Du hast dein Kreuz gefunden!

In der Stadt Siroki-Brieg in Bosnien – Herzegowina gibt es zur Feier der Hochzeit einen besonderen Brauch, dessen rechtes Verständnis dazu beiträgt, dass es dort unter den katholischen Ehen und Familien kaum Scheidungen gibt.

Wenn die Verlobten sich zur Kirche begeben, tragen sie ein Kreuz mit sich. Es wird vom Priester gesegnet und hat während des Eheversprechens eine zentrale Bedeutung: Die Braut legt ihre rechte Hand auf dieses Kreuz und der Bräutigam legt die seine darüber. So sind die beiden Hände über dem Kreuz vereint. Anschließend legt der Priester seine Stola über ihre Hände und sie versprechen sich nach dem kirchlichen Ritus die Treue. Danach küssen die Neuvermählten nicht einander, sondern das Kreuz, und sie wissen, dass sie die Quelle ihrer Liebe küssen. Nach der Trauungszeremonie nehmen die Eheleute das Kruzifix mit und geben ihm einen Ehrenplatz im Haus. Um dieses Kreuz versammelt sich dann die Familie zum Gebet.

Wenn sich also dort ein junger Mensch auf die Ehe vorbereitet, erzählt man ihm nicht, er habe seinen idealen Partner gefunden. Nein! Der Priester sagt ihm: „Du hast dein Kreuz gefunden. Es ist ein Kreuz, das du lieben und gerne tragen sollst. Du darfst es nicht wegwerfen, sondern sollst es immer liebevoll behandeln.“

Wenn man die Hände der Brautleute bei der Hochzeit auf dem Kreuz ausgestreckt sieht, versteht man: Wenn der Mann seine Frau verlässt oder die Frau ihren Mann, dann lassen sie das Kreuz los. Doch wenn man das Kreuz losgelassen hat, dann bleibt nichts mehr. Man hat alles verloren, weil man Jesus losgelassen hat. Der gekreuzigte Jesus soll aber gegenwärtig sein im Herzen der Familie.

Wenn es zu Problemen und Konflikten kommt, beten die Eheleute vor dem Kreuz, um Hilfe zu finden. Sie gehen zum Kreuz. Sie vergeben einander und schlafen nicht mit schwerem Herzen ein, denn sie nehmen ihre Zuflucht zu Jesus, dem Einzigen, der die Macht hat, sie zu retten. Die Eltern lehren ihre Kinder, jeden Tag das Kreuz zu küssen und nicht schlafen zu gehen, ohne Jesus gedankt zu haben.

 

Hl. Philipp Neri

Am 25. Mai feiert die Kirche den Gedenktag des hl. Philipp Neri. Er wurde 1515 in Florenz geboren. Mit 21 Jahren kam er nach Rom, wurde Priester und lebte dort bis zu seinem Tod in äußerster Bedürfnislosigkeit. Durch seinen gewinnenden Humor hatte er großen Einfluss, war ein beliebter Seelenführer und gründete eine Vereinigung von Weltpriestern, das Oratorium. Er wurde oft von Bischöfen konsultiert, um die Echtheit von Mystikern zu erkennen. Eines Tages im Jahre 1560 waren einige Kardinäle geteilter Meinung über eine Ordensschwester, die Visionen hatte. Philipp Neri wurde um seine Stellungnahme gebeten. Er ging zum Kloster und als diese junge Schwester zu ihm kam, sah er sie voll Wärme an und sagte: „Aber ich will nicht Sie sehen, ich will die Heilige sehen!“ „Aber ich bin doch die Heilige.“ – „Ah! Sie sind die Heilige? Danke schön.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und vertraute den Kardinälen an: „Ihre Visionen sind nicht von Gott …“

Der hl. Philipp Neri war auch ein großer Verehrer der Gottesmutter. Als der neapolitanische Gelehrte Kardinal Caesar Baronius, der auch zur Gemeinschaft der Oratorianer gehörte, 1572 erkrankte und dem Sterben nahe war, betete der hl. Philipp nach der letzten Ölung für das Leben seines lieben Schülers. Baronius fiel sogleich in einem tiefen Schlaf und sah im Traum wie der hl. Philipp zu Füßen des Erlösers und seiner Heiligen Mutter für ihn betete: „Herr, gib mir Baronius! Gib ihn mir zurück, ich wünsche es sehr, so sehr!“ Als Jesus sich weigerte, wandte Philipp sich an Maria und nachdem Maria bei Jesus Fürbitte eingelegt hatte, wusste er sofort, dass er erhört worden war. In diesem Moment erwachte Baronius in der Überzeugung, dass er jetzt nicht sterben würde. Und tatsächlich erholte er sich noch am selben Tag und berichtete von diesem Traum.

Vielleicht trägt er doch noch Früchte

Am 3. Fastensonntag hören wir im Evangelium das Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum (vgl. Lk 13,1-9).  Der Weingärtner bittet den Besitzer, diesen Baum noch ein Jahr lang stehen zu lassen. Er wird alles versuchen: den Boden umgraben und düngen. „Vielleicht trägt er doch noch Früchte.“

Es ist nicht schwierig, dieses Gleichnis Jesu auf unser Leben anzuwenden. Es geht darum, dass wir die Zeit der Gnade jetzt erkennen und sie zu unserem ewigen Heile nützen.

Gott hat uns geschaffen und er hat uns mit der Taufe in den Garten seiner Kirche gestellt, damit wir unter dem Einfluss der Gnade, die guten Früchte der Heiligkeit hervorbringen. Durch die Sakramente, vor allem durch die hl. Messe und die Beichte, dann durch die Gebote und Weisungen des Evangeliums und durch viele andere Gnadenmittel hat jeder von uns die besten Voraussetzungen mitbekommen, damit er an seinem Lebensbaum die Früchte der Heiligkeit und Tugend hervorbringt. Der hl. Paulus hat einmal die Früchte des Heiligen Geistes genannt, die wir als Getaufte hervorbringen sollen: Es sind dies Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (vgl. Gal 5,22f). Man könnte auch noch andere gute Eigenschaften nennen.

Gott kann also ganz zu Recht von uns diese Früchte erwarten. Für jeden von uns tut er mehr als genug, er schenkt uns immer wieder seine Gnadenhilfe. Und wir sehen auch, es sind im Weinberg der Kirche schon unzählige Menschen herangewachsen, die diese Früchte gebracht haben. Denken wir an die vielen großen Heiligen.

Mit dem Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum will uns Jesus bewusst machen, dass wir uns mit der Bekehrung nicht unbegrenzt Zeit lassen können. Der Feigenbaum begreift nicht, wozu er eigentlich im Weinberg steht. Ein langes Leben ist noch keine Garantie, dass es auch Früchte bringt.

Schauen wir noch einmal auf das Gleichnis. Hier offenbart uns Jesus die ganze Barmherzigkeit und Geduld Gottes. Der Gärtner, von dem die Rede ist, ist niemand anderer als Christus selbst. Er will alles tun, er gibt uns noch ein Jahr, das heißt, er gibt uns noch einmal eine Zeit der Gnade, und das ist nichts anderes als unsere Lebenszeit, die uns geschenkt ist. Dann aber, zur Zeit der Ernte, am Ende unseres Lebens, sollen die Früchte reif sein, die dann im ewigen Leben offenbar werden.

Wir müssen uns aber bewusst bleiben: Solange wir hier in diesem irdischen Leben sind, können wir selber die Früchte der Heiligkeit nicht unmittelbar an uns sehen, sie werden erst beim Gericht Gottes offenbar. Und wenn einer sich einbildet, er wäre schon ein Heiliger oder wie man heute gerne sagt ein ‚guter Mensch‘, dann ist er eher nur ein Scheinheiliger. Denn die wahren Heiligen sehen, weil sie immer auf den Herrn schauen, vor allem ihre eigene Sündhaftigkeit und die Notwendigkeit ihrer Bekehrung, damit die guten Früchte reifen.

 

Jesus aber schwieg

Alle Evangelien berichten von dem Schweigen des Herrn, als er vor den Gerichten dieser Welt stand. Reinhold Schneider schreibt darüber:

»Im Schweigen ist eine große Macht. Vorwürfe, Verleumdungen, Verdächtigungen, die unbeantwortet bleiben, fallen auf den Sprecher zurück. Die Worte der Verfolger an den Herrn bleiben gleichsam in der Luft, in der unheimlichen Leere, in der sie das Schweigen Christi festgebannt hat. Sie werden immer fragwürdiger, immer belastender, untragbarer für ihre Urheber. Mit dem, an den sie gerichtet sind, haben sie, wie all die törichten oder feindseligen Fragen, nichts zu tun. Sie sind Selbstenthüllungen derer, die sie vorbrachten. Sie sind wesenlos für den, auf den sie gezielt waren. Es ist eine seltsame Erfahrung, dass dem in Geduld Schweigenden das Recht sich zuneigt, während der andere den Worten überlassen bleibt, die er sprach. Thomas à Kempis bemerkt einmal: „Keiner tritt sicher in die Öffentlichkeit, der nicht die Verborgenheit liebt.“ Diese Sicherheit war Christus in hohem Maße eigen. Sie muss in einem gewissen Maß einem jeden eigen werden. Sie wird es freilich nur dann, „wenn wir,“ wie Thomas à Kempis sagt, „ohne Befleckung des Gewissens zum Schweigen zurückkehren können.“ Im Schweigen liegt eine die Persönlichkeit in sich selber bildende, zugleich eine die andern formende Kraft. Das Schweigen ist sehr oft die Antwort der Wahrheit.«

 

Pilgerreise nach Jerusalem

Vom russischen Schriftsteller Leo Tolstoi stammt die Geschichte von zwei einfachen, alten Bauern, die von Russland aus zu einer Pilgerreise nach Jerusalem aufbrechen. Sie wandern von Dorf zu Dorf in Richtung Schwarzes Meer, wo sie sich ins Heilige Land einschiffen wollen. Auf ihrem Weg hält der eine an einer Hütte, um seinen Wasserschlauch aufzufüllen. Der andere geht noch etwas weiter, findet ein schattiges Plätzchen und schläft bei dieser Rast ein. Als er wieder erwacht, weiß er nicht, wo sein Freund ist. Er muss mich überholt haben und schon am Hafen sein, ist sein Gedanke. Aber weder im Hafen noch auf dem Schiff findet er seinen Freund wieder. Umso mehr freut er sich, als er ihn in Jerusalem von weitem sieht. Aber noch bevor er sich seinen Weg durch die Menge der anderen Pilger bahnen kann, ist der Freund wieder verschwunden. Noch zweimal sieht er ihn vor sich, jedes Mal viel näher an den heiligen Stätten stehend als er selbst. Aber er holt ihn nicht ein und schließlich muss er sich auch wieder allein auf die Heimreise machen.

Als er heimkehrt in sein Dorf, findet er dort seinen Pilgerfreund wieder. Wie groß ist die Überraschung, als er hört, dass dieser überhaupt nicht in Jerusalem gewesen war! In jener kleinen Hütte, wo er seinen Wasserschlauch auffüllen wollte, hatte der Pilger eine hungernde, in Schulden geratene und todkranke Familie angetroffen, die sogar zu schwach war, um sich selbst Wasser zu holen. Der Pilger hatte Mitleid mit ihnen, machte sich auf und brachte ihnen Wasser, kaufte Essen ein und pflegte sie alle gesund. Jeden Tag dachte er: „Morgen werde ich meine Pilgerfahrt fortsetzen.“ Als er ihnen aber geholfen hatte, da reichte sein Geld gerade noch, um nach Hause zu fahren. Als sein Freund das hörte, dachte er daran, dass er ihn dreimal vor sich in Jerusalem gesehen hatte, stets näher an den heiligen Stätten als er selbst. Und er fragte sich im Herzen, wer von ihnen beiden das wahre Ziel der Pilgerfahrt erreicht habe.

 

Herr, hilf mir, das kann ja nicht das Leben sein!

Zu Ostern feiern wir den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Er ist für unsere Sünden gestorben, damit auch wir als neue Menschen leben können. Als Getaufte haben wir zwar das Leben der Gnade empfangen, aber durch die Sünde, durch die Todsünde, können wir dieses Leben der Gnade wieder verlieren.

Wie aber der Herr eine solche ‚tote Seele‘ wieder zum wahren Leben der Gnade erweckt, das zeigt uns das folgende Zeugnis:

„Bevor ich 16 Jahre alt wurde, lernte ich meinen ersten Freund kennen. Er war vier Jahre älter als ich und ich war sehr verliebt. Nach einigen Monaten tauchte von ihm immer wieder die Frage auf, ob ich nicht bei ihm übernachten möchte. Ich fühlte mich nicht sehr wohl damit und versuchte, es hinauszuschieben.

Nach vielen Diskussionen gab ich mit diesem Satz meine Vorsätze auf: ‚Ja, gut, wenn du mir versprichst, mich zu heiraten.‘ Mit dieser Einwilligung wurde vieles anders in meinem Leben. Ich war nun zwei bis drei Mal in der Woche bei meinem Freund und am Wochenende auch. Mein Gewissen beruhigte ich immer wieder mit dem Gedanken: ‚Das machen ja alle‘ und ‚irgendwann heiraten wir ja‘. Nach vier Jahren richteten wir uns sogar eine eigene Wohnung ein. Am Anfang unserer Beziehung war ich sogar einmal in Medjugorje. Ich wollte diese Wallfahrt für meinen Freund machen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich war beichten, aber das eigentliche Problem oder besser die eigentliche Sünde konnte ich nicht aussprechen, weil ich Angst davor hatte, ich müsste in meinem Leben etwas ändern, und meinem Freund, der mir ‚heilig‘ war, weh tun. Ich hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt, er müsse sich ‚bekehren‘.

Einmal schleppte mich meine Schwester zu einem Einkehrtag und es wurde die Beichte angeboten. Ich saß in der letzten Bank und weinte. Ich hatte große Sehnsucht nach Vergebung und Neuanfang. Aber ich war nicht fähig, diesen Schritt zu setzen. Immer wieder quälte mich mein Gewissen, besonders auch dann, wenn ich die Pille (zur Verhütung) schluckte. Beten konnte ich in dieser Zeit eigentlich nicht. Unsere Beziehung war kalt geworden und es war keine Rede von Heirat. So konnte ich nur hin und wieder Stoßgebete sagen: ‚Herr, hilf mir, das kann ja nicht das Leben sein!‘

Es vergingen vier Jahre. Dann kam der Tag, an dem meine beste Freundin starb. Dieser Tag veränderte mein Leben. Es war ein Tag der Gnade Gottes für mich. Eine Woche nach ihrem Tod hatte ich die Kraft, die Beziehung zu meinem Freund zu beenden. Ich weiß nicht, wie das geschehen ist, aber der Herr gab mir die Kraft dazu. Bei nächster Gelegenheit gab ich alles Jesus in der Beichte. Schon allein die Vorfreude war wunderbar. Denn ich wusste, ich kann nachher neu anfangen, ich muss nicht mehr zurück in mein altes Leben. Und so war es auch.“

Quelle: Vgl.: P. Schwartz-Missionszentrum, Reißt eurer Herz weit auf für GOTT, 2005, S.51ff

Die drei Schlingen

Der hl. Don Bosco (1815-1888) liebte das Bußsakrament und führte auch seine Beichtkinder dazu, es zu lieben. Er saß viele, viele Stunden im Beichtstuhl, hatte auch die Gabe der Seelenschau. Er selbst beichtete jede Woche. Mit einem Traum, den er seinen Buben erzählte, beschrieb er anschaulich, was für eine gute Beichte wichtig ist:

Er sah in einer Kirche eine Schar junger Burschen, die sich auf die Beichte vorbereiteten. Da fielen ihm einige Jungen auf, die mit einer Schlinge um den Hals dastanden, die ihnen die Kehle zuschnürte. „Wozu diese Schlingen?“, fragte er sie. „Gebt sie weg!“ Ein Junge antwortete ihm: „Ich kann nicht; hinter mir steht einer, der sie hält!“ Da sah Don Bosco hinter dem Jungen ein hässliches Tier, gleich einer Katze mit langen Hörnern, das an dieser Schlinge und noch an zwei weiteren Schlingen zog. Don Bosco drohte dem Tier mit dem Weihwasser und fragte die Katze: „Wer bist du? Sag mir, was sollen diese drei Schlingen?“ „Das weißt du nicht?“, antwortete das Tier, „ich stehe hier, und mit diesen Schlingen schnüre ich den Jungen die Kehle zu, damit sie schlecht beichten. Damit führe ich viele, viele Seelen in die Hölle.“ „Und wie machst du das? Ich will wissen, was diese drei Schlingen bedeuten! Rede, sonst schütte ich dir das Weihwasser über den Leib!“ Das Untier krümmte sich vor Entsetzen und erwiderte:

„Die erste Art, diese Schlinge zu schnüren, bedeutet, dass ich die Burschen dazu bringe, ihre Sünden in der Beichte zu verschweigen.“ „Die zweite bedeutet, dass ich sie veranlasse, ohne Reue zu beichten.“ „Die dritte besteht darin, dass man keinen festen Vorsatz macht und den Rat des Beichtvaters nicht befolgt.“

 

Beichte als Jungbrunnen

Ein Priester erzählte ein besonderes Erlebnis über die Wirkung der hl. Beichte:

„Ich saß im Beichtstuhl und wartete. Es war nur noch eine Person draußen. Ich hörte stöhnen. Als ich näher hinsah, glaubte ich, die alte, gebeugte Frau sei so elend daran, dass ich ihr zu Hilfe kommen müsse. Als ich mich erheben wollte, stand sie auf und wankte in den Beichtstuhl. Mein Gott, Vater, das war eine Beichte! Die nehme ich ja mit ins Grab. Aber jetzt kommt das Sonderbare. Als die Person nach den so entscheidenden Minuten der hl. Beichte und der Lossprechung den Beichtstuhl verließ und ich ihr nachschaute, in der Meinung, die Frau könnte vor Schwäche umfallen und ich müsse ihr vielleicht behilflich sein, da sah ich keine alte, gebrechliche Frau mehr. Eine schöne junge Frau lief aufrecht vom Beichtstuhl weg.“

 

Warum ich mich über das Christentum geirrt habe

Tom Holland ist ein nicht nur in Großbritannien beachteten Historiker und Romanautor. Er hat am 14. 9. 2016 in der linksgerichtete britische Wochenzeitung New Statesman, in der er bis dahin regelmäßig Aufsätze zu geschichtlichen Themen schrieb, einen letzten Aufsatz veröffentlicht mit dem Titel: „Warum ich mich über das Christentum geirrt habe“. Er legt darin seinen Sinneswandel in Sachen Christentum und seine Abrechnung mit der Aufklärung dar. „Ich habe viel Zeit gebraucht, um zu begreifen, dass meine Einstellungen und Sitten nicht griechisch oder römisch, sondern im Grund und mit Stolz christlich sind“, schreibt er in der Einleitung.

Tom Holland hatte zwar eine christliche Erziehung erfahren, aber sie wurde ihm zum Spielball seiner Begeisterung: zuerst für die Zeit der Dinosaurier, dann für die alten Griechen und Römer. Als er verschiedene Autoren der Aufklärung las, übernahm er auch ihre Geschichtsdeutung, dass die Ausbreitung des Christentums die Menschen in eine „Epoche des Aberglaubens und der Leichtgläubigkeit“ führte und er ließ sich von der Sichtweise Voltaires leiten, der sagte: „Jeder vernünftige Mensch, jeder anständige Mensch muss die christliche Sekte verabscheuen“. Den biblischen Gott sah er „als direkten Feind der Freiheit und des Amüsements“; die Moderne hingegen gründe sich auf die Wiederherstellung der lange vergessenen klassischen Ideale. Aber er entdeckte: „Je mehr ich mich in das Studium der klassischen Antike vertiefte, desto fremder und besorgniserregender wurde sie mir.“ In den Wertvorstellungen der Antike hatten die Armen und Schwachen keinen Platz und die Aufklärung hatte viel mehr an Werten vom Christentum übernommen, als sie zugab.

„‚Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit‘, sagte der heilige Paulus. Recht hatte er. Nichts hätte in einem größeren Gegensatz zu den tiefsten Überzeugungen seiner Zeitgenossen – Juden, Griechen oder Römer – stehen können als die Vorstellung, dass ein Gott aus freiem Willen breit war, Folter  und den Tod am Kreuz zu erleiden. Eine solche Vorstellung war so schockierend, dass sie geradezu abstoßend schien. Die Vertrautheit mit der biblischen Kreuzigung hat unsere Fähigkeit verdunkelt, darüber nachzudenken, welche Sprengkraft und Einzigartigkeit in der Gottheit Christi liegt. In der antiken Welt beanspruchten die Götter, das Universum zu regieren, die Ordnung aufrechtzuerhalten und Strafen zuzufügen, nicht aber Strafen zu erleiden.

Heute, da der Glaube an Gott im gesamten Westen schwindet, bewahren die Länder, die einst christlich waren den Stempel, der ihnen durch die zweitausend Jahre der Revolution, die das Christentum bedeutet, eingeprägt wurde. Das ist der Hauptgrund, weshalb im Prinzip der Großteil von uns Angehörigen der nachchristlichen Gesellschaft es noch immer für selbstverständlich erachtet, dass es edler ist zu leiden, als Leiden zuzufügen. Dank dem Christentum gilt noch immer weitgehend, dass jedes Menschenleben den gleichen Wert und die gleiche Würde hat. Mit Blick auf meine Ethik und meine Moral habe ich gelernt, dass ich weder griechisch noch römisch geprägt bin, sondern durch und durch christlich und, dass ich stolz darauf bin.“

Quelle: gekürzt https://katholisches.info

Ein würdiges Modell für den heiligen Josef

Am 19. März feiern wir das Fest des hl. Josef und der Monat März ist ihm geweiht. Der hl. Josef ist für uns alle ein besonders Vorbild. Auch wir sollten Vorbilder sein, von denen sich die anderen etwas „abmalen“ können. Was dazu notwendig ist, zeigt uns die folgende Begebenheit:

Ein Kunstmaler, der den Auftrag hatte, ein Bild des hl. Josef für eine Kirche zu malen, ging durch die Straßen Münchens und suchte einen Mann, der ihm als Modell für den hl. Josef dienen könnte. Vor allem die Gesichtszüge des hl. Josef sollten den Typ eines Heiligen darstellen, aus dessen Augen sowohl das heilige Feuer der Liebe leuchtet als auch Sanftmut und Milde. Nach langer vergeblicher Suche kam ihm auf dem Weg nach Hause ein Hausierer mit seinen Koffern entgegen, der von Tür zu Tür ging und allerlei kleine Dinge, wie Schnürbändel, Rasierseife, Knöpfe … anbot. „Das ist der Kopf, wie geschaffen für mein Bild“, dachte sich der Künstler und fragte ihm, ob er nicht für drei Tage einige Stunden Modell sitzen würde für ein Josefsbild. Überrascht schaute ihn der Mann an und da er zögerte sagte der Künstler: „Sie verlieren nichts bei diesem Geschäft. Ich werde Sie gut bezahlen.“ „Nein, nein, das kann ich nicht machen.“ „Aber bedenken Sie doch, dass Sie in eine Kirche kommen; das ist eine Ehre, die nur wenigen zuteil wird.“ „Ja, eben darum kann ich nicht, darf ich nicht!“ Enttäuscht verabschiedete sich der Künstler. Am nächsten Tag traf er ihn wieder. Er wollte an ihm vorübergehen, doch diesmal kam der Mann auf ihn zu. „Jetzt kann ich Ihnen Modell sitzen.“ „Wie? Gestern wollten Sie sich doch nicht.“ „Ja, wissen Sie, wenn ich als heiliger Josef gemalt in eine Kirche kommen soll, dann, so dachte ich mir, muss ich mich zuerst richtig vorbereiten; darum habe ich heute früh gebeichtet und kommuniziert.“

Quelle vgl.: A.M. Weigl, Und wieder half der heilige Josef