Richtet euren Sinn auf das Himmlische

Ausschnitt aus dem Mosaik in der Kirche auf dem Berg Tabor über die Verklärung des Herrn. (Fest: 6. Aug.)

Im Evangelium zum 18. Sonntag im Jahreskreis spricht Jesus von den Gefahren der Habgier und des Reichtums und er sagt: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt“ Lk 12,15. Wohin ein Leben in ungehemmtem Überfluss führen kann, das zeigt ein interessantes Experiment, das amerikanischen Verhaltensforscher vor einiger Zeit gemacht haben.

Sie haben Mäuse unter hervorragenden Lebensbedingungen aufwachsen lassen: Man gab ihnen Nahrung im Überfluss. Sie waren geschützt vor allen natürlichen Feinden und vor schlechtem Wetter. Man richtete ihnen ein richtiges „Mäuse-Schlaraffenland“ ein. Bald zeigten sich die Folgen dieses Lebens im Überfluss. Je mehr sich die Tiere vermehrten, umso deutlicher änderte sich ihr Verhalten zum Schlechten: Zuerst lehnten sie sich gegenseitig ab, weil sie offensichtlich die Hilfe des anderen nicht mehr brauchten, sie hatten ja genug Futter. Nachher wurden sie gewalttätig, weil ihnen offenbar zu fad war und sie etwas erleben wollten. Wenn die Mäuseriche vom Weibchen abgelehnt wurden, kam es zu sexuellen Aggressionen, was unter natürlichen Bedingungen bei Mäusen sonst nie der Fall ist.

All das führte schließlich zur Zerstörung jener Ordnung, in der Mäuse sonst zu leben pflegen. Es war die Zerstörung der „sozialen Ordnung“, die Zerstörung des natürlichen Zusammenlebens. Schließlich verloren sie sogar ihr sexuelles Interesse, denn durch das Leben im Überfluss waren offenbar die Lebenskräfte erschlafft und erlahmt. Sie erreichten den Tiefstand ihres Verhaltens, als sie zueinander keine Beziehung mehr hatten und jedes Tier für sich wie auf einer Insel lebte. Die Mäusekolonie begann sich nun zu reduzieren. Nun hätten die Tiere eigentlich zu ihrer ursprünglichen sozialen Beziehung zurückkehren können. Aber nun wussten die Überlebenden nichts mehr mit sich und der Umwelt anzufangen. Schließlich starb der letzte Mäuserich im biblischen Alter von hundert Jahren, wenn man sein Alter mit dem der Menschen vergleicht. Als letzte Überlebende gab es noch vier Weibchen in der Kolonie. Sie waren geradezu Prachtexemplare von Degeneration. Diese Tiere lebten zwar friedlich nebeneinander, aber sie hielten sich voneinander fern. Jede Maus lebte nur noch für sich und mit sich allein.

Wenn die Menschen sich von Gott abwenden und nur mehr das Irdische im Sinn haben, dann wird es ihnen ähnlich ergehen wie dieser Mäusekolonie: Sie werden fressen und saufen, gewalttätig sein usw; die soziale Ordnung zerfällt, bis jeder für sich wie auf einer Insel lebt. Das ist aber nicht der Sinn des Lebens.

Der hl. Paulus sagt: „Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ (Kol 3, 1-2). Wer an Christus glaubt, sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit.

Kinder sind Gottes schönstes Geschenk

Bischof Eustache Saint Hubert aus Haiti berichtet:

„Als ich vor fünf Jahren einer Priesterweihe vorstand, kam nach der heiligen Messe eine Frau auf mich zu und sagte mir sichtlich bewegt:

‚Herr Bischof, ich muss Ihnen etwas erzählen: Als Sie ein junger Priester waren, nahm ich an einem Einkehrtag teil, der in Port-au-Prince stattfand. In ihrem Vortrag sprachen Sie über Abtreibung. Sie sagten, dass Mütter ihre Kinder behüten müssen. Kinder, die sie zu töten beabsichtigten, könnten eines Tages Präsidenten, Priester oder Bischöfe sein.

Damals war ich schwanger und wollte abtreiben. Nach Ihrer Predigt dachte ich lange nach und dank ihrer Worte tat ich es nicht. Dieses Kind ist nun einer der Priester, die Sie heute geweiht haben und ich wollte Ihnen dafür danken.'“

Die sel. Mutter Teresa von Kalkutta sagte immer: „Kinder sind Gottes schönstes Geschenk. Jedes Kind hat das Recht, auf die Welt zu kommen, ob es erwünscht ist oder nicht. Jedes Kind ist kostbar. Jedes ist ein Geschöpf Gottes.

Ungeborene Kinder sind Gott so nahe.“ „Wenn eine Mutter ihr Kind töten kann, welch schlimmeres Übel gibt es dann noch auf der Welt?“ „Wir fordern Frieden auf der Welt, aber der größte Störer dieses Friedens ist der Schrei der ungeborenen Kinder, die tagtäglich abgetrieben werden.“

Quelle: vgl.: Das ganz normale Wunder
100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern

Bis der Tod euch scheidet

Christophe Prigent, ein Pfarrer in Frankreich, berichtet über eine besondere Erfahrung in seinem seelsorglichen Dienst:

„Am 20. Juli 2007 lernte ich Georg und Beatrice beim Begräbnis ihres ältesten Sohnes kennen. Didier, 24 Jahre alt, hatte sich das Leben genommen. Georg und Beatrice waren nicht verheiratet. Georg war an Krebs erkrankt und die Krankheit war schon in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Im August besuchte ich die beiden in ihrem Haus. Dabei fand ich Georg und seine Frau verstört und niedergeschlagen vor. Acht Tage darauf wurde Georg ins Krankenhaus eingewiesen, wo ich ihn ebenfalls besuchte. Auf dem Rückweg betete ich zur Jungfrau Maria, dass Georg doch seine Beatrice heiraten möge. Zwei Tage darauf wurde mein Gebet erhört: Beatrice war sehr glücklich, als sie mich anrief, um mir diese Neuigkeit mitzuteilen. Die Hochzeit wurde auf den 10. Oktober festgelegt und die Feier sollte im Krankenhauszimmer stattfinden. Wir legten die Dokumente für die zivile und die kirchliche Hochzeit bereit, und beide legten die Beichte ab. Auch das Krankenhauspersonal wurde in die Vorbereitungen einbezogen: Am Ende herrschte im Krankenhaus eine überaus freudige Stimmung. Um neun Uhr morgens erschien der Mitarbeiter des Notars, um die zivile Trauung durchzuführen. Die kirchliche Trauung wurde eine halbe Stunde später, im Beisein der Zeugen und des zweiten Sohnes des Brautpaars, gefeiert. Es war für uns alle ein bewegendes und wunderbares Erlebnis. Georg und Beatrice strahlten vor Glück. Auch ich war sehr bewegt und wir feierten das Ereignis mit ein wenig Champagner. Am nächsten Morgen um elf Uhr rief mich Beatrice an und sagte mir, dass Georg nun im Sterben liege. Ich begab mich sofort ins Krankenhaus, wir beteten zusammen und dann spendete ich ihm die Krankensalbung. Er starb um zwölf Uhr, im Kreise seiner Lieben. Auch jetzt noch, während ich diese Zeilen schreibe, bin ich zutiefst berührt. … Allen ihren Bekannten hatten sie ein großartiges Zeugnis des Glaubens und der Liebe gegeben.“

Quelle: Das ganz normale Wunder,
100 Glaubenszeugnisse von katholischen Priestern
Herausgegeben von Thomas M. Gögele LC und Valentin Gögele LC

Das Sakrament der Liebe seines Herzens

Das hl. Messopfer, das die Kirche Sonntag für Sonntag, ja täglich feiert, die heilige Kommunion, die wir empfangen dürfen und auch die heiligen Hostien, die wir im Tabernakel aufbewahren, sind nicht bloß ein schönes Symbol für Jesus, sondern das ist die lebendige Gegenwart des Herrn unter uns. Was wir nach der Wandlung sehen oder bei der hl. Kommunion empfangen, ist zwar der äußeren Gestalt nach Brot, aber der geistigen Substanz nach ist es nicht mehr Brot, sondern der reale Leib Christi, Jesus Christus selbst. Deshalb machen wir, wenn wir die Kirche betreten, auch zum Tabernakel hin eine Kniebeuge, um Christus anzubeten, oder wir halten auch Anbetung vor dem Allerheiligsten. Das ist das Geheimnis des Glaubens, zu dem wir uns bekennen.

Christus hat durch außergewöhnliche Zeichen und eucharistische Wunder im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder bestätigt, dass unser Glaube an seine Gegenwart in der hl. Eucharistie keine Fantasie sondern Wahrheit ist.

Eines der berühmtesten eucharistischen Wunder fand im 8. Jahrhundert in Lanciano in Italien statt. Ein Basilianermönch hatte während der Feier der hl. Messe Zweifel, ob während der Konsekration das Brot tatsächlich zum Leib und der Wein zum Blut Christi wird. Als er die Wandlungsworte sprach, verwandelte sich das Brot in wirkliches Fleisch und der Wein in Blut, die seit dieser Zeit bis heute erhalten geblieben sind. 1970 gab Papst Paul VI. einer Gruppe von italienischen Wissenschaftlern den Auftrag, diese heiligen eucharistischen Gestalten eingehend zu untersuchen und im Jahre 1976 haben von der UNO ausgesandte Ärzte noch einmal eine unabhängige Untersuchung durchgeführt. Beide kamen zum selben Ergebnis: Das Fleisch, das hier seit über 1200 Jahren in einem Reliquiar aufbewahrt wird, stammt aus einem menschlichen Herzen und hat sogar noch Zeichen des Lebens in sich, und das Blut ist menschliches Blut mit der Blutgruppe AB, die hauptsächlich im vorderen Orient vorkommt.

Ein weiteres eucharistisches Wunder geschah 1996 in Buenos Aires. Weihbischof Bergoglio (Papst Franziskus) leitete damals die Untersuchungen. Eine konsekrierte Hostie, die von unbekannten Tätern profaniert worden war, verwandelte sich ebenfalls in einen menschlichen Herzmuskel. Dies stellten amerikanische Wissenschaftler unter der Leitung von F. Zugibe, einem bekannten Kardiologen und Gerichtspathologen im Jahre 1999 in New York fest. Als sie die aus Buenos Aires zugesandte Probe untersuchten, wussten die Wissenschaftler nicht, woher sie stammte. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem untersuchten Material um einen Teil eines Herzmuskels handelte, dass das Herz zur Zeit der Entnahme der Probe lebendig war und dass dieses Herz gelitten hatte.

Eines der neuesten eucharistischen Wunder, das ebenfalls eingehend wissenschaftlich untersucht wurde, geschah im Oktober 2008 in der Pfarrkirche St. Antonius von Padua in Sokolka, im Nordosten Polens: Auch hier verwandelte sich eine konsekrierte Hostie zum Teil in Muskelgewebe eines menschlichen Herzens, das lebt, aber sehr leidet und bereits in Agonie gefallen ist.

Durch diese außergewöhnlichen Zeichen möchte uns Christus auf klare und eindeutige Weise neu bewusst machen, dass während der Feier der Eucharistie sein Leiden, sein Tod und seine Auferstehung gegenwärtig wird, alles, was er aus der Liebe seines Heiligsten Herzens für uns getan hat. Sein Herz schlägt in der heiligen Eucharistie für uns weiter. Wenn wir die hl. Messe mitfeiern und die hl. Kommunion empfangen, so will uns der Herr mit seinem Leib verbinden, damit er in uns lebt, damit der Geist seiner opfernden Liebe in uns genährt werde und damit gleichsam sein Herz in unserem Herzen weiterschlägt. Wer zur hl. Kommunion geht, der bezeugt öffentlich, dass er sich bemüht, ein Leben zu führen, das nicht in einem schweren Widerspruch zu Christus, seiner Kirche und seinen Geboten steht. Darum brauchen wir auch immer wieder die Reinigung des Herzens im Sakrament der Beichte. „Jesus, sanft- und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen.“

Der Glaube – eine heilsame Medizin

Der in Brasilien verehrte und beliebte Franziskanerpater Frei Galvao (1739-1822), ein großer Marienverehrer, wurde am 11. Mai 2007 von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen.

Schon zu seinen Lebzeiten und bis heute sind auf seine Fürsprache viele Wunder und Heilungen geschehen, aber auf eine besondere Weise. Es wird berichtet:

Als Pater Galvao eines Tages zu Fuß von Rio nach Sao Paulo unterwegs war, spracht ihn ein junger Mann an, der von einem Nierenleiden geplagt war und bat ihn, ihm zu helfen. Pater Galvao schreibt von der Gottesmutter inspiriert auf ein kleines Stück Papier: „Post partum, Virgo, inviolata permansisti. Dei genitrix, intercede pro nobis“ (Nach deiner Niederkunft, o Jungfrau, bliebst du unberührt. Mutter Gottes, bitte für uns“), ein Satz aus dem Officium Mariens. Er macht daraus ein Kügelchen und sagt dem jungen Mann, dass er es wie eine Pille schlucken und dabei das Gebet sprechen soll. Der Mann vertraute auf die Hilfe der heiligen Jungfrau und wurde gesund. Kurze Zeit später kam der Heilige auf die gleiche Weise einer Frau zu Hilfe, deren Leben durch eine schwierige Schwangerschaft gefährdet war. Nach der Einnahme dieser „Pille“ verlief die Geburt ohne Probleme.

Der Glaube ist eine heilsame Medizin. Man muss sie nur „einnehmen“.

Lehre die Kinder den Rosenkranz beten

Im Jesuitenkollegium von Bogota erinnert eine Tafel an eine wunderbare Begebenheit, die sich im vorigen Jahrhundert ereignet hatte.

Bruder Araguen, der im dichten brasilianischen Dschungel südlich von Bogota als Katechet unterrichtete, erkrankte an Zungenkrebs und wurde in die nächstgelegene Stadt zur Operation gebracht. Damit er seinen Beruf weiterhin ausüben könne, versuchten die Ärzte seine Zunge zu retten und entfernten nur einen Teil davon, aber der Tumor wuchs weiter und die Entfernung der ganzen Zunge wurde beschlossen.

In der Nacht, die der Operation vorausging, erschien die Gottesmutter Maria Bruder Araguen, berührte ihn und sagte: „Unterrichte auch weiterhin den Katechismus und lehre die Kinder den Rosenkranz beten. Erzähle niemandem etwas über dieses Ereignis, bevor du nicht mit dem Arzt gesprochen hast.“ Am nächsten Morgen wurde Bruder Araguen, nachdem er die Anästhesie verweigert hatte, zum Arzt gebracht, der ihm sogleich sagte, wie wichtig es wäre, sein Leben zu verlängern, sei es auch um den Preis seines Sprachvermögens. Der Bruder aber erklärte ihm, dass sein Tumor verschwunden sei und der Arzt stellte erstaunt fest, dass der Teil der Zunge, der bei der ersten Operation entfernt worden war, wieder vollkommen nachgewachsen war. Bruder Araguen lebte noch lange Jahre, pries Unsere Liebe Frau, verkündete die Macht und die Bedeutung des Rosenkranzes und lehrte die Kinder den Katechismus.

Maria wird uns helfen, das Lob Gottes zu verkünden.

Sich vom Geist Gottes leiten lassen

Am Pfingstfest feiern wir die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die junge Kirche. Der Herr hat den verheißenen Tröster und Beistand gesandt.

Wir haben diesen Heiligen Geist bei unserer Taufe und Firmung empfangen. Er will mit jedem von uns Großes wirken zu unserem Heil und zum Heil unserer Mitmenschen. Nur geht es für uns darum, dass wir uns vom Heiligen Geist auch wirklich leiten lassen.

Unser Leben bringt viele Entscheidungen mit sich. Die Erfüllung unserer täglichen Aufgaben erfordert viel Einsicht und Unterscheidung. Es ist oft schwierig, inmitten der Forderungen, die unsere Gesellschaft stellt, den christlichen Weg klar zu erkennen.

Wovon lassen wir uns also leiten? Ist es der Geist der Welt? Schließen wir uns dem an, was heute modern ist, was die meisten tun und denken? Oder hören wir auf den Heiligen Geist? Aber wie können wir  seine Führung konkret erfahren?

1) Der Heilige Geist wirkt durch innere Eingebung. Wir empfangen von ihm Einsichten und gute Gedanken, die uns näher zu Gott, zur Wahrheit und zum Tun des Guten hinführen. Jesus sagt: „Der Hl. Geist wird uns in die ganze Wahrheit führen.“ Es ist vor allem die Wahrheit über uns selbst und den Willen Gottes. Für diese Wahrheit haben wir einen inneren Spürsinn, das ist unser Gewissen. Und wenn wir suchen, dem Gewissen zu folgen, das befiehlt, das Böse zu meiden und das Gute zu tun, dann sind wir schon auf dem Weg des Heiligen Geistes.

Aber wir müssen damit rechnen, dass wir uns bei diesen inneren Eingebungen sehr leicht täuschen können, besonders im Gebet, im Leiden und im Handeln. Genau diese Bereiche sind der Lieblingsaufenthalt unserer Selbsttäuschungen. Hier kann es leicht passieren, dass wir unseren „eigenen Vogel“ für den Heiligen Geist halten.

2) Darum muss zur inneren Führung noch die äußere hinzukommen, die uns durch die Kirche geschenkt wird. Jesus sagt: „Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Das tut er vor allem durch die Kirche. Immer wieder hören wir das Wort Gottes, die Lehre des Glaubens und wir werden erinnert an die Gebote Gottes. Wer sich an das Evangelium und die Lehre der Kirche hält, der ist sicher unter der Führung des Heiligen Geistes.

Er erleuchtet uns auch durch die Sakramente, vor allem durch das Bußsakrament. Denn durch die Vergebung der Sünden wird immer wieder die Finsternis vertrieben, die durch unsere Fehler,   Sünden und Schwächen in unser Herz gekommen ist.

3) Der Geist Gottes führt uns schließlich durch die verschiedenen Umstände der Vorsehung, durch gute Menschen, die uns einen Rat geben, uns helfen und beistehen.

Die entscheidende Voraussetzung aber für das Wirken des Hl. Geistes ist die Demut des Herzens, ist das hörende Herz. Nur den Demütigen schenkt Gott seine Gnade.

 

Gott anbeten

Papst Franziskus zeigt uns wie auch Benedikt XVI. den Weg des Glaubens. In seiner Predigt am 14. 4. in St. Paul vor den Mauern geht er der Frage nach, was es bedeutet, Gott anzubeten?

„Es bedeutet zu lernen, wie wir bei ihm verweilen und innehalten können, um mit ihm zu sprechen und dabei zu spüren, dass seine Gegenwart die wahrste, beste und wichtigste aller ist. Jeder von uns hat in seinem Leben bewusst und vielleicht manchmal unbewusst eine ganz genaue Reihenfolge der Dinge, die er für mehr oder weniger wichtig hält. Den Herrn anzubeten bedeutet, ihm den Platz zu geben, der ihm gebührt. Den Herrn anzubeten bedeutet, zu sagen und zu glauben – aber nicht nur mit Worten –, dass er allein wirklich unser Leben lenkt. Den Herrn anzubeten bedeutet, dass wir vor ihm die Überzeugung gewinnen, dass er der einzige Gott, der Gott unseres Lebens, der Gott unserer Geschichte ist.“

Sie haben mich immer als Menschen behandelt

Ein Gefängnisseelsorger berichtet: Im Gefängnis, in dem er arbeitete, saß ein Schwerverbrecher seine lebenslange Strafe ab. Er war voller Hass und Bitterkeit, verschlossen und grob. Immer wieder versuchte der Seelsorger, mit ihm zu sprechen und ihm nahezukommen. Er wurde getreten, angespuckt, bekam das Essen ins Gesicht geschüttet und Flüche an den Kopf geworfen. Siebzehn lange Jahre bemühte sich der Seelsorger mit außerordentlicher Liebe um den Mann.

Eines Tages, als er in die Zelle kam, brach der Häftling weinend vor dem Pfarrer zusammen und sagte: „Seit siebzehn Jahren bin ich nun zu Ihnen wie ein Teufel, und Sie haben mich immer als Menschen behandelt. Nun will ich auch ein Mensch werden!“
Das war der Anfang einer langen und grundlegenden Verwandlung eines Menschen. Die Liebe des Seelsorgers, die in dem hasserfüllten Verbrecher das sah, was noch werden könnte, verwandelte den Mann.

Die Augen der Wahrheit sehen, was ein Mensch ist und nicht ist. Aber die Augen der Liebe sehen das, was ein Mensch noch werden kann, wenn er geliebt wird. Das war das Geheimnis der Liebe Jesu. Er sah als Wahrheit die Grenzen, Mängel und Sünden eines jeden, aber er sah als Liebe schon die Verwandlung, die möglich ist. Ein Zöllner wurde ein Apostel, ein Blinder sehend, eine Ehebrecherin geheiligt, ein Besessener frei. Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält allem stand.

Lasst ihn, er ist noch nicht gerichtet!

Carlo war fünfzehn Jahre alt. Er war der Sohn eines Gastwirtes aus Turin und wohnte ganz in der Nähe des Oratoriums von Don Bosco.
Während Don Bosco sich auf Reisen befand, wurde Carlo schwer krank. Der Arzt sagte den niedergeschlagenen Eltern: „Es ist Zeit, an die Sterbesakramente zu denken!“
„Ich möchte Don Bosco! Holt mir Don Bosco!“ bat der Junge. Aber Don Bosco war noch nicht zurück. So kam ein Kaplan aus der Pfarrkirche und brachte dem Kranken die Sterbesakramente. Der Bub blieb jedoch immer noch sehr unruhig und verlangte ununterbrochen, auch in seinem schweren Todeskampf, nach dem Heiligen. Inzwischen kehrte dieser ins Oratorium zurück, wo man ihm sogleich die Bitte Carlos übermittelte.
Eiligst begab er sich dorthin. An der Haustür empfing ihn ein Diener: „O mein Gott! Ihr kommt zu spät. Carlo ist vor sechs Stunden gestorben.“ Der Priester wurde ins Sterbezimmer geführt. Die Mutter und die Tante des Knaben knieten dort betend und weinend. Don Bosco ging auf den leblosen Körper zu, segnete ihn und rief in gebieterischem Ton: „Carlo, steh auf!“ Durch den Leichnam ging ein Zittern, er richtete sich auf, die Augen öffneten sich und erkannten den Priester.
„O, Don Bosco!“ Das kam wie ein Schrei von den Lippen Carlos. „Don Bosco, wenn ihr wüsstet, wie ich nach Euch gerufen habe! Das ist der liebe Gott selbst, der Euch hierher geführt hat. O wie gut das ist!“
„Sprich Carlo! Sag mir, was du auf dem Herzen hast, jetzt bin ich ganz für dich da.“
Carlo gestand: „Bei meiner letzten Beichte habe ich eine schwere Sünde verschwiegen, die ich einige Wochen vorher begangen habe. Und denken Sie sich, was ich eben geträumt habe: Ich stand am Rande eines großen Abgrundes, der ganz mit Feuer angefüllt war. Da waren schreckliche Leute, die wollten mich in den Abgrund stoßen. Aber eine wunderschöne Dame kam und schützte mich. Sie nahm mich bei der Hand und sagte: ‚Lasst ihn, er ist noch nicht gerichtet!‘ Und in diesem Augenblick haben Sie mich aufgeweckt. Jetzt möchte ich gerne beichten!“
Auf einen Wink des Priesters verließen Mutter und Tante schreckensbleich das Zimmer. Nach Beendigung der Beichte durften sie mit den übrigen Angehörigen wieder hereinkommen. Carlo rief ihnen freudestrahlend zu: „Don Bosco hat mich vor der Hölle bewahrt!“
Noch zwei Stunden unterhielt er sich mit seinen Lieben. Sein Leib und seine Glieder fühlten sich kalt wie Marmor an. Dann stellte ihm der Heilige die Frage: „Was jetzt, mein lieber Carlo? Du bist wieder ein Freund Gottes geworden. Was willst du nun tun? Willst du bei uns bleiben oder zu Gott gehen?“ „Ich will zu Gott“, kam ohne zögern die Antwort „Also gut, dann auf Wiedersehen, mein Sohn! Auf Wiedersehen im Himmel!“ Carlo legte den Kopf in die Kissen, schloss friedlich die Augen und ging heim zu Gott.