Überwunden wird das Leiden nur, indem man es trägt

Der evangelische Theologe Walter Uhsadel hatte mit dem berühmten Psychologen Carl Gustav Jung 1938 in Jungs Küsnachter Haus ein kurzes Gespräch. Jung wies auf eine Nachbildung des Königsfelder Glasfensters hin, das die Kreuzigung Christi darstellt, und sagte:

“Sehen Sie, das ist doch das Entscheidende für uns.” Als der Theologe ihn fragte, warum er das sage, antwortete Jung: “Ich komme gerade aus Indien, da ist mir dies von neuem aufgegangen. Der Mensch muss mit dem Problem des Leidens fertig werden.
Der östliche Mensch will sich des Leidens entledigen, indem er das Leiden abstreift. Der abendländische Mensch versucht, das Leiden durch Drogen zu unterdrücken.
Aber das Leiden muss überwunden werden, und überwunden wird es nur, indem man es trägt. Das lernen wir alle von Christus.”

Maria lässt den Glauben erblühen auch im Winter

Die kleine Stadt Bra, die zur Diözese von Turin in Italien gehört, ist ein Wallfahrtsort besonderer Art. Maria ist dort einmal erschienen und hat ein lebendiges Erinnerungszeichen an ihr Kommen und ihre Hilfe hinterlassen. Sie wird dort als “Madonna dei fiori de Bra”, Madonna der Blumen von Bra verehrt. Der Wallfahrtsort geht zurück auf eine besondere Rettungstat Mariens.

Am 29. Dez. 1336 war die junge Egidia Mathis in der Umgebung der Stadt unterwegs und kam an einem der Gottesmutter geweihten Bildstock vorbei. Egidia erwartete bald ihr erstes Kind. Zwei Soldaten einer Söldnerkompanie, die damals durchs Land zog, lagen hinter den Sträuchern auf der Lauer und wollten die junge Frau überfallen und vergewaltigen. Als Egidia sah, was die Soldaten beabsichtigten, klammerte sie sich verzweifelt an das Bild Mariens und flehte sie um ihre Hilfe an.

Da zuckte unvermutet ein Blitzstrahl aus dem Bild hervor und blendete die zwei Söldner, die darauf vor Schreck davonliefen. Da erschien neben Egidia Maria selbst, tröstete sie während einiger Minuten und versicherte ihr, dass alle Gefahr vorüber sei. Als die Erscheinung entschwunden war, kam es für Egidia in Folge der Angst und der Aufregung noch am Fuß der Bildsäule zur Geburt ihres Kindes. Sie wickelte das Neugeborene in ihren Schal und machte sich auf zum nächstgelegene Haus.

Die Neuigkeit des wunderbaren Ereignisses verbreitete sich sofort in der Stadt: trotz der späten Stunde, kamen die Leute in Massen zum Ort des Überfalls und der Erscheinung gelaufen. Dort erwartete sie ein außergewöhnlicher Anblick: Die Säule war von dichten Schlehdornbüschen umwachsen. Trotz des rauen Klimas an diesen letzten Dezembertagen waren die Büsche plötzlich voller weißer Blüten. Und seit damals wiederholt sich die Blüte der Schlehdornbüsche bis heute immer um dieselbe Zeit, Ende Dezember. Sie haben auch zu anderen ungewöhnlichen Zeiten geblüht, immer im Zusammenhang mit besonderen Ereignissen in der Kirche oder mit Ereignissen um das Turiner Grabtuch.

Diese außergewöhnliche Blütezeit der Schlehdornbüsche, die heute noch üppig wachsen, geben der Wissenschaft ein Rätsel auf. Man hat schon alle möglichen Untersuchungen angestellt, um das außergewöhnliche Verhalten natürlich zu erklären. Aber man konnte nichts finden.

Maria gibt uns hier ein wunderbares Zeichen ihrer Gnadenmacht. Wenn wir uns in der Not unserer Zeit, in der das Klima des menschlichen Zusammenlebens oft so kalt und eisig geworden ist (denken wir nur daran, wie kalt unsere Gesellschaft gegen die ungeborenen Kinder ist), an Maria wenden, dann wird sie uns zu Hilfe kommen. Geborgen in ihrer mütterlichen Liebe wird die Seele aufblühen können auch mitten im geistigen Winter, in einer Umgebung, in der der Glaube und die Liebe zu Gott erkaltet sind.

Spezielle Ausstattung für Höhenflüge

Vor kurzem wurde in einem wissenschaftlichen Journal von den Streifengänsen berichtet die in Zentral- und Südasien leben. Das Außergewöhnliche an diesen Tieren ist, dass sie bei ihren zweimal jährlich stattfindenden Wanderungen zwischen Indien und den Hochplateaus Chinas und der Mongolei jedes Mal den Himalaja überqueren. Dabei erreichen sie Flughöhen von bis zu 9.000 Metern – eine Höhe, in der es kein Mensch ohne technische Hilfsmittel oder ein anderer Vogel aushalten würde, geschweige denn, eine Leistung wie einen anstrengenden Flug erbringen könnte. Man hat herausgefunden, dass ihre Muskelzellen speziell gebaut sind, so dass sie bedeutend mehr Sauerstoff aufnehmen und zu einer solchen Leistung fähig sind. Man kann nur staunen, wie wunderbar Gott seine Geschöpfe ausgestattet hat.

Aber noch mehr sollt wir darüber staunen, wie Gott uns so ausgestattet hat, dass wir uns zu ganz anderen Höhen erheben können. Wir haben die Fähigkeit zu beten und unsere Seele zu Gott zu erheben.

Durch das Gebet können wir über alle noch so hohen Berge von Schwierigkeiten hinwegkommen.
Deshalb sollen wir allezeit beten. Der hl. Pfarrer von Ars sagt: “Wer nicht betet gleicht jenen schweren Hühnern, die nur eine kurze Strecke fliegen können und sogleich wieder zu Boden fallen. Dann graben sie sich ein, indem sie die Erde aufscharren; sie bedecken den Kopf mit Erde und scheinen darin ihr einziges Vergnügen zu finden.”

Eucharistisches Wunder – es ist der Leib Christi

Im kleinen Ort Sokólka im Erzbistum Bialystok in Polen hat sich vor einigen Monaten ein eucharistisches Wunder ereignet. Während der Spendung der hl. Kommunion war eine konsekrierte hl. Hostie zu Boden gefallen. Der Priester hat sie – da er sie nicht konsumierte – in ein dafür vorgesehenes Gefäß mit Wasser gegeben, damit sich die Brotsgestalt auflöse. Dies ist von der Kirche für solche Fälle vorgesehen. Nach einigen Wochen stellte der Pfarrer aber fest, dass sich das Wasser rot gefärbt hatte. Und es zeige sich, dass sich die hl. Hostie in ein fleischliches Gewebe gewandelt hatte. In zwei unabhängigen ärztlichen Untersuchungen wurde festgestellt, das es sich um ein Stück aus einem menschlichen Herzen handelt, dass im Todeskampf liegt.

Die weitere genaue Prüfung der Umstände ergab, dass kein Betrug dahinter sein konnte. Die Untersuchungskommission betonte in einer abschließenden Stellungnahme. “Das Ereignis in Sokólka steht nicht im Widerspruch zur Lehre der Kirche, eher wird diese dadurch bestätigt. Die Kirche bekennt, dass sich nach den Konsekrationsworten durch die Macht des Heiligen Geistes das Brot in den Leib Christi und der Wein in sein Blut verwandeln. Das Ereignis stellt auch einen Aufruf dar, dass die Eucharistiespender mit Glauben und Aufmerksamkeit den Leib des Herrn verteilen und die Gläubigen ihn mit Ehrfurcht empfangen.”

Dann geh und handle genauso!

Eines der wichtigen Gleichnisse, die Jesus, der Herr, erzählt hat, ist die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Sie ist die Antwort auf die Frage: „Wer ist mein Nächster?“ Der Gesetzeslehrer wollte sich mit dieser Frage rechtfertigen, da ihm der Anspruch des Gebotes: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ zu radikal erschien.

Das Gleichnis vom Mann der von den Räubern niedergeschlagen wird, und der erst Hilfe durch einen Samariter findet, nachdem ein Priester und ein Levit an ihm gleichgültig vorbeigegangen waren, ist nicht bloß ein Anweisungen für unser Verhalten gegenüber den Schwächsten und Leidenden, sondern es gibt uns zuerst ein wunderbares Bild dafür, was Gott selbst an uns getan hat.

Der Mann, der am Wegrand liegt, ist der Mensch, das sind wir. Durch die List des Teufels sind wir in Sünde gefallen, wurden niedergeschlagen und ausgeplündert und können uns nicht aus eigener Kraft erheben.

Der barmherzige Samariter, der sich dem Halbtoten zuneigt, ist Jesus Christus, der Sohn Gottes selbst. Sein Mitleid mit uns Menschen hat ihn auf die Erde geführt. Er ist gekommen, um zu heilen, was durch die Sünde im Menschen verwundet ist.

Und was tut er? Er gießt Wein und Öl auf die Wunden. Der Wein ist das Zeichen für das Opfer Christi, das Blut, das zur Vergebung der Sünden vergossen hat. Und das Öl bedeutet die Salbung des Heiligen Geistes, die uns zu Kindern Gottes macht. Mit „Wein“ und „Öl“ heilt der Herr die Wunden der Seele.
Noch etwas anderes tut Christus mit uns Menschen. Er bringt uns in die „Herberge“, d.h. in die Kirche. Sie ist das „Sanatorium“ die „Heilanstalt“, in der Christus für uns sorgt bis zur gänzlichen Heilung von unseren Verwundungen .

Das Gleichnis gibt uns ein wunderbares Bild des Erbarmen Gottes. Doch nun ergeht der Aufruf an uns: „Geh, und handle genauso!“ oder wie Jesus an anderer Stelle sagt: „Wie ich euch geliebt habt, so sollt auch ihr einander lieben.” Ganz unmittelbar stehen auch wir vor der Frage: Wer ist mein Nächster, an dem ich diese heilende, helfende Liebe weiterschenken soll?

Es stellt sich immer die Frage, wie wir mit den Schwächen und Fehlern, mit den Verwundungen, Sorgen und Nöten unserer unmittelbaren Mitmenschen umgehen. Und da wird es vor allem uns Güte, Freundlichkeit und Geduld sein, die persönliche Opferbereitschaft und die dienende Liebe, die wie Öl und Wein auf die Wunden unserer Mitmenschen sind. „Die Liebe deckt viele Sünden zu“, sagt der heilige Paulus.
Viele Menschen, denen wir heute begegnen, mit denen wir zu tun haben, liegen geistlich gesehen sozusagen halbtot am Wegrand, fern vom Glauben, fern von der Kirche und von den Geboten Gottes, oft sind sie sogar bewusstlos, d.h. sie wissen gar nicht in welchen Zustand sie vor Gott sind. Und nur zu leicht sind wir versucht, daran vorbeizugehen und so zu handeln, wie es Maria von Ebner-Eschenbach einmal beschrieben hat: „Man kann nicht allen helfen, sagt der Engherzige und hilft keinem.“

Der Herr lädt uns ein, wie der barmherzige Samariter, d.h. wie er selbst zu sein: „Geh und handle genauso!“

Rücksicht auf die Schwächeren

Am 4. Oktober ist der Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dem Gründer aller franziskanischen Gemeinschaften. Eine Begebenheit aus seinem Leben zeigt uns seine Rücksichtnahme auf die Schwächeren, die ein Zeichen echter christlicher Liebe ist. Diese Haltung brauchen wir heute um so mehr, da im großen Leistungsdruck der Gesellschaft die Schwächeren auf der Strecke bleiben.

Als der heilige Franz mit seinen Brüdern in Rivotorto weilte, hörte er um Mitternacht laute Schreie: „Ich sterbe, ich sterbe!“ Alle erwachten und Franziskus stand auf und fragte den Bruder warum er glaube, dass sterben müsse. „Ich sterbe vor Hunger!“, sage er. Denn voll Glaubenseifer hielten die Brüder mit Franziskus oft ein strenges Fasten. Sofort ließ der hl. Franz den Tisch decken und aß selber mit, damit der andere sich nicht zu schämen brauchte. Er bat auch die anderen Brüder; sich an den Tisch zu setzen. Als alle beisammen waren, sagte er: „Jeder soll auf seine Natur achten. Und wenn einer von euch mit weniger Nahrung auskommt als der andere, so soll derjenige, der mehr braucht, sich nicht gewaltsam nach dem Maß der anderen richten, sondern seinem Leibe auch das Nötige geben. Gott will’ Barmherzigkeit, nicht äußere Opfer…“

Pater Pio – Ein Kreuz, das nicht bloß Einbildung war

Der heilige Pater Pio, dessen Gedenktag am 23. Sept. gefeiert wird, hat 50 Jahre lang die Wundmale Christ an seinem Leib getragen.

Es war für ihn ein lebenslanger Leidensweg. Doch er sagt aus eigener Erfahrung: „Das Kreuz wird dich niemals niederdrücken. Sein Gewicht mag dich ins Schwanken bringen, aber seine Kraft wird dich aufrecht halten.“

Pater Pio war auch oft umgeben Menschen, die seine Gnadengaben bezweifelten oder pychologisch erklären wollte. Ein “aufgeklärter” Besucher sagte einmal zu ihm:

„Nicht wahr, Pater Pio, Sie haben sich so intensiv und andächtig mit dem Leiden des Herrn befasst, sich das so sinnfällig vorgestellt, dass bei Ihnen selbst die Wundmale erschienen sind?“ Pater Pio antwortete: „Mein Herr, nicht wahr, wenn Sie sich nur ganz intensiv vorstellen, dass Sie ein Ochse sind, so werden Ihnen wahrscheinlich dennoch keine Hörner wachsen.“

Das Gehör hast Du mir eingepflanzt!

Im Psalm 40 heißt es: “Das Gehör hast du mir eingepflanzt; darum sage ich: Ja, ich komme. … Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude.”

Dieses Gebet macht uns bewusst, dass uns Gott die geistig-leibliche Fähigkeit geschenkt hat auf ihn und sein Wort zu hören. Unsere Beziehung zu Gott kommt zuerst aus dem Hören. Keiner hat Gott je gesehen, doch er hat zu uns gesprochne und das Entscheidende ist, dass wir auf ihn hören, ihm ge-horchen. Der Glaube kommt vom Hören.

Es ist auch bezeichnend für unsere Entwicklung: das erste Sinnesorgan, das beim Kind im Mutterleib vollständig ausgebildet wird, ist das Ohr. Man hat festgestellt, dass das Ohr am Ungeborenen schon am 7. Tag als kleiner Punkt erkennbar wird. Der bekannte französisch Hörforscher Alfred Tomatis geht davon aus, dass das Kind schon kurz nach seinem Lebensbeginn im Mutterschoß zu hören beginnt. Das Hören gibt dem Kind vor allem die geistig seelische Nahrung, die seine weitere Entwicklung beeinflusst.

Dr. Tomatis, der sprachgestörte Kinder behandelte, berichtet von einem autistischen Mädchen, von Odile, die mit drei Jahren noch stumm war. Alle Versuche, sie mit ihrer französischen Muttersprache zu einer Reaktion zu bewegen, scheiterten, bis zufällig einmal in der Gegenwart von Odile englisch gesprochen wurde. Hier zeigte sie plötzlich ein erste Reaktion. Und mit Englisch konnte sie der Arzt sogar zum Sprechen bringen. Was war die Ursache? Ihre Mutter hatte in den ersten Woche ihrer Schwangerschaft in einer Import-Export-Firma gearbeitet, in der nur Englisch gesprochen wurde. Diese aller ersten Wochen waren auch die einzigen der Schwangerschaft gewesen, in der sie sich auf ihr Baby gefreut hatte. Später musste der Vater aus beruflichen Gründen ins Ausland und die Mutter, die zweifelte, ob er je zurückkommen würde, trug sich immer wieder mit dem Gedanken an eine Abtreibung!

Die Geschichte Odiles ist nur ein faszinierendes und eindrucksvolles Beispiel von vielen für das Hör-Erleben des Ungeborenen. Wir sind von Anfang an auf das Hören des Wortes hin geschaffen. Aber nur das Wort, das aus der Liebe kommen, bewegen uns zu einer wirklichen Antwort, sonst bleiben wir stumm.

Gott ist viel besser als wir denken

Pater Werenfried van Straaten, der Gründer des internationalen katholischen Hilfswerkes “Kirche in Not/Ostpriesterhilfe hat kurz vor seinem Tod 2004 mit 90 Jahren in einem Interview über seine Berufung als “Bettler für Gott” gesprochen. Im Laufe seines Lebens hat er 3 Milliarden Euro erbettelt und an Notleidende weitergeleitet.

Er erzählte über ein Schlüsselerlebnis, das ihm den Weg zu seiner Berufung zeigte, ein “Bettler für Gott” zu werden: “Als ich noch in der Ausbildung zum Priester war, verbrachte ich einmal eine Woche Urlaub bei meinen Eltern. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter war zuhause. Als sie in die Stadt ging, um etwas zu kaufen, hat es geklingelt. Draußen stand ein Mann mit einer Geige. Er fing an zu spielen. Ich habe meine Bewunderung geäußert und ihm gesagt: ‘Das haben Sie nicht umsonst gemacht, ich muss schauen, ob ich etwas für Sie habe.’ Ich fand den Geldbeutel meiner Mutter, aber da war nichts drin. Da habe ich gesagt: ‘Wir machen etwas anderes.’ Während er gespielt hat, bin ich die ganze Straße abgegangen, habe überall geklingelt und gesagt: ‘Das ist ein guter Freund von mir, er will etwas für Sie spielen. Wenn Sie etwas Geld geben wollen, können Sie es mir aushändigen, ich gebe es ihm dann.’ Eine halbe Stunde bin ich so mit ihm von Haus zu Haus.”

Pater Werenfried war von unerschütterlichen Gottvertrauen erfüllt, wenn es galt, den Menschen in Not zu helfen. So hat er oft Hilfsgelder zugesagt, die er noch gar nicht gesammelt waren. Das hat ihm am Anfang große Schwierigkeiten eingebracht. Er erzählt:

“Es stimmt, ich habe immer das Geld versprochen, bevor ich es hatte. Ich war ja ein armer Mensch, aber mit einem Vertrauen: Wenn Gott von mir verlangt, dass ich eine Not lindere, muss ich es tun, und Er, der mir das in mein Herz gelegt hat, wird mich dann nicht im Stich lassen. Von Gott erwartete ich, dass er in den Herzen meiner Leser und Zuhörer die Stürme der Liebe entfesseln würde, ohne die alle meine Versprechen eitle Angeberei gewesen wären. Die Folge war nicht, dass ich in eine psychiatrische Klinik eingesperrt wurde oder dass mich mein Abt unter Vormundschaft stellte. Die Folge war, dass sich das Evangelium, aus dem ich den Mut für dieses Wagnis geschöpft hatte, als zuverlässig erwies. Immer wieder sage ich deshalb meinen Mitarbeitern: Habt Gottvertrauen. Gott ist viel besser als wir denken. Und auch die Menschen sind viel besser als wir denken. Man muss die Menschen bloß davon überzeugen, dass sie für das Reich Gottes unentbehrlich sind. Sie warten nur auf das zündende Wort, das ihr Herz entflammt. Und dann fängt das Christentum wieder an, das einzige, was uns retten kann.”

Lässliche Sünden sind wie die Spinnen

Mit einem treffenden Beispiel beschreibt der hl. Franz von Sales die Wirkung der lässlichen Sünde.

Die Spinnen töten nicht die Bienen, wohl aber verderben sie den Honig. Wenn sie im Bienenstock bleiben, dann überziehen sie die Waben mit ihrem Gewebe, und die Bienen können nicht mehr arbeiten. So tötet auch die lässliche Sünde nicht das Leben der Seele, sie verdirbt aber die Frömmigkeit und behindert die Seelenkräfte so sehr durch schlechte Gewohnheiten und Neigungen, dass die frische Tatbereitschaft, darin die Frömmigkeit besteht, lahmgelegt ist; dies allerdings nur, wenn die lässliche Sünde durch die Anhänglichkeit dauernd im Herzen wohnt.

Es hat nicht viel zu bedeuten, wenn einem eine kleine Lüge unterlaufen ist oder wenn man einen kleinen Fehler in Worten, Handlungen, Blicken, in Kleidung, Schmuck, Spiel oder Tanz begangen hat, – vorausgesetzt, dass wir die Spinnen des Geistes sofort nach ihrem Eindringen aus dem Herzen verjagen und entfernen, wie es die Bienen mit den Spinnen machen.

Denn gestatten wir ihnen, in unserem Herzen festen Fuß zu fassen, ja halten wir sie freiwillig fest und nähren sie, dann werden wir bald unseren Honig verdorben, unser Gewissen verpestet und zerstört.