In einer der Erscheinungen in Lourdes offenbarte Maria der hl. Bernadette ein persönliches Herzensgeheimnis. Sie sagte: „Nach Jesus ist niemand auf Erden und im Himmel meinem Herzen so teuer wie der hl. Josef.“ Darum hatte die hl. Bernadette nicht nur zur Gottesmutter eine innige Beziehung sondern auch zum heiligen Josef. Als ihr Vater, Francois Soubirous, den sie sehr liebte, starb, gelangte sie zu einer noch innigeren Beziehung zum hl. Josef. Sie nannte ihn immer „mein Vater Josef“, und suchte ihn im Kloster von Nevers vor allem in der Haltung, des stillen, verborgenen Dienens nachzuahmen. Eine Mitschwester berichtete, dass Bernadette einmal eine Novene zur Gottesmutter betete. Aber sie wunderte sich darüber, das Bernadette die Novene immer vor der Statue des hl. Josef betete: „Sie müssen zerstreut sein, Schwester! Sie beten zur Gottesmutter und knien vor der Statue des hl. Josef?“ Bernadette antwortet: „O das macht gar nichts! Die Jungfrau Maria und der heilige Josef kommen aufs beste miteinander aus! Und übrigens: Im Himmel gibt es keine Eifersucht!“ Am Fest des hl. Josef 1879 bat sie den hl. Josef um eine gute Sterbestunde. Am Mittwoch (dem Tag, der dem hl. Josef geweiht ist), 16. April 1879 starb sie und wurde in der Josefskapelle in Kloster begraben.
Lourdes
Wollen Sie mir die Freude machen?
150 Jahre Erscheinung der Gottesmutter in Lourdes
Am 11. Februar 1858 erschien Maria zum ersten Mal dem 14-jährigen Mädchen Bernadette Soubirous. Sie zeigte sich 18 Mal in der Grotte von Massabielle und offenbarte sich schließlich als die „Unbefleckte Empfängnis“. Mit dieser Initiative hat die Gottesmutter Lourdes zu einem besonderen Gnadenort gemacht, an dem in den vergangenen 150 Jahren unzählige Menschen Stärkung im Glauben und Heilung an Seele und Leib erfahren haben. Betrachten wir einige Aspekte der Botschaft, die uns Maria hier gegeben hat.
1) Maria hat die Menschen vor allem zu Gebet und Umkehr aufgerufen. Aber es ist wichtig zu sehen: Erst in der 8. Erscheinung sprach Maria über Buße und Umkehr und rief eindringlich zum Gebet für die Sünder auf. Das war aber nicht der erste Inhalt ihrer Botschaft. Das erste, das Bernadette von Maria erfahren hat, war, dass die weiße Dame ihr zulächelte, ihr durch das Lächeln ihre Liebe und ihr Wohlwollen zeigte. 7 von 18 Erscheinungen hat Maria nur darauf verwendet, Bernadette in ein immer tieferes und liebevolleres Vertrauen hineinzuziehen, ihr alle Angst zu nehmen.
Das ist es auch, was Maria mit uns tun will. Sie will uns in ein tieferes und innigeres Gottvertrauen hineinführen. Die zarte und einladende Liebe Gottes spüren wir aus den Worten Marias an Bernadette: “Wollen Sie mir die Freude machen, vierzehn Tage lang hierher zu kommen?” Diese Worte zeugen von einer wunderbaren Sanftheit und Feinfühligkeit. “Sie hat ‚Sie’ zu mir gesagt“, so hat es Bernadette später mitgeteilt. Nie zuvor war sie von jemandem so angesprochen worden. Das ist nicht ein Befehl wie: “Tu dies, lasse das!” Man muss diese Worte wirklich bedenken: „Wollen Sie mir die Freude machen.“ Mit unserem Tun und Lassen Gott eine Freude machen, das soll also unser Bestreben sein. Mutter Julia Verhaeghe sagt: „Gottes einladendes Licht zwingt den Menschen nicht. Er will, dass wir ihm in Freiheit und Liebe dienen.“
2) Ein weiterer Aspekt der Botschaft von Lourdes liegt in der Einladung Marias, dass Bernadette 14 Tage lang jeden Tag zur Grotte kommen solle. Diese 14 Tage fielen damals genau in die Fastenzeit und müssen in einem größeren Zusammenhang gesehen werden. Papst Pius IX. hatte das Jahr 1858 zum Jubeljahr erklärt. Sein Aufruf wurde von Bischof der Diözese Tarbes, zu der Lourdes gehörte, in einem Hirtenbrief vom 20. Januar 1858 aufgenommen. Der Bischof lud die Pfarrer seiner Diözese ein, einen Prediger zu finden, der die Gläubigen 14 Tage lang durch Fastenpredigten unterweisen sollte. Abbe Peyramale, der Pfarrer von Lourdes, hatte noch niemanden gefunden, der in Lourdes predigen konnte, als die Mutter Gottes in der Grotte erschien. Maria hatte gleichsam diese Aufgabe übernommen, die Menschen in diesen 14 Tagen zu unterweisen und zu Gebet und Umkehr zu führen. Es kamen in diesen Tagen tausende Menschen zur Grotte.
Maria wollte uns damit sagen, was sie in Kana schon den Jüngern gesagt hat: „Was er euch sagt, das tut!“ Das heißt für uns heute: Was der Herr euch durch die Kirche sagt und lehrt, das tut!
Bericht der hl. Bernadette über die erste Erscheinung Marias
11. Februar 1858: Die 14jährige Bernadette Soubirous geht mit ihrer Schwester und einer Freundin Holz sammeln. In der Grotte von Massabielle erblickt Bernadette „eine weiß gekleidete Dame: Sie hatte ein weißes Kleid, einen blauen Gürtel und eine goldene Rose in der Farbe ihres Rosenkranzes auf jedem Fuß. Als ich das sah, rieb ich mir die Augen, weil ich dachte, mich zu täuschen. Ich steckte die Hand in meine Tasche; dort fand ich meinen Rosenkranz. Ich wollte mich bekreuzigen, konnte aber die Hand nicht zur Stirn heben: Sie zitterte und fiel mir herunter… Die Dame bekreuzigte sich. Ich versuchte, es auch zu machen, und jetzt konnte ich es. Sobald ich das Kreuzzeichen gemacht hatte, war jede Furcht verschwunden. Ich kniete mich hin und betete meinen Rosenkranz; die Dame ließ die Perlen ihres Rosenkranzes durch die Hand gleiten, bewegte dabei aber nicht die Lippen. Als ich meinen Rosenkranz beendet hatte, machte sie mir Zeichen, näherzukommen. Aber ich wagte es nicht, und so verschwand sie plötzlich“ (nach dem ersten handschriftlichen Bericht von Bernadette, 28. Mai 1861).