Liebe, die Mauern überwindet

lilienDie wahre christliche Nächstenliebe sieht in jedem Menschen das Gute, das Gott in ihn gelegt hat. Sie hat eine große Macht, die die Herzen verändert.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür hat uns Catharina Lawes hinterlassen. Sie war die Frau von Lewis Lawes, der von 1920 – 1941 Gefängnisdirektor im berüchtigten Gefängnis Sing Sing in der Nähe von New York war.

Als ihr Mann das Amt übernahm, rieten ihr alle Bekannten ab, jemals einen Fuß in das Gefängnis zu setzen. Aber Catharina ließ es sich nicht nehmen dort hinzugehen. Als sie von den verschiedenen Nöten der Gefangenen hörte, begann sie den Männern aktiv zu helfen. Einem verurteilten Mörder, z.B. der blind war, brachte sie die Blindenschrift bei. Sie ermutigte die Gefangenen, sie machte für sie Besorgungen und verbrachte oft viel Zeit mit ihnen, um ihnen zuzuhören. Sechzehn Jahre lang öffnete sie mit ihrem Handeln immer weiter die Herzen der harten Männer. Es herrschte eine ganz andere Atmosphäre. 1937 konnte die Welt schließlich sehen, was ihre Liebe bewirkt hatte.

Als der Direktor einmal nicht zur Arbeit kam, sprach es sich schnell herum, dass Catherine bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Am nächsten Tag wurde sie zu Hause aufgebahrt, eine dreiviertel Meile vom Gefängnis entfernt. Als der stellvertretende Gefängnisdirektor am Morgen seine Runde machte, bemerkte er eine große Menschenansammlung am Tor. Alle Insassen standen dicht gedrängt am Zaun. Tränenüberströmte Gesichter. Niemand sprach ein Wort. Keiner bewegte sich. Sie waren gekommen, um der Frau, die ihnen ihre Zuneigung geschenkt hatte, so nah wie möglich zu sein. Der Gefängnisdirektor traf eine außergewöhnliche Entscheidung. „Also gut, Männer, ihr dürft hingehen. Aber heute Abend erwarte ich euch wieder hier.“ Es handelte sich bei diesen Männern um die berüchtigtsten Gangster Nordamerikas. Aber der Gefängnisdirektor ließ für sie das Tor öffnen, und ohne Begleitung oder Aufseher gingen sie zum Haus von Catherine Lawes, um dieser die letzte Ehre zu erweisen. Und bis auf den letzten Mann kehrten alle zurück. Wahre Liebe verändert Menschen.

Seinetwegen habe ich alles aufgegeben

herz-jesu-05Als der hl. Paulus bei seiner Bekehrung die Gnade empfangen hatte, Jesus Christus als Erlöser und Retter zu erkennen, hat sein Leben einen neuen Sinn erhalten. Alles, was ihm vorher  wichtig war, wurde für ihn bedeutungslos. So konnte er sagen: „Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein“ (Phil 3,8). Diese Erfahrung machen auch heute noch Menschen, die Jesus kennen gelernt haben.
Ein Beispiel:

Die Feier der Osternacht 2015 in einer Pfarre im Montafon in Vorarlberg, hatte einen besonderen Höhepunkt: Reza und Firouzeh, ein Ehepaar aus dem Iran, empfingen das Sakrament der Taufe. In einem Kirchenblatt-Interview (9.3.2015) haben sie über ihren Bekehrungsweg berichtet.

Reza sah jeden Tag im iranischen Fernsehen die Nachrichten über die Kriege im Irak und in Syrien und er fragte sich, warum dies so sei. Seine Frau entdeckte im Satellitenfernsehen einen Sender in iranischer Sprache, in dem ein evangelischer Pastor von der wahren Freiheit aus dem Glauben sprach, die uns Jesus Christus schenkt.

Durch das Fernsehen lernten sie Jesus Christus und den christlichen Glauben immer besser kennen, so dass sie zur Überzeugung kamen, dass der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, die wahre Religion sei. Im Iran ist es von Staats wegen nicht erlaubt, zum Christentum überzutreten. Ein Übertritt wäre für sie sogar lebensgefährlich geworden.

Reza hatte in seiner Heimat einen hohen Lebensstandard erreicht, eine schöne Wohnung, ein großes Auto und eine sehr gute Arbeit in einer iranischen Firma, die im Persischen Golf Ölplattformen betreibt. Eines Tages war er von seinem Chef vorgeladen worden, weil diesem zu Ohren gekommen war, dass Reza sich dem Christentum zugewandt habe. Daraufhin hat Reza mit seiner Frau beschlossen, alles im Iran zurückzulassen, damit sie getauft werden und den Glauben leben können. Über Wien und Traiskirchen kamen die beiden nach Vorarlberg. In Vandans war für Reza die erste Frage: „Wo ist die Kirche?“ Mit größtem Eifer und mit Freude haben sich die beiden auf die Taufe vorbereitet, und hier bei uns eine neue Heimat gefunden.

In den islamischen Ländern gibt es im Untergrund viele Bekehrungen zum Glauben an Jesus Christus. Viele nehmen größte Opfer, Verfolgungen und Leiden auf sich. Sie geben uns ein Vorbild: Es lohnt sich alles aufzugeben, um Christus zu gewinnen.

 

Fronleichnam – die ungebrochene Treue

monstranz-ringeDas Fronleichnamsfest ist für uns ein Fest der Freude über die Gegenwart des Herrn unter uns. Das Allerheiligste, der Leib des Herrn, wird in einer Monstranz durch die Straßen getragen und unser Ort und alle Bewohner werden gesegnet. Jesus hat durch die Eucharistie seine Verheißung erfüllt, dass er bei uns bleiben wird bis zum Ende der Welt. Er bleibt uns treu mit seiner Gnade und seinem Segen. Aber die leibliche Gegenwart des Herr im allerheiligsten Sakrament ruft uns auf, die Treue des Herrn auch mit unserer Treue zu beantworten, indem wir uns an seine Weisungen halten und ihm nachfolgen.

Im Mutterhaus der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Aachen gibt es ein Kleinod zu sehen, das ein sehr eindrucksvolles Symbol für diese göttliche und menschliche Treue ist. Der Künstler Egino Weinert hat aus 200 Professringen von verstorbenen Ordensschwestern eine kleine Monstranz gestaltet. Die Ringe wurden so zusammengefügt, dass sie die heilige Hostie umschließen und im unteren Teil eine Standfläche bilden. Die Ringe stehen für die Berufung, die jede Schwester hatte. Sie sind ein Hinweis auf ihr lebenslanges Bemühen, in ungebrochener Treue für Jesus Christus und die Kirche zu leben. Jede Schwester hat diesen Bund mit Christus ganz persönlich gelebt, aber nicht für sich allein, sondern in Gemeinschaft mit den anderen Mitschwestern. Deshalb sind die Ringe auch miteinander verbunden. Durch die Monstranz wird aber auch sichtbar, woher die Kraft für diese Treue kommt. Sie geht von Jesus Christus selbst aus in der Gestalt der heiligen Eucharistie. Der Dienst der Schwestern, die diese Ringe trugen, lebte aus der Kraft der Eucharistie, aus dem Opfer Christi, das bei der heiligen Messe gegenwärtig wird.

So lebt auch unser Christsein aus der Eucharistie. Wenn wir suchen, uns mit dem Herrn zu vereinen, in der Sonntagsmesse oder auch in der täglichen heiligen Messe, wenn wir seine Gegenwart immer wieder suchen in der Anbetung vor dem Allerheiligsten in der Kirche, dann wird das zum unermesslichen Segen für uns und viele andere Menschen. Der hl. Augustinus sagt: „Die Eucharistie ist unser tägliches Brot: wir sollen es aber so empfangen, dass es nicht nur Nahrung für den Leib, sondern auch für die Seele sei. Seine innere Kraft ist nämlich die Einheit: wir werden aufgenommen in Seinen Leib, werden seine Glieder und sind so das, was wir empfangen.“

Die Zeit der Barmherzigkeit

barmherziger-jesus4Papst Franziskus hat für das Jahr 2016 ein besonderes Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Es wird am 8. Dez. 2015 eröffnet. „Das ist die Zeit der Barmherzigkeit. Es ist wichtig, dass die Gläubigen sie leben und in alle Gesellschaftsbereiche hineintragen“, sagte der Heilige Vater bei der Ankündigung dieses Jahres.
Wir dürfen dieses Jahr als ein besonderes Geschenk und Zeichen sehen, das uns in dieser bedrängten Zeit gegeben ist.

Die heilige Schwester Faustyna, die Gott zu einer besonderen Botin seiner göttlichen Barmherzigkeit erwählt hat, berichtet in ihrem Tagebuch, dass ihr nicht nur Jesus, sondern auch die Gottesmutter oftmals erschienen war, um sie zu unterweisen. Am 25. März 1936 sprach Maria über die göttliche Barmherzigkeit:
„Am Morgen während der Meditation ergriff mich Gottes Anwesenheit auf besondere Art. Ich sah die außerordentliche Größe Gottes und gleichzeitig Seine Herabneigung zu den Geschöpfen. Da erblickte ich die Muttergottes, die mir sagte: ‚O wie angenehm ist Gott eine Seele, die treu dem Hauch Seiner Gnade folgt. Ich gab der Welt den Erlöser und du sollst der Welt von Seiner großen Barmherzigkeit erzählen und sie auf Seine Wiederkunft vorbereiten, wenn Er nicht als barmherziger Erlöser, sondern als gerechter Richter kommen wird. O dieser Tag ist schrecklich. Der Tag der Gerechtigkeit ist beschlossen, der Tag des Zornes Gottes; vor ihm zittern die Engel. Künde den Seelen von dieser großen Barmherzigkeit, solange die Zeit des Erbarmens währt. Wenn du jetzt schweigst, wirst du an jenem schrecklichen Tag eine große Zahl von Seelen verantworten müssen. Fürchte nichts, bleibe treu bis zum Ende. Ich fühle mit dir.'“

Huckepack – Gott tägt uns

engel-04Ein Vater erzählte von einer Bergwanderung, die er mit seiner Frau, seinen drei Kindern und noch anderen Familien und Freunden gemacht hat. Kurz nach dem Beginn der Wanderung war seine vierjährige Tochter Sara gestürzt und hatte sich das Knie aufgeschürft. Jetzt fürchtete sie sich vor jedem Schritt und wollte nicht mehr weitergehen. Sie weigerte sich einfach. Sie wollte huckepack getragen werden – zuerst von ihrem Vater, dann nach einer Zeit von der Mama, dann wieder zurück und von anderen Freunden. Alle Überredungskünste, sie wieder zum Selber-Gehen zu bringen, nützten nichts. So erreichte die ganze Gruppe den Gipfel. Sie rasteten eine Stunde und genossen die Aussicht. Später beim Abstieg hörte der Vater, wie die kleine Sara ganz stolz den anderen verkündete: „Ich hab’s geschafft!“

„Ich musste schmunzeln“, erzählt der Vater. „Nein, dachte ich, du hast es nicht geschafft. Deine Mama und ich haben es geschafft. Deine Eltern und Freunde haben dich auf den Berg getragen. Nicht du. Aber ich sagte nichts.“

Ihm wurde an dieser Begebenheit bewusst, dass wir als Menschen genauso eine Sonderbehandlung von Gott bekommen. Wir meinen oft, dass wir aus eigener Kraft durchs Leben klettern, aber in Wirklichkeit werden wir getragen. Unser Vater im Himmel, der unsere Stürze gesehen hat, hat uns schon längst huckepack genommen. Er trägt uns, weil er möchte, dass wir das Ziel erreichen. Und selbst wenn wir müde werden, wird er nicht ungeduldig mit uns.

Das Öl der Barmherzigkeit

auferstehung-03In seiner Predigt zur Osternacht 2010 hat Benedikt XVI. eine alte jüdische Legende aus dem apokryphen Buch „Das Leben Adams und Evas“ erzählt und ausgelegt: Adam hat nach dieser Legende in seiner Todeskrankheit seinen Sohn Set zusammen mit Eva in die Gegend des Paradieses ausgeschickt, um das Öl der Barmherzigkeit zu holen, damit er mit diesem Öl gesalbt und so geheilt werde. Doch der Erzengel Michael hat ihnen gesagt, dass sie das Öl der Barmherzigkeit  nicht erhalten werden und dass Adam sterben müsse. Christliche Leser haben später an diese Rede des Erzengels ein Wort des Trostes angefügt. Der Engel habe gesagt, dass der liebreiche König Christus, der Sohn Gottes, kommen und mit dem Öl seiner Barmherzigkeit alle die salben werde, die an ihn glauben. „Das Öl der Barmherzigkeit wird von Ewigkeit zu Ewigkeit denen zuteil werden, die aus Wasser und Heiligem Geist wiedergeboren werden müssen. Dann fährt der liebreiche Sohn Gottes, Christus, in die Erde hinunter und führt deinen Vater ins Paradies, zum Baum der Barmherzigkeit.“
In dieser Legende wird die ganze Trauer des Menschen über das Verhängnis von Krankheit, Schmerz und Tod sichtbar. Aber sie zeigt uns auch die Suche und Hoffnung nach einer Medizin der Unsterblichkeit. Aber welche Wirkung müsste sie haben? Mit einer Medizin, durch die wir den Tod endlos hinausschieben könnten, wäre uns auch nicht geholfen. Ein endloses Leben hier auf der Erde würde für uns nicht ein Paradies sondern eher eine Verdammnis sein.
Das Neue der christlichen Botschaft, des Evangeliums Jesu Christi, war und ist es: Es gibt wirklich diese Medizin der Unsterblichkeit. Das Öl der Barmherzigkeit ist uns zugänglich gemacht worden durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Wer an ihn glaubt, hat das ewige Leben.
Bei unserer Taufe wurden wir mit dem Chrisamöl gesalbt, das ein Zeichen für den Heiligen Geist ist. Der Heilige Geist schenkt uns einerseits die Vergebung der Sünden und andererseits das ewige Leben. Das heißt, dieses Öl der Barmherzigkeit, der Heilige Geist, bewirkt, dass wir alles, was die Seele krank macht und ihr den Tod bringt, ablegen und überwinden. Der hl. Paulus zählt einmal auf, was uns zerstört und den ewigen Tod bringt: „Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr“ (Gal 5, 19ff). Der Heilige Geist bewirkt hingegen, dass unser Leben jene Früchte hervorbringt, die ewig bleiben: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal 5, 22f). Wenn wir aus der Kraft des Öles der Barmherzigkeit leben, leben wir ewig.

 

Im Glauben etwas wagen?

gansVom dänischen Philosophen S. Kierkegaard stammt  folgendes Gleichnis: Manche Christen gleichen einem Haufen schnatternder Gänse, die auf einem wunderbaren Hof leben. An jedem siebten Tag wird eine festliche Parade abgehalten. Im Gänsemarsch versammelt sich das stattliche Federvieh. Der beredtste Gänserich steht auf dem Zaun und schnattert mit ergreifenden Worten über das Wunder der Gänse. Immer wieder kommt er auf die herrlichen Zeiten zu sprechen, in denen einst die Gänse zu fliegen wagten und dabei ganze Erdteile überquerten. Der Gänserich lobt die Schöpfermacht und Größe Gottes, der den Gänsen große Flügel und sicheren Instinkt zum Fliegen gab. Die Gänse sind alle tief beeindruckt, senken andächtig ihre Köpfe und drücken ihre Flügel fest an den wohlgenährten Körper. Auf dem Weg nach Hause loben sie noch lange die gute Predigt und den beredten Gänserich. Aber das ist auch alles. Fliegen tun sie nicht. Sie machen nicht einmal den Versuch. Sie fliegen nicht, denn das Korn ist gut, und der Hof ist sicher.

 

Strahlen der göttlichen Barmherzigkeit

barmherziger-jesus4Am 12. April feiert die Kirche den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit. An diesem Tag können die Gläubigen einen vollkommenen Ablass empfangen (durch hl. Beichte, hl. Kommunion, Gebet für den Heiligen Vater und Andacht zur Göttlichen Barmherzigkeit). Jesus hat uns durch Sr. Faustyna auch das Bild seiner „Göttlichen Barmherzigkeit“ geschenkt und verheißen, dass jene Seelen, die dieses Bild verehren, nicht verloren gehen. Vom Herzen Jesu gehen auf diesem Bild zwei Strahlen aus. Jesus gab dazu die folgende Erklärung:

«Die zwei Strahlen bedeuten Blut und Wasser. Der blasse Strahl bedeutet Wasser, das die Seelen rechtfertigt, der rote Strahl bedeutet Blut, welches das Leben der Seelen ist … Diese zwei Strahlen drangen aus den Tiefen Meiner Barmherzigkeit, damals, als Mein sterbendes Herz am Kreuz mit der Lanze geöffnet wurde. Diese Strahlen schützen die Seelen vor dem Zorn Meines Vaters. Glücklich, wer in ihrem Schatten leben wird, denn der gerechte Arm Gottes wird ihn nicht erreichen. Ich wünsche, dass der erste Sonntag nach Ostern zum Fest der Barmherzigkeit wird. … Wer an diesem Tag zur Quelle des Lebens kommt, erfährt einen vollkommenen Nachlass seiner Schuld und Strafe. Die Menschheit wird keinen Frieden finden, solange sie sich nicht mit Vertrauen an Meine Barmherzigkeit wendet.

Oh wie sehr Mich das Misstrauen einer Seele verletzt. Eine solche Seele bekennt, dass Ich heilig und gerecht bin, doch glaubt sie nicht, dass Ich die Barmherzigkeit bin, sie glaubt Meiner Güte nicht. Selbst die Satane preisen Meine Gerechtigkeit, doch glauben sie nicht an Meine Güte. Mein Herz freut sich des Titels ‚Barmherzigkeit‘. Verkünde, dass Barmherzigkeit die größte Eigenschaft Gottes ist. Alle Werke Meiner Hände sind durch Barmherzigkeit gekrönt.»

 

Nichts ist schwer, wenn man Gott lieb hat

Anne_de_Guigne3Ein außergewöhnliches Beispiel der Heiligkeit und der Liebe zu Jesus Christus hat uns die aus Annecy-le-Vieux in Frankreich stammende Anna de Guigne (1911 – 1922) gegeben. Für sie wurde 1932 der Seligsprechungsprozess eingeleitet und 1990 hat die Kongregation für die Heiligsprechungen in einem Dekret den „heroischen Tugendgrad“ Annas bestätigt.

Als kleines Kind zeigte sich bei Anna ein starker, heftiger  Charakter. Sie war schnell aufbrausend, eifersüchtig, ungehorsam und trotzig. Ihre anderen vier Geschwister durften neben ihr nicht bestehen. Als sie einen kleinen Bruder bekam, war sie so eifersüchtig, dass sie ihm einen Tritt an den Kopf gab. Als einmal nicht sie, sondern ihr kleinerer Bruder auf dem Schoß der Mutter sitzen durfte, warf  ihm Anna aus Eifersucht eine Handvoll Sand in die Augen. Weil sie so unbezähmbar war, machten sich ihre Eltern und Großeltern Sorgen, wie das einmal mit ihr enden würde.

Mit vier Jahren aber trat ein Ereignis ein, durch das sie sich gänzlich bekehrte und mit aller Willenskraft anstrengte, das Gute zu tun.

Während des Erstens Weltkriegs, 1915, fiel ihr Vater an der Front. Dieser schmerzliche Verlust für die Familie gab den Anstoß zu Annas Bekehrung. Sie dachte von da an viel an den Himmel und tat alles, um ihre Mutter durch ein gutes und gehorsames Verhalten zu trösten. Die erste hl. Kommunion mit 6 Jahren vertiefte diese Umwandlung. Es gab für sie keine größere Freude mehr, als Jesus Freude zu machen und aus Liebe zu ihm Opfer zu bringen. „Wenn dir etwas schwer fällt“, riet sie einmal einer Freundin, „so denk daran, dem lieben Gott die Mühe aufzuopfern. Man muss ihm alles opfern. Nichts ist schwer, wenn man ihn lieb hat. Unsere Arbeit ist ein Geschenk, das wir Jesus machen müssen.“

„Es gibt viele Freuden hier auf der Erde, aber sie sind nicht von Dauer. Jene eine aber, die bleibt, ist, ein Opfer gebracht zu haben“, sagte sie.

Ihre Erzieherin erklärte, Anna habe nie „warum?“ gefragt, wenn ihr etwas befohlen war, sondern es rasch und immer freudig getan. Beim Spielen sah man die Kleine oft plötzlich still stehen und die Worte sagen: „O Jesus, ich hab dich lieb.“ Sie bat die Mutter, ohne Gebetbuch beten zu dürfen, weil sie dann besser beten könne. „Das ist genau so, wie wenn man mit jemandem redet, Mama, da weiß man immer, was man sagt.“  „Was sagst du Jesus denn?“ „Dass ich ihn lieb habe. Dann rede ich mit ihm über dich und die anderen, damit Jesus sie brav werden lasse. Hauptsächlich rede ich mit ihm über die Sünder und dann sage ich ihm, dass ich ihn gern sehen möchte.“ Da fragte die Mutter ängstlich weiter: „Denkst Du dabei nicht an den Schmerz, den es mir bereiten würde, wenn du fortgingest, um Jesus zu sehen?“ „O ja, Mama, ich denke daran und möchte dir gerne keinen Kummer machen. Aber Papa ist ja schon im Himmel, du wirst auch hinkommen und die anderen auch, denn er ist ja unser Ziel.“ In der Todeskrankheit – offenbar Hirnhautentzündung – war sie nach den höchsten Schmerzen „gern bereit, für die Bekehrung der Sünder weiterzuleiden“, so glücklich war sie dann auch, „zu den Engeln gehen zu dürfen“.

 

Die Brücke des heiligen Josef

josef-mueselbIn Kanada liegt in der Nähe des Sankt Peters-Sees am Sankt Lorenzstrom eine kleine Stadt, die sich Ende des 19. Jahrhunderts  ständig vergrößerte. Die Katholiken wollten eine größere Kirche aus Stein bauen. Holz gab es in jener Gegend genug, aber die Steine mussten sie vom anderen Ufer des Stromes holen, der an dieser Stelle drei bis vier Kilometer breit war, und über den keine Brücke führte. Während des Sommers 1881 sammelten sie Massen von Steinen, die sie während des Winters, wenn der Fluss fest zugefroren war, mit Fuhrwerken über den Fluss bringen wollten. Aber der Winter 1881/82 war sehr mild.  Der Dezember, Jänner und Februar waren vergangen, ohne dass der Fluss eine feste Eisdecke bildete, wie es sonst jedes Jahr geschah. Es sah für die Katholiken, die alles für den Bau der Kirche vorbereitet hatten, trostlos aus. Die Leute begannen sogar zu spotten, dass dies ein Zeichen Gottes wäre, dass er keine Kirche haben wolle. Der Pfarrer des Ortes rief deshalb in seiner Not am ersten Märzsonntag die Gläubigen zu einem Gebetssturm zum hl. Josef auf, der von den Gläubigen der Pfarre eifrig begonnen wurde. Am fünften Tag ihres Gebetes änderte sich plötzlich das Wetter. Es wurde kalt und immer kälter. Gewaltige Eisblöcke kamen den Strom dahergeschwommen und verkeilten sich genau an ihrem Ort vom einen Ufer zum anderen. Und bis zum 19. März, der zum kältesten Tag wurde, hatte sich eine absolut tragfähige Eisbrücke vom einen Ufer zum andern gebildet. Am 20. März feierten die Männer in der Frühe eine hl. Messe zu Ehren des hl. Josef und mit etwa hundert Pferdefuhrwerken brachten sie an diesem Tag alle Steine über den Fluss zum Staunen der ganzen Stadt. Die Leute dachten daran, diese Brücke in den kommenden Tagen weiter zu nützen, aber noch in der Nacht zum 21. März zerbrach das Eis und wurde vom Strom weggetragen.