Das Ende des Kirchenjahres und der Advent erinnern uns an die Wiederkunft Christi am Ende der Zeit. Diese Weltzeit und unsere Lebenszeit sind für uns geistliche gesehen wie eine Nacht, in der wir vielen Gefahren ausgesetzt sind: Wir sind in Gefahr, dass unser Denken sich verfinstert und verwirrt wird. Viele Menschen leben auch im Schlaf der Gleichgültigkeit gegenüber Gott, sie sehen nur dieses Leben und diese Welt, so als ob es Gott und das ewige Leben nicht gäbe.
Jesus hat gesagt, dass er kommen werde zu einer Stunde, in der wir es nicht erwarten. Wie schnell diese Stunde kommen kann, ist vielleicht vielen wieder durch den plötzlichen Tod von Jörg Haider bewusst geworden. Von einem Moment zum anderen kann man plötzlich vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Darum mahnt uns Jesus eindringlich zur Wachsamkeit. „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt.“
Wie aber sollen wir diese Wachsamkeit verstehen? Ich möchte dies an einem Beispiel erläutern: Ich war einmal bei einer jungen Familie zum Taufgespräch. Die Eltern, Taufpaten und Freunde waren da. Ihre größte Freude war das erste Kind, das ihnen nun geschenkt war. Während wir uns unterhielten, schlief das Kind im Nebenraum. Wir waren eifrig ins Gespräch vertieft, die Mutter des Kindes erzählte etwas, da unterbrach sie plötzlich ihre Rede, entschuldigt sich und sagte sie müsse zum Kind. Wir wunderten uns zuerst, aber dann war es sofort klar. Uns war nichts aufgefallen, aber sie hatte das Kind weinen gehört. Und warum? Weil ihr Herz, ihre Liebe, ihre innere Aufmerksamkeit trotz aller äußeren Ablenkung immer ganz bei ihrem Kind war. Genau diese Haltung ist die Wachsamkeit.
Wachsam sein im Sinne des Herrn heißt, ein zartes, empfindsames Herz für die Anrufe Gottes zu haben. Wir könne seine Stimme hören in den Aufgaben und Begegnungen eines jeden Tages, vor allem in den Mitmenschen, die unsere Aufmerksamkeit Liebe und Zuneigung brauchen. Und wie diese Mutter voll Eifer und Liebe war, um die Wünsche ihres Kindes zu erfüllen, so ist der wachsame Christ bestrebt, auf den Willen Gottes zu hören und ihn zu erfüllen.
Jesus hat im Zusammenhang mit der Wachsamkeit vom klugen und treuen Knecht gesprochen, der den Seinen zur rechte Zeit das gibt, was sie brauchen. Jene, die die barmherzige, tätige Liebe üben gegen ihre Mitmenschen, die werden sich über das Kommen des Herrn freuen.
Und andererseits spricht Jesus von dem Knecht, der seine Mitmenschen misshandelt, sie schlägt und nur „Trinkern Gelage hält“ d.h. nur das Vergnügen im Kopf hat. Für jene wird das Kommen des Herrn ein „böses Erwachen“ sein.