Am 15. Sonntag im Jahreskreis (A) hören wir im Evangelium das Gleichnis vom Sämann. Jesus erzählt der Volksmenge, die zu ihm gekommen war, von den Samenkörnern, die beim Säen auf verschieden Arten von Boden fallen: auf den Weg, auf felsigem Boden, unter die Dornen und schließlich auf gutes Erdreich. Er hat das Gleichnis zwar allen Menschen erzählt, aber den tieferen Sinn und die Bedeutung dieses Gleichnisses erklärt er nur seinen Jüngern mit der für uns sonderbar klingenden Begründung: “Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen, ihnen ist es aber nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat” (Mt 13,11-12).
Es scheint also, dass im Reich Gottes dieselben Gesetze gelten wie in der Welt. Denn in dieser Welt kann man immer wieder beobachten, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Sollte das im Reich Gottes nicht anders sein?
Aber wir können uns fragen: Warum werden die Reichen in dieser Welt immer reicher? Sie werden hauptsächlich deshalb reicher, weil sie all ihre Kräfte, Fähigkeiten und Talente einsetzen um Geld und Besitz zu erwerben, weil sie ihr ganzes Herz und ihre Liebe an den Reichtum hängen und weil ihnen jedes Mittel recht ist, um mehr zu erwerben. Darum bekommen sie auch immer mehr.
Hier müssen wir aber einsehen, dass es im Reich Gottes im Prinzip nicht anders ist. Natürlich ist nicht der Mammon der höchst Wert im Reich Gottes, sondern Gott selbst ist das höchste Gut. Und es ist klar, wer die Liebe zu Gott hat, wer mit all seinen Kräften sucht, Gott zu dienen, der wird natürlich einen großen Lohn erhalten, er wird immer mehr erfüllt werden vom Reichtum der Gnade Gottes, er wird immer tiefere Einsicht in die Herrlichkeit Gottes erlangen. Wer die Liebe zu Gott und den Menschen hat, dem wird immer noch mehr gegeben.
Wer aber die Liebe zu Gott nicht hat, wer sich mit einem harten Herzen Gott gegenüber verschließt, wer sich durch seine Sünden von Gott abwendet, wer so ist wie der felsige Boden, von dem Jesus im Gleichnis spricht, der wird mit der Zeit auch noch die letzen guten Samenkörner der Einsicht, das letzte Licht, das ihn aus der Dunkelheit noch zur Umkehr führen könnte, verlieren.
Alles, was ihm über Gott und sein Reich, über Christus und die Kirche gesagt wird, das bleibt für ihn rätselhaft. Er wird sich zwar einbilden, etwas vom Glauben zu verstehen, aber es ist für ihn, so wie Jesus sagt: “Sie sehen und sehen doch nicht, sie hören und hören doch nicht. Ihr Herz kommt nicht zur Einsicht und sie bekehren sich nicht.”
Uns als Jünger Christi ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu kennen, weil wir Christus lieben.