Der französische Außenminister und Gründer-Vater der EU Robert Schuman (1886 – 1963), für den auch ein Seligsprechungsprozess läuft, wurde einmal gefragt, warum er nicht geheiratet habe. „Vor langer Zeit“, antwortete er, „als ich einmal in der U-Bahn fuhr, trat ich zufällig einer Dame auf den Fuß. Bevor ich mich noch entschuldigen konnte, kreischte sie los: Du Trottel, kannst du denn nicht aufpassen, wo du hintrampelst! Dann sah sie mich an, errötete und rief aus: Oh, entschuldigen Sie bitte, mein Herr, ich dachte, es wäre mein Mann!“
Nächstenliebe
So fand ich den Weg zum Glauben wieder
Mit 18 Jahren war ich beim Militärdienst. Ich wurde nach Paris einberufen. Zum erstenmal in meinem Leben wohnte ich unter Menschen, die gar keinen Glauben hatten. Unter 30 Soldaten auf unserem Zimmer war ich der einzige, der am Sonntag zur Kirche ging.
In dieser Situation begann ich zu zweifeln. Denn meine Kameraden waren im Grunde aufrichtig und sympathisch. Und doch kümmerten sie sich weder um Kirche noch um Religion. Also konnte man auch ohne Glaube auskommen. Und übrigens, warum sollte gerade ich alleine recht haben und alle anderen im Irrtum sein?
So wurde ich im Herzen allmählich ungläubig. Es wurde dunkel in mir. In dieser Finsternis gab mir Gott ein Licht. Ich hatte eine Tante, die ich sehr schätzte, Tante Teresa. Sie war Krankenschwester und die Güte selbst. Sie hatte nicht geheiratet und war ihr Leben lang die stille Helferin in aller seelischen und körperlichen Not für unzählige Menschen gewesen.
Einen Soldatenurlaub nutze ich aus, um Tante Teresa aufzusuchen. Sie wohnte in einem größerem Dorf in der Nähe von Paris.
Nachmittags ging ich alleine spazieren und saß eine Zeitlang auf einem Brückengeländer über einem schönen Fluss. Da kam ein älterer Landstreicher vorbei und machte bei mir Rast. Wir kamen ins Gespräch. Auf einmal zeigte er auf das Haus meiner Tante: „Siehst du das kleine Häuschen da drüben“, sagte er voller Begeisterung, „da wohnt die beste Frau in der ganzen Umgebung. Sie hat selbst kaum was, und doch tut sie alles, um unsereinem zu helfen.“
In diesem Augenblick ist mir klar geworden: Meine Tante ist der weitaus beste Mensch, den ich kenne, und sie ist ein tiefgläubiger Christ. Musste nicht ein Glaube, der eine solche Liebeskraft schenkt, wahr sein? So fand ich den Weg zum Glauben wieder.
Missionarische Liebe, die die Herzen trifft
Beim Weltjugendtag in Köln waren indonesische Mädchen in Düsseldorf im Rotlichtviertel untergebracht. Wenn sie abends von den gottesdienstlichen Begegnungen zurückkehrten, kamen sie immer an einer Prostituierten vorbei, der sie begeistert von ihren Erlebnissen bei diesem internationalen Christentreffen erzählten. Am letzten Tag aber fingen die Mädchen plötzlich hemmungslos zu weinen an. Die Prostituierte fragte, was denn los sei und da sagten sie, sie seien so traurig, dass sie, die Prostituierte, diese Freude des christlichen Glaubens nicht erleben könne.
Wir wissen diese Geschichte nicht von den Indonesierinnen, die waren in ihre ferne Heimat zurückgekehrt, wir wissen sie von der Prostituierten, die wenig später bei einem Priester anrief und fragte, wie man Christin werden könne. Es sei das erste Mal in ihrem Leben gewesen, dass Menschen ihretwegen geweint hätten.
Quelle: Manfred Lütz, Frohe Weihnachten, Ihr Atheisten, DT vom 22.12.2007