auf sich hatte. Eine Kerze, die über ihrer Wiege war, entzündete sich jeweils zu Mittag auf unerklärliche Weise von selbst und brannte bis drei Uhr nachmittags.

Die Kleine begann früh zu laufen, doch plötzlich mit eineinhalb Jahren konnte sie ihre Beine nicht mehr strecken. „Ab meinem dritten Lebensjahr konnte ich keinen Zentimeter mehr gehen und wurde für meine Familie zu einer einzigen Last.“ Kein Arzt konnte ihr helfen und in der Familie kümmerte sich kaum jemand um sie. „Sie hatten kein Mitleid mit mir und gaben mir nichts zu essen, in der Hoffnung, ich würde bald sterben. Ich wurde so schwach, dass ich kaum noch kriechen konnte. Ich weiß nicht, wie ich überlebte.“

Feodosias einziger äußerer Trost war es, wenn ihr Vater sie auf den Schoß nahm, während er aus der Heiligen Schrift vorlas. So wurde die innere, geistliche Welt, der vertraute Umgang mit Engeln und Heiligen, von dem niemand etwas ahnte, zu ihrer einzigen Freude.

Eines Morgens wachte die achtjährige Feodosia nicht auf. Sie war kalt und leblos. Rasch brachte der Vater sie ins Krankenhaus, wo die Ärzte nach der Untersuchung erklärten: „Wenn das Kind in 14 Tagen nicht aus dem komaartigen Schlaf erwacht, ist es wirklich tot.“ In dieser Zeit wurde sie aber in den Himmel entrückt. „Mir wurde auch eine riesige durchsichtige, goldene Kirche gezeigt. ‚Warum gibt es denn in dieser Kirche keine Ikonen?‘, fragte ich, worauf die Heiligen antworteten: ‚Weshalb Ikonen? Wir sind doch hier alle lebendig gegenwärtig!‘ Die Schönste unter allen war die Gottesmutter. Weinend flehte ich sie an: ‚Bitte heile meine Beine oder lass mich hierbleiben.‘ Doch die himmlische Zarin erwiderte: ‚Du kannst jetzt noch nicht bleiben, denn du wirst auf Erden noch gebraucht. Ich werde dich nie verlassen‘, versprach sie mir.“ Dann beschenkte die Gottesmutter sie mit dem Charisma der Heilung. Zum Schrecken aller kroch sie nach 14 Tagen aus der Totenkammer heraus.

In den Kriegswirren war ihre Familie und viele andere aus dem Dorf geflüchtet. Sie blieb allein zurück. Und als fremde Leute das Haus der Artemevs übernahmen, wurde Feodosia mitleidslos angewiesen: „Kriech ins Nachbardorf und bitte dort um ein Dach über dem Kopf!“ Aber auch in den anderen Dörfern gab es niemanden, der das verkrüppelte Mädchen mit dem zerrissenen Kleid und den blutenden Beinen aufnahm. Sie musste 700 Tage! im Freien verbringen. „So schleppte ich mich weinend in einen Schuppen und legte mich ins Heu. Im Winter grub ich mir manchmal ein Loch in den Schnee und verkroch mich zum Schlafen wie ein Tier darin. Ich trank schmutziges Wasser, aß eine Handvoll Schnee und Birkenbast oder im Sommer Beeren, Kräuter und Feldblumen, da mir nur selten jemand ein Stück Brot gab. Bei allem betete ich ununterbrochen zu Gott.“ 1943 sagte ihr die Gottesmutter dann: „Nun hast du lange genug auf der Straße gelebt. Jetzt sollst du ein Zuhause bekommen. Du wirst heute jemanden treffen.“ Tatsächlich nahm die 72-jährige Nonne Natalia, die von den Kommunisten aus ihrem Kloster vertrieben worden war, das Mädchen noch am selben Tag in ihr Haus in Tjomkino auf. Bis zum Tod Mutter Natalias hatte Feodosia es über 30 Jahre lang gut bei ihr. Ihr Charisma der Heilung und Seelenschau wurde immer mehr bekannt. Mit Autos, per Bus oder Zug kamen Russen, Ukrainer, Tataren und Zigeuner. Metropoliten suchten ebenso Hilfe wie einfache Gläubige, Juden, Atheisten und selbst Besessene.

Einmal fragte Makaria die Gottesmutter, die ihr oft erschien: „Mutter, warum hast du dir einen Krüppel wie mich ausgesucht?“ Da antwortete diese: „Ich habe mich überall umgesehen und keine Bessere gefunden als dich. Du bist die Auserwählte.“ ‑ „Ach, was für eine Auserwählte könnte ich schon sein? Mein Lebtag verbringe ich im Bett!“ ‑ „Ja, du bist meine Vollkommene.“ ‑ „Was du mit vollkommen meinst, verstehe ich nicht“, erwiderte Makaria, während sie sich ehrfürchtig vor der Gottesmutter verneigte, „aber die Leiden nehme ich gerne an. Leiden, das kann ich.“ Ein geistiger Sohn sagte: „Sie umfing mit ihren Leiden ganz Russland“, und Makaria vertraute diesem geistigen Sohn an: „Gott hat eine so nutzlose Person wie mich zum Leiden erschaffen. Man darf Ihn nicht beleidigen. Ich habe außer Ihm und meinem Bett nichts anderes gekannt. Noch lange werde ich hier liegen, Ihn anschauen und für alle leiden, so kann man hundert Jahre verbringen.“

 

Ich habe Angst, umarmst du mich?

Die italienische Ordensfrau Tosca Ferrante erzählt über ihren Berufungsweg.

Von klein auf hatte Sr. Tosca davon geträumt, entweder Krankenschwester oder Vollksschullehrerin zu werden; als sie groß war, träumte sie davon, Polizistin zu werden. Diesen Traum hat sie dann auch verwirklicht. Sie war fünf Jahre lang bis 1989 bei der italienischen Staatspolizei.

Über diese für sie so prägende Zeit bei der Polizei sagt sie: „In jenen Jahren spürte ich bei aller Freude eine gewisse Unruhe im Hinblick auf die Zukunft, und ich stellte mir unentwegt Fragen über den Sinn des Lebens und darüber, wie ich mein Leben mit Gott teilen wollte“.

Verschiedene Erlebnisse und Einsätze brachten sie immer wieder zum Nachdenken. Sie sagt: „Die Gesichter der ‚Armen‘, denen ich in jenen Jahren begegnet bin, waren vielfältiger Art: Straftäter, Drogenabhängige, junge Frauen, die Opfer der Prostitution geworden waren, Ausländer, die auf eine Aufenthaltsgenehmigung warteten, oft Opfer von Betrügereien durch selbsternannte Mittelsleute: kurz und gut viel Armut, viel Leere und auch viel Böses.“ Diese Lebensschicksale der Menschen waren ihr nicht gleichgültig. So kam für sie die endgültige Wende: „Eines Tages war ich im Kommissariat in Torpignattara in Rom und mir wurde aufgetragen, in Erwartung weiterer Dienstanweisungen auf einen minderjährigen Jugendlichen aufzupassen, der einen Diebstahl begangen hatte. Wir waren im selben Raum und ich habe angefangen, mich mit ihm darüber zu unterhalten, warum er den Diebstahl verübt hatte (es war sein erster Gesetzesverstoß). Ich erinnere mich an jedes Detail jenes Augenblicks: Er begann zu weinen und sagte er habe Angst, er schluchzte und war verängstigt. Ich hörte ihn an und gab ihm ein Taschentuch: er wirkte wirklich hilflos. An einem gewissen Punkt fragte er, während er weiter weinte: ‚Ich habe Angst, umarmst du mich?‘ Ich sagte ‚Nein‘. Ich konnte nicht, ich war in Uniform. Aber worum hatte er mich im Grunde gebeten? Um eine Umarmung! Eine Geste, die eine der allerersten Formen darstellt, mit der Welt zu kommunizieren: ein Kind wird, kaum geboren, seiner Mutter in die Arme gelegt: Sie steht für Wärme, für beständige Liebe, für Zärtlichkeit, für Obhut. Aber ich hatte ‚Nein‘ gesagt! Als ich wieder zuhause war, schaute ich mich im Spiegel an und sagte: ‚Aber in wen verwandelst du dich eigentlich gerade?'“

Das war der Beginn ihrer wahren Begegnung mit dem Auferstandenen Herrn Jesus Christus, es war ihr Weg nach Damaskus, der einen ernsthaften Unterscheidungsprozess auslöste: „Mir wurde klar, dass ich die Liebe riskieren musste!“ Einige Jahre später tratt sie in das Institut der „Schwestern der Königin der Apostel“ ein, wo sie sich weiterhin der „Armen“ annimmt, denen sie begegnet war, als sie noch als Polizistin die Pistole am Gürtel trug: „Der Übergang vom Polizeidienst zum Ordensleben war für mich nichts Aufregendes, es war ganz natürlich: Der Kontakt zu den oben genannten Menschen hatte mich verstehen lassen, was Gott mit mir vorhatte.“ „Ich bin Gott begegnet im Antlitz und in den Geschichten der Armen: Ich verneige mich vor ihnen! Und ich danke Gott!“